Sabrina Hägele nimmt mit ihrem Hund Lennox an dem Erste-Hilfe-Kurs teil. Sie will unter anderem wissen, was sie tun soll, wenn ihr Pferd auf die Hundepfote tritt. Foto: Thomas Krämer

Welchen Pulsschlag hat ein Hund? Und woran erkennt der Mensch, das etwas nicht stimmt mit dem Vierbeiner? Antworten auf Fragen wie diese gibt es bei einem speziellen Erste-Hilfe-Kurs in Stuttgart-Vaihingen.

Vaihingen - Paula mag nicht. Da helfen auch keine Leckerlis. Hedda ist da schon mutiger. Ohne zu murren nimmt die elf Monate alte Labradorhündin hin, wie Kirsten Häusler ihren Brustkorb betastet und am Hinterlauf nach dem Puls sucht. Häusler ist Tierphysiotherapeutin und gibt an diesem Samstag beim Verein der Hundefreunde Stuttgart-Vaihingen einen Kurs zu „Erste Hilfe am Hund“.

Wenn der Hund krank wird, stehen Frauchen oder Herrchen vor der Frage: Ist das eine lebensbedrohliche Erkrankung oder nur ein Wehwehchen? Für sie hat Häusler Tipps parat. „Um zu erkennen, ob der Hund krank oder verletzt ist, muss man natürlich erst einmal den Normalzustand kennen“, erklärt sie. Den Puls könne man auf der Innenseite der Hinterläufe erfühlen. 70 bis 90 Schläge sollte man normalerweise bei großen Hunden spüren, „bei kleinen Hunden sind dies sogar 90 bis 160 Herzschläge“, ergänzt die

Wie viel Atemzüge pro Minute sind normal?

Tierphysiotherapeutin. Auch die Atmung sei wichtig. 80 Atemzüge oder 30, wie zwei Teilnehmer schätzen. „Zehn bis 30 Atemzüge pro Minute sind normal“, sagt Häusler. Und auch hier gelte: Je kleiner der Hund, desto schneller atme er. „Wenn man dabei Geräusche vernehme, sollte man nach Fremdkörpern in den Atemwegen schauen“, rät Häusler. Und das umso mehr, wenn die Schleimhäute nicht mehr schön rosa sind, sondern bleich oder sogar bläulich. Wo man das sehen kann? Häusler schiebt die Lefzen von Hedda ein wenig nach oben, das Zahnfleisch wird sichtbar. „Schön rosa, so wie es sein sollte“, sagt sie, überprüft noch den Lidreflex und tätschelt den Kopf des Hundes, der so bereitwillig mitgemacht hat.

Häuslers Tipp: all das immer wieder beim gesunden Hund zu testen. „So verschafft man sich das Vertrauen des Tieres und weiß im Notfall auch, auf was es ankommt“, sagt sie. Denn wenn man schnell die Hilfe des Tierarztes benötige, könne man ihm wichtige Informationen schon am Telefon mitteilen. Auch beim Verdacht auf eine Vergiftung. „Dann sollte man möglichst das verdächtige Futter einpacken und mit zum Arzt nehmen“, sagt Häusler. Damit würde dessen Diagnose wesentlich erleichtert. „Der Körper eines Hundes funktioniert grundsätzlich ähnlich wie der eines Menschen“, sagt Häusler, die selbst zwei Hunde hat.

Das Frauchen will gewappnet sein

Melanie Henge, Frauchen der tapferen Hedda, hat das schon vermutet. Sie ist Kinderkrankenschwester und kann deshalb mit den Körperfunktionen viel anfangen. „Mein Hund hatte noch nie etwas“, sagt sie, will aber trotzdem gewappnet sein. Sabrina Hägele ist mit Lennox auf das Vereinsgelände nach Vaihingen gekommen. Sie will mehr darüber erfahren, was zu tun ist, wenn ihr fünf Jahre alter Boxerhund einmal kränkelt oder ihr Pferd wieder einmal auf die Pfote von Lennox tritt. „Ich wusste bis jetzt nicht einmal, welche Körpertemperatur normal ist“, sagt sie.

Vergiftungen gehören zu den häufigsten Notfällen bei Hunden“, sagt Sandra Vischer, die Vorsitzende und Ausbildungsleiterin des Vereins der Hundefreunde Stuttgart-Vaihingen. Sie hat zum zweiten Mal eine solche Veranstaltung für den rund 80 Mitglieder zählenden Verein organisiert. Daneben steht auch die ganz normale Ausbildung von Hund und Herrchen auf dem Programm. „Wenn Probleme auftreten, liegt das oft nicht am Hund, sondern am anderen Ende der Leine“, so ihre langjährige Erfahrung.