Die Adalbert-Stifter-Schule in Esslingen wird abgerissen. An ihrer Stelle will die Stadt eine Realschule errichten. Foto: Horst Rudel

Frohe Kunde aus dem Stuttgarter Kultusministerium: Die Schulpläne sind genehmigt, Esslingen darf sein Realschulangebot um sechs Züge erweitern.

Esslingen - Für den Esslinger Kultur- und Sozialbürgermeister Markus Raab ist es ein Novum: Dass das Land in einer Stadt gleich zwei Schulen genehmigt. Doch die Zeit drängt. Die Schüler strömen auf die Realschulen, selbst wenn sie eine Empfehlung für die Werkrealschule haben, und die Werkrealschulen bluten und schließen. Deswegen hatte sich der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger an die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann gewandt, um den Bau von Realschulen voran zu bringen.

Die Realschulen laufen über

Nach der Einschätzung des Esslinger Schulamtes braucht die Stadt sechs Realschulzüge, also sechs Klassen zusätzlich, die parallel laufen werden. Bereits im vergangenen Sommer hatte die Verwaltung den Gemeinderat darüber informiert, war aber auf Skepsis gestoßen. Angezweifelt wurde, ob es tatsächlich so viele neue Schüler gebe. Bernd Berroth vom Amt für Bildung und Erziehung hatte argumentiert, Esslingen sei weiterhin ein Zuzugsgebiet, mit dem Familiennachzug der Flüchtlinge würden weitere Kinder in die Stadt kommen, und die Geburtenrate sei angestiegen.

Neu ist allerdings ein vierter Grund. Jetzt, wo die Werkrealschulen auslaufen und die Gemeinschaftsschule nicht die gehoffte Akzeptanz erfährt, laufen die Realschulen über. Die beiden Standorte hat sich die Verwaltung auch schon ausgeguckt: Eine Realschule soll neben der Lerchenäckerschule in Esslingen gebaut werden, die andere anstelle der Adalbert-Stifter-Schule in der Pliensauvorstadt. Die alte Stifter-Schule soll abgerissen, die Lerchenäckerschule erweitert werden.

Der Gemeinderat geht in Klausur

Die Kunde aus Stuttgart überbrachte der CDU-Landtagsabgeordnete Andreas Deuschle am Montag in einer Pressemitteilung, noch bevor die Stadtverwaltung den Gemeinderat informierte. Der Zeitpunkt war gut gewählt, weil sich die Gemeinderäte am Dienstag im Neckar Forum zur Klausurtagung treffen, um die Schulentwicklung zu beraten. Die Esslinger CDU hatte seit je her an dem Zwei-Säulen-Modell mit Gemeinschaftsschule und Gymnasium gerüttelt, das von der damaligen grün-roten Landesregierung verordnet worden war. Die Christdemokraten wollten die Realschulen erhalten, die Grünen und die SPD setzten eher auf die Gemeinschaftsschule.

Die beiden Realschulen müssen schnell gebaut werden, denn die Zeit wird knapp. Stadtrat Klaus Hummel (SPD) berichtet, dass die Realschulen mittlerweile Wanderklassen bildeten. Edward-Errol Jaffke (CDU) regt an, zumindest in der Interimszeit an der Zollberg-Realschule Schulcontainer aufzustellen.