Die Radfahrer-Vertreter haben nachgemessen: Dort, wo der Oberleitungsmast mitten auf dem Fahrradweg steht, ist links und rechts zu wenig Platz. Foto: Jörg Sanzenbacher

Nach der Kritik der Radverbände verspricht die Verwaltung, zumindest bei diesem Manko Abhilfe zu schaffen. Der auf dem Radweg stehende Mast wird aber nicht versetzt. Stattdessen wird die Straße verengt und dafür der Radweg verbreitert.

Esslingen - Die Stadt Esslingen hat das selbst erklärte, ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2025 doppelt so viele Menschen aufs Rad zu bringen wie zurzeit. Dafür werden allerdings attraktive Radwege benötigt. An der zurzeit wegen Hangsicherungsarbeiten und Umbaumaßnahmen gesperrten Aufstiegsstraße zum Zollberg ist das zunächst gründlich misslungen. Die Stadt hat dort im Zuge der Arbeiten die Einrichtung eines Fahrradwegs geplant, auf dem nun aber mittig ein Mast für die Bus-Oberleitung prangt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Esslingen und das Bündnis „Esslingen aufs Rad“ haben diesen Missstand angeprangert und dadurch erreicht, dass die Stadtverwaltung Abhilfe schaffen will, indem sie die Straße zugunsten eines breiteren Radwegs verschmälert.

Die Verantwortlichen des ADFC und des Bündnisses haben nachgemessen. Gerade einmal 80 Zentimeter blieben, um mit dem Rad an dem Mast vorbei zu kommen. Das erfordere „sehr gutes Augenmaß und Gleichgewichtssinn“, heißt es in einer Pressemitteilung des ADFC und des Bündnisses. Ganz zu schweigen von vorprogrammierten gefährlichen Situationen, wenn dort radelnde Eltern mit Kinderanhängern Fußgängern begegneten.

„Schildbürgerstreich“ der Stadt

„Mit solchen Schildbürgerstreichen erreicht Esslingen seine Ziele nicht“, ist Thomas Rumpf vom ADFC-Kreisverband überzeugt. Er fordert, den Oberleitungsmast zu versetzen. Was für die Verwaltung indes „keine Alternative“ ist, da dies mit Kosten im sechsstelligen Bereich verbunden wäre und den „finanziellen Rahmen sprengen würde“, wie es in der Mitteilung aus dem Rathaus heißt, die auf die Kritik der Fahrradfahrer-Vertreter reagiert.

Stattdessen will der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht die Fahrbahn an dieser Stelle auf 6,30 Meter verengen, um so auf dem Radweg eine Durchgangsbreite von 1,20 Meter zu erreichen – auf dass die Engstelle dann auch mit Anhänger sicher passiert werden könne. Damit ist nach Ansicht von Wallbrecht eine Lösung gefunden worden, „mit der alle Verkehrsteilnehmer gut leben können“. Wenngleich er anmerkt, dass es die Fahrbahnverschmälerung erschwere, zwei sich begegnende Busse aneinander vorbeifahren zu lassen. Aber aufgrund des an dieser Stelle geradlinigen Straßenverlaufs könne dies „ausnahmsweise ermöglicht“ werden, wie mit dem Städtischen Verkehrsbetrieb abgesprochen worden sei.

Joachim Schleicher vom ADFC Esslingen ist mit dieser Lösung „nicht wirklich glücklich“, hält sie aber für „akzeptabel“. Doch grundsätzlich zeigt er sich verwundert darüber, dass die seitens der Verwaltung mit den Radverbänden abgestimmte Breite des Fuß- und Radwegs von drei Meter (2,50 Meter nutzbare Breite sowie 50 Zentimeter Sicherheitstrennstreifen zur Fahrbahn) nicht eingehalten werde. Bei einer Besichtigung der Baustelle habe sich herausgestellt, dass der Weg lediglich zwei Meter breit sei.

Für Rad- und Fußweg zu schmal

Die Stadtverwaltung stellt das anders dar. Es sei – auch gegenüber dem ADFC – „immer deutlich kommuniziert“ worden, dass die nutzbare Breite von 2,50 Metern nur im unteren Teilbereich an der Zollbergstraße möglich sei. Oberhalb davon bleibe aufgrund des geringen Straßenquerschnitts dafür „schlicht zu wenig Platz“. Joachim Schleicher merkt dazu an, dass mit dieser Gesamtbreite laut den Bestimmungen lediglich ein Rad-, nicht aber – wie ursprünglich geplant – ein kombinierter Rad- und Fußweg ausgewiesen werden könne. Letzterer hätte einer Breite von insgesamt drei Metern bedurft.