Jugendliche diskutieren im alten Stadtbad über den Klimaschutz. Foto: factum/Simon Granville

Der Nachwuchs organisiert in Ludwigsburg im alten Stadtbad die erste Jugendklimakonferenz. Nun ist die Stadt am Zug, an die die Jugendlichen klare Forderungen richten. Eine Gruppe fehlte allerdings.

Ludwigsburg - Schulen sollen bis zum Jahr 2022 nachhaltig und klimaneutral werden, der öffentliche Nahverkehr günstiger und stärker. Busse sollen öfter fahren und mehr eigene Spuren erhalten. Autostraßen sollen in Radwege umgewandelt werden, damit der motorisierte Verkehr Umwege nehmen muss, und das Autofahren unattraktiv wird. Dächer und Fassaden sollen für die Gewinnung von Energie genutzt werden, Baustoffe wiederverwendet, Häuser höher gebaut. Bewegungsmelder in öffentlichen Gebäuden sollen dabei helfen, Strom zu sparen.

Nächste Station: der Gemeinderat

Es sind viele konkrete Projekte und Forderungen, die die Teilnehmer bei der ersten Jugendklimakonferenz am Samstag in Ludwigsburg im alten Stadtbad formulierten. Und es sind Projekte und Forderungen, die ernstgenommen werden. Das jedenfalls betonte die Bürgermeisterin für Stadtentwicklung mehrfach, als die Jugendlichen ihr am Abend die Ergebnisse vorstellten. „Das sind super pragmatische, leicht umsetzbare Vorschläge“, sagte Gabriele Nießen, aus deren Sicht eine Mobilitätswende und ein verändertes Mobilitätsverhalten dringend erforderlich sind. Sie nehme die Ideen mit für die Fortschreibung des integrierten Klimaschutz- und Energiekonzeptes der Stadt. In der Sitzung des Gemeinderats am 19. Februar stellen die Organisatoren die Ergebnisse ausführlich vor.

Insgesamt mehr als 60 Jugendliche und Referenten aus verschiedenen Organisationen, Verbänden, Vereinen und Hochschulen kamen zusammen, um das Thema Klimaschutz in der Stadt – sozusagen vor der eigenen Haustür – anzupacken und voranzutreiben. „Es geht darum, sich zu informieren und bewusst zu werden, welche Probleme es in Ludwigsburg gibt“, sagte Philipp Domke, 18, aus Vaihingen/Enz, der die Konferenz mitorganisiert hat. Gemeinsam Ideen sammeln und umsetzen, anstatt immer nur darüber zu reden, laute die Devise. „Uns wird Ungutes prognostiziert. Ich will aber nicht von der Angst gelähmt werden, sondern bin hoffnungsvoll, dass wir beim Klimaschutz etwas bewirken können. Wir müssen nur etwas tun“, sagte Philipp Domke.

Verwunderung über die Fridays-for-Future-Bewegung

„Wir wollen etwas bewegen“, erläuterte auch Hannah Seyfang vom Team Nachhaltige Stadtentwicklung. Als Reaktion auf die Proteste in Ludwigsburg habe der damalige Oberbürgermeister Werner Spec die Idee gehabt, jungen Leuten ein Forum zu bieten, bei dem sie mitreden, mitplanen und mitgestalten können. Mitte Juli begannen die Planungen. „Es ist ernst mit der Klimakrise“, sagte Hannah Seyfang.

Deshalb – und auch wegen der regelmäßigen Klimastreiks der Fridays-for-Future-Bewegung – rechnete die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung damit, dass sich mehr als rund 30 Jugendliche anmelden. „Es ist schade, dass nicht mehr gekommen sind“, bedauerte Hannah Seyfang. Zwar interessierten sich viele für Klimaschutz, jedoch seien auch viele in der Vorweihnachtszeit anderweitig eingespannt.

Verwundert zeigten sich Verwaltung wie Gemeinderäte über das Verhalten der Fridays-for-Future-Bewegung. „Wir haben wegen einer Kooperation angefragt“, sagte Hannah Seyfang. Die Bewegung hätte sich aber dagegen entschieden, die Konferenz zu unterstützen. Trotzdem hoffe man, dass es in den nächsten Wochen zu einer Zusammenarbeit komme.

„Es geht ja um unsere Zukunft“

Das Thema Mobilität war am Samstag besonders stark nachgefragt. Wohl deshalb, weil es so konkret ist. Und weil die Jugendlichen es leicht finden, den Autoverkehr in der Stadt zu reduzieren. „Ich komme mit dem Bus oder Rad zur Schule“, sagte Louis, fast nie würde er mit dem Auto gefahren. Der Siebtklässler besuchte mit drei Freunden die Konferenz. Sie hätten Zeit gehabt, ihnen seien aber auch die Umwelt und das Klima wichtig. „Es geht ja schließlich um unsere Zukunft.“