Der Urlaub an heimischen Gewässern ist in diesem Jahr besonders attraktiv – aber auch exotischere Reiseziele könnten bald die Touristen in Scharen anlocken. Foto: picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Die Tourismusbranche hat in der Corona-Krise stark gelitten. Trotzdem können Urlauber in diesem Jahr vielfach auf günstige Preise hoffen – sie müssen allerdings schnell sein.

Stuttgart - Die Reiselust ist zurück: Je mehr die Reisebeschränkungen gelockert werden, desto eifriger machen sich deutsche Urlauber an die Buchungen. Kurzfristige Reisen für Juli und August sind laut DER Touristik besonders stark gefragt, viele Angebote in Deutschland und Österreich seien schnell ausgebucht. Aber die Reiseveranstalter denken schon einen Schritt weiter: In der Hoffnung auf urlaubsfreudige Kundschaft weiten sie bereits ihr Programm für die Wintersaison aus – mit so manchen frohlockenden Angeboten.

Der Tourismus zählt zu den am härtesten von der Corona-Krise getroffenen Branchen. Nach dreimonatiger Pause hatte die Bundesregierung am 15. Juni die weltweite Reisewarnung für zahlreiche europäische Reiseziele aufgehoben und damit das Startsignal für den Sommerurlaub von der Adria bis zur Algarve gegeben. Gleichzeitig fielen die letzten Kontrollen an den deutschen Grenzen zu den Nachbarländern.

Buchungszahlen steigen – am liebsten nah und bald

Die Deutschen nehmen die Lockerungen freudig entgegen, von ängstlicher Zurückhaltung keine Spur. Dem Reiseveranstalter DER Touristik zufolge ist derzeit vor allem der Urlaub im eigenen Land und auch im Nachbarland Österreich stark gefragt. „Für die Nah-Ziele sollten sich Urlauber schnell entscheiden, denn bei einigen Angeboten könnten die Betten in den Sommerferien knapp werden“, sagte Zentraleuropa-Chef Ingo Burmester der Deutschen Presseagentur. Aber auch für Urlaubsgebiete im Ausland wie Griechenland, die Türkei, Balearen und Kanaren sowie Tunesien und der Indische Ozean steige die Nachfrage wieder.

Offenbar wollen viele Deutsche den Sommerurlaub in diesem Jahr nicht missen: Der Reisekonzern stellt nach Aufhebung der Reisewarnung für viele europäische Länder stark gestiegene Kurzfrist-Buchungen fest. „Die Buchungszahlen nehmen Woche für Woche zu. Juli und August werden mit am stärksten gebucht. Wir nähern uns dem Stand der Zeit vor Ausbruch der Corona-Pandemie an“, sagte Burmester.

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Auch der weltgrößte Tourismuskonzern Tui will in den kommenden Wochen schrittweise immer mehr Ziele ansteuern. Ungefähr ein Viertel des Programms für die Hauptsaison sei derzeit ausgebucht, in der vergangenen Woche habe das Interesse der Kunden „spürbar“ zugenommen. „Insbesondere Deutschland und Belgien verzeichnen eine deutliche Erholung“, so Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak.

Überdurchschnittlich gefragt im Vergleich zu anderen Jahren sind laut Burmester aktuell Ferienhäuser und Ferienwohnungen sowie Luxushotels. „Dort lassen sich Abstandsregeln leichter einhalten, Zimmer und Suiten sind zudem größer.“

Sparer können auf günstige Angebote hoffen

Die Corona-Krise hat der Tourismusbranche nicht nur schwere Sorgen bereitet, sondern sie auch in finanzielle Nöte gebracht. Nach Berechnungen des Deutschen Reiseverbandes (DRV) führen die Corona-Beschränkungen zu Umsatzeinbußen für Reisebüros und Veranstalter von insgesamt fast 20 Milliarden Euro von Mitte März bis Ende August. Hinzu kommen nun noch zusätzliche Kosten für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen.

Trotzdem können Urlauber in diesem Sommer nach Einschätzung von DER Touristik vielfach auf günstige Preise hoffen. „Zum Teil machen uns unsere Leistungsträger sehr attraktive Angebote“, sagte Burmester. „Fluggesellschaften profitieren vom niedrigen Kerosinpreis und Hoteliers wollen wenigstens ihre Fixkosten wieder reinbekommen.“ Vor allem für Ziele im europäischen Ausland gebe es attraktive Angebote.

Anders sieht es derzeit beim Veranstalter Tui aus: Die Preise hätten im Schnitt um 14 Prozent zugelegt, was die dringend nötige Liquidität erhöhe. Im Mai hatte Deutschland-Chef Andryszak wegen der hohen Überkapazitäten im bevorstehenden Programm „tendenziell günstigere“ Reisen in Aussicht gestellt: „Die Preise rutschen eher nach unten und nicht nach oben.“ Aktuell ist das Urlaubsangebot aber noch deutlich knapper als in normalen Zeiten.

DER lockt mit Frühbuchervorteilen

In weiser – oder hoffnungsvoller – Voraussicht hat DER Touristik bereits sein Angebot für die kommende Wintersaison ausgebaut. Unter anderem soll es mehr Skiurlaub-Angebote und vielerorts reduzierte Hotelpreise geben, auch Ziele für die kommende Sommersaison sind bereits buchbar. Unklar ist momentan jedoch, ob die Reisewarnungen für Länder wie Dubai, Tunesien oder Ägypten bis dahin aufgehoben sein werden.

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„Die Mehrheit unserer Hotelpartner hat die Preise auf Vorjahresniveau gehalten oder sogar gesenkt. Vor allem für diejenigen, die ihren Sommerurlaub nicht antreten können und diesen im Winter nachholen möchten, ist das eine sehr positive Nachricht“, so Burmester.

Rückerstattungen sorgen für Ärger

Für Unmut sorgt weiterhin die Rückerstattung für wegen der Corona-Krise stornierte Flüge. Nach Angaben des DRV geht es allein in Deutschland um Flugtickets im Wert von rund vier Milliarden Euro. Diese Stornierungen würden aktuell von den Fluggesellschaften nicht bearbeitet und könnten damit auch nicht an die Kunden zurückgezahlt werden, sagte eine DRV-Sprecherin der Bild-Zeitung.

Auch Reiseveranstalter mussten in der Krise bereits gebuchte Reisen stornieren. Kunden haben die Wahl zwischen Gutscheinen oder Rückerstattung des Geldes. Die Rückerstattungen für den Monat April sind bei DER Touristik Burmester zufolge abgeschlossen. In den kommenden Tagen würden die Rückerstattungen für die Mai-Stornierungen beendet.