Begehrte Ausweise: An einen Führerschein versuchen manche auf kriminellen Wegen zu kommen. Foto: dpa

Wie kommt man an einen Autoführerschein, ohne selbst durch die Mühlen einer Prüfung zu müssen

Stuttgart - Wie bestehe ich die Führerscheinprüfung, ohne selbst zum Test zu müssen? Die Stuttgarter Polizei hat sich Einblick in ein ausgeklügeltes Betrügernetzwerk verschafft – und ist dabei wohl auch nur auf die Spitze eines Eisbergs gestoßen. Die Täter nehmen den Prüflingen mit falschen Pässen und Manipulationen die Arbeit ab.

Zunächst war es nur eine Routinekontrolle: Drei Männer in einem Ford Mondeo wurden am Mittwoch gegen 9.20 Uhr von der Verkehrspolizei in der Mauthestraße in Feuerbach unter die Lupe genommen. Weil der 39-jährige Beifahrer keinen Ausweis dabei hatte, schauten die Beamten noch genauer hin – und entdeckten plötzlich eine Vielzahl von Ausweisdokumenten von Männern aus Stuttgart und Ludwigsburg, die aber gar nicht im Auto saßen.

Falsche Bilder, falsche Pässe

„Besonders auffällig war, dass in den Personaldaten der Pässe jeweils das Passbild des 39-Jährigen zu sehen war“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Dabei handelte es sich um einen syrischen und zwei griechische Pässe. Der 39-Jährige ist indes ein türkischer Staatsbürger aus Dortmund. Und die Männer aus Stuttgart und Ludwigsburg, deren Personaldaten für die Pässe verwendet worden waren, stammen aus Syrien, Bulgarien und dem Irak.

Der Hintergrund der Fälschungen erschien zunächst rätselhaft. Doch dann fanden die Beamten Unterlagen, die im Zusammenhang mit Führerscheindokumenten standen. „Die Männer im Auto wollten offenbar theoretische Führerscheinprüfungen manipulieren“, so Polizeisprecherin Ackermann. Mit den falschen Pässen hätte sich der 39-Jährige für die Prüfungen legitimiert. Später hätten seine Kunden die weiteren Formalitäten selbst abwickeln können. Die Pässe hätte man dann nicht mehr gebraucht. Als Fälscher gilt ein 37-jähriger Iraker aus Ludwigsburg, der ebenfalls in dem Ford Mondeo saß, gesteuert von einem 34-jährigen Iraker aus Hamm/Westfalen. Das Trio wurde angezeigt und auf freien Fuß gesetzt. Auf die Kunden, die den Doppelgänger-Service in Anspruch nahmen, wartet nun ebenfalls großer Ärger.