Wo geht’s lang? Die meisten Eltern wollen, dass ihre Grundschulkinder aufs Gymnasium wechseln. Foto: dpa

In Stuttgart gibt es 17 755 Grundschüler. Deren Eltern wollen ihre Kinder vor allem ins Gymnasium hieven. Das ist nicht immer sinnvoll.

Stuttgart - Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) hat am Montag im Jugendhilfeausschuss den ersten Bildungsbericht der Stadt Stuttgart vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der Situation von Kindern im Grundschulalter. In sechs Kapiteln beleuchtet er die demografischen Rahmenbedingungen in Stuttgart, präsentiert Ergebnisse von Einschulungsuntersuchungen und gibt einen umfassenden, nach Schularten gegliederten Überblick über die Schülerschaft.

Der 138 Seiten umfassende Band beschäftigt sich aber nicht ausschließlich mit den Grundschulen, sondern auch mit dem Übertritt auf weiterführende Schulen. Zahlen gibt es zum Beispiel zu den Grundschulempfehlungen, aber auch dazu, wie oft Eltern von diesen abweichen: Während Eltern der Gymnasialempfehlung fast vollständig folgen, ist die Bindung an eine Empfehlung für die Werkrealschule mit 13,5 Prozent auffallend schwach.

Mehr als die Hälfte der Kinder sind auf einer Ganztagsschule

Insgesamt gibt es in Stuttgart 17 755 Grundschüler. Knapp mehr als die Hälfte (53,5 Prozent) besuchen eine Schule mit Ganztagsangebot, nur noch 46,5 Prozent gehen auf eine klassische Halbtagsgrundschule. Einen deutlichen Nord-Süd-Kontrast zeigt sich bei Grundschulkindern mit Bonuscard-Berechtigung: Während deren Anteil in Bad Cannstatt und Mühlhausen bei deutlich mehr als 40 Prozent liegt, übersteigt er in Degerloch nur knapp die Zehn-Prozent-Marke. „Wir sind stolz auf den ersten Bildungsbericht“, sagte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer. In den kommenden Jahren würden weitere Bände folgen, die sich den nächsten Altersabschnitten widmen. Der Bericht sei eine wichtige Datengrundlage für die Stadt. „Nicht jede Information im Bildungsbericht ist neu. Die Informationen sind aber erstmals zusammengestellt und zueinander in Bezug gesetzt worden“, sagt Fezer. Diese Grundlage erlaube es, Dinge neu zu bewerten. Federführend beim Bildungsbericht war die Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft in Zusammenarbeit mit Jugendamt, Schulverwaltungsamt und dem Staatlichen Schulamt.

Der Ausschuss zeigte sich angetan. Großes Lob erhielt vor allem die anschauliche Darstellung und die Aufschlüsselung nach Bezirken. „Man schlägt es auf und ist begeistert“, sagte Iris Ripsam (CDU). Dennoch vermisse sie eine Handlungsempfehlung. So auch Gabriele Nuber-Schöllhammer (Grüne): „Ein Fazit hätte ich schön gefunden“, sagte sie. Genau das habe man aber bewusst vermieden, entgegnete Bürgermeisterin Fezer.

Viele Kinder haben Sprachprobleme

Dennoch sei der Bericht mehr als eine Datensammlung. In den kommenden Sitzungen solle sich der Ausschuss schrittweise mit den einzelnen Themen beschäftigen. Redebedarf gibt es über die Zahlen allemal. Geradezu schockiert zeigten sich einige Ausschussmitglieder zum Beispiel über Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung im Teilbereich Sprache: von 5052 untersuchten Kindern zeigten demnach mehr als 3000 ein „auffälliges Ergebnis“.

Das liege jedoch an dem extrem sensiblen Sprachscreening, das auch geringfügige Auffälligkeiten erfasse, sagte Isabel Fezer. Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Gesellschaft, Heinz Gerstlauer, forderte eine Debatte über den Begriff der Bildungsgerechtigkeit. Auch über dieses zentrale Thema wolle man in nächster Zeit noch intensiv diskutieren, versprach Fezer.