Foto: AP

Erst zögerte sie, doch jetzt kann es der Landesregierung nicht schnell genug gehen. Mehr Windräder braucht das Land, fordert das Wirtschaftsministerium.

Stuttgart - Erst zögerte sie, doch jetzt kann es der Landesregierung nicht schnell genug gehen. Mehr Windräder braucht das Land, fordert das Wirtschaftsministerium und drängt die Regionalverbände, so viele wie möglich zu errichten. Dass daraus erst einmal nichts wird, liegt vor allem an Bürokratie und vielen Vorschriften.

Neuer Schub für die Windkraft. Alternative Energien im Aufwind. Wenn man sich mit Windenergie im Südwesten beschäftigt, dann begegnen einem solche und ähnliche Schlagzeilen. Im Wirtschaftsministerium in Stuttgart liest man sie gerne. Denn nach Jahrzehnten der Skepsis herrscht dort auf einmal ein anderer Wind, wenn es um den Bau von Windkraftanlagen geht. Bisher ist das Thema eher stiefmütterlich behandelt worden. Alternative Energieformen sollten ausgebaut werden - so viel stand fest. Doch wie genau - darüber war man sich nie so recht einig in der Landesregierung. Doch dann überarbeitete Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) das Energiekonzept 2020 und muss festgestellt haben: Die selbst gesteckten Ziele lassen sich mit der bisherigen Politik nicht erreichen. Wenn es nach dem Konzept geht, soll der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung von derzeit 13 Prozent auf mehr als 20 Prozent im Jahr 2020 steigen. Im Südwesten stehen derzeit 356 Anlagen.

Wie die neue Politik aussieht, das erleben derzeit viele Regionalverbände. Ihre Aufgabe ist es, sogenannte Vorranggebiete auszuweisen, wo dann Windräder errichtet werden. "Wir achten verstärkt darauf, dass in diesen Gebieten auch ausreichend Wind weht", sagt ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Und so durften jüngst einige Verbände ihre Pläne für Vorranggebiete überarbeiten - weil sie den Anforderungen des Ministeriums nicht genügten. Mehr Windkraftanlagen müssen also her, wenn es nach dem Willen des Wirtschaftsministeriums geht. Doch nur wie? "Das wird immer schwieriger", sagt Verbandsdirektor Markus Rieth vom Regionalverband Donau-Iller.

Denn bevor sich die Rotoren drehen, muss einiger bürokratischer Ballast abgearbeitet werden: von der Planung über die Umweltprüfung bis hin zur Entscheidung, ob ein bestimmtes Gebiet in einem Vogelschutzgebiet liegt. "Wo sollen denn die vielen neuen Standorte herkommen, wenn noch immer dieselben Kriterien für die Genehmigung bestehen?", sagt ein Sprecher des Regionalverbands Neckar-Alb. Und auch am Landesplanungsgesetz hat sich nichts geändert. An dieses müssen sich die Regionalplaner halten, wenn sie neue Gebiete für Windräder ausweisen. Für Kritiker wie den Grünen-Abgeordneten Franz Untersteller fällt dieses Gesetz zu strikt aus. So sei es nicht möglich, bestehende Anlagen zu modernisieren und ihnen leistungsstärkere Rotoren und höhere Windräder zu verpassen.

Enttäuscht vom Wirtschaftsministerium zeigt sich Verbandsdirektor Dirk Büscher vom Regionalverband Nordschwarzwald. Er wünscht sich mehr Unterstützung, wenn es darum geht, den Bau von Windrädern in der Öffentlichkeit zu begründen. Und zwar so, dass auch Anwohner und Bürgerinitiativen wenigstens ein wenig Verständnis dafür zeigen. "Viele Bürger fragen sich, warum ausgerechnet eine Anlage in ihrer Nähe gebaut wird." Das Wirtschaftsministerium lässt sich von solchen Bedenken kaum beirren. Bis zum Jahr 2020 soll sich die Leistung aus Windkraft im Südwesten vervierfachen. Nachdem das Ministerium in jüngster Zeit mehrere Vorranggebiete genehmigt hat, könnten in den kommenden Jahren mehr als 200 neue Windkraftanlagen entstehen. Doch das bitte maßvoll, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Döpper. Nicht auf "jedem Hügel" im Schwarzwald dürfe ein Windrad stehen. Vielmehr fordert er, die Anlagen eher im Hohenlohischen anzusiedeln. "Die Landschaft sollte nicht verunstaltet werden", sagt Döpper.