Christian Rösslein (unten) und Marco Grenz in der umgebauten Königsbau Suite - Eindrücke vom Eröffnungsabend in unserer Bildergalerie! Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Aus dem einstigen „Oma-Café“ soll eine In-Bar werden: Mit 600 geladenen Gästen wurde Eröffnung der Königsbau Suite am Donnerstagabend gefeiert.

Stuttgart - Reinhard Mey war’s, der vor Jahren seufzend sang: „Es gibt keine Maikäfer mehr“. Wer nun wird ein Lied anstimmen, das vom Königsbau handelt und etwa so heißen könnte: „Es gibt keine Kännchen mehr“. Wollen alle nur noch Latte?

Dieses oft ausgerufene „Draußen nur Kännchen“ war für die Bedienung die letzte Chance, die Gäste kleinzuhalten. Doch nun ist alles anders. Nun ist alles jünger. Selbst in das 1859 von König Wilhelm nach Pariser Vorbild eröffnete Café Königsbau ist modernes Leben eingezogen.

Am Donnerstagabend hat Betreiber Christian Rösslein mit 600 geladenen Gästen Eröffnung der Königsbau Suite gefeiert, wie die Bar im ersten Stock nun heißt, die mal das war, was man ein „Omacafé“ nennt. „Wir haben keine Kännchen“, sagte Gastronom Marco Grenz (Cannstatter Kursaal) zur Begrüßung – er hat am „Facelifting“ des ersten Kaffeehauses von Süddeutschland entscheidend mitgewirkt. Eine Szenebar soll daraus werden. Damit kehrt der 44-Jährige, der mit dem Württemberg-Haus nicht lange auf dem Wasen blieb, an den Schlossplatz zurück, wo er einst die Alte Kanzlei führte.

Neuer Parkettboden, neue Tische, neue Lichter – und der Blick auf den Schlossplatz ist so herrlich wie eh und je. Aber wo sollen die „Omas“ hin, wenn es ihr Café auf ein junges Publikum abgesehen hat? Nachmittags gibt’s weiterhin Kuchen – am Eingang steht nirgends „Omas müssen draußen bleiben“. Es gibt außerdem einen Mittagstisch und abends werden Tapas serviert.

Dass im ersten Stock künftig die Musik etwas lauter ist, dürfte Menschen im fortgeschrittenen Alter nicht so stören. Dann können sie ihr Ohrgerät abstellen. Bei der Eröffnung sorgte DJ-Legende Uwe Sontheimer, der 30 Jahre lang in der Boa, im Oz und im Perkins Park aufgelegt hat, für den richtigen Musikmix aus Entspannung und guter Laune. „Im Café Königsbau verkehrten Schriftsteller“, schrieben die Stutt 1959, „für Journalisten war es Sitte, sich hier zu einem Schlummertrunk zu treffen.“ Jetzt könnten neue Sitten entstehen.