Eine Erzieherin spielt mit Kindern. Foto: dpa

Erzieherinnen arbeiten unter der Wahrnehmungsgrenze des Bundes. Redakteurin Barbara Czimmer fordert die Gleichstellung ihrer Ausbildung mit anderen dualen Ausbildungsgängen.

Stuttgart - Beruf und Familie sollen vereinbar sein, doch gerade in der Kinderbetreuung kollidieren die Interessen: Auf der einen Seite sind Mütter und Väter, die den Rücken frei haben wollen für ihren Beruf, auf der anderen Seite zumeist Frauen, die die Betreuung, auch trotz eigener Kinder, möglich machen. Das funktioniert nur mit flexiblen Stundenumfängen und familienfreundlichen Dienstzeiten. Je länger der Dienst, desto weniger Fachkräfte sind dafür zu gewinnen.

Investitionen helfen zurzeit wenig

Der Personalmangel in Kitas gefährdet mittlerweile die Berufstätigkeit von Müttern oder Vätern. Jugendamt, Erzieherinnen und Eltern der städtischen Kitas haben die Gefahr erkannt und sind zu Kompromissen gekommen. In fast der Hälfte der Früh- und Spätangebote sind unter der Anleitung einer Erzieherin oder eines Erziehers nun Nichtfachkräfte im Einsatz, deren Betreuungskompetenz nicht infrage steht. Initiativ war auch die Stadt und hat die Stellen für praxisintegrierte Ausbildung, also eine bezahlte Ausbildung der Erzieherinnen, deutlich aufgestockt. Finanzieren müssen das die Kita-Träger, also Stadt oder Kirchen, während Land und Bund allenfalls mit Investitionszuschüssen winken. Doch was hilft’s? In der Landeshauptstadt stehen 520 zum Teil nagelneue Kita-Plätze leer, weil keine Fachkräfte zu bekommen sind, die Kinderzahlen steigen, und der Betreuungsbedarf wächst mit den Kindern mit.

Schulgeld bezahlen und nichts verdienen

In Städten und Kommunen werden deshalb die Stimmen lauter, die den Bund auffordern, unter anderem die Erzieherausbildung künftig wie andere duale Ausbildungsberufe zu fördern. Denn bisher müssen angehende Erzieherinnen das Schulgeld selbst bezahlen und verdienen obendrein drei Jahre lang nichts. Es ist höchste Zeit, dass der Bund den Kommunen zuhört und sie in der Fürsorge unterstützt, denn dass die Kinderzahl zurückgeht, das sind Geschichten aus uralten Zeiten.

barbara.czimmer@stzn.de