Prinz Andrew sieht sich derzeit heftigen Vorwürfen ausgesetzt. Foto: dpa/Swen Pförtner

Die Vorwürfe gegen Prinz Andrew im Missbrauchsskandal um den Multimillionär Jeffrey Epstein reißen nicht ab. Eine Auslieferung streben die USA allerdings nicht an.

London/Washington - Die USA streben nach Angaben von Justizminister William Barr im Missbrauchsskandal um den Millionär Jeffrey Epstein keine Auslieferung des britischen Prinzen Andrew an. „Die Frage ist nicht, ob er ausgeliefert werden soll“, sagte Barr dem Sender Fox News. „Ich denke, es geht nur um die Frage, dass er einige Beweise liefern soll.“ Mehr wolle er dazu nicht sagen.

Epstein soll über Jahre hinweg minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Wenige Wochen nach seiner Festnahme wurde der 66-Jährige im vergangenen August in einer New Yorker Gefängniszelle tot aufgefunden. Nach Erkenntnissen der Gerichtsmedizin beging er Suizid.

Lesen Sie auch: Wie der Sex-Ring des Multimillionärs funktioniert haben soll.

Eine der von ihm missbrauchten Teenagerinnen sagte aus, Epstein habe sie überall in der Welt herumgeflogen, damit sie mächtigen Männern zu Willen sei. Unter diesen sei Andrew gewesen, als sie noch 17 war. Der Prinz bestreitet das. Nach heftiger Kritik an einem BBC-Interview im vergangenen November, in dem der Prinz seine Freundschaft mit Epstein verteidigte und keinerlei Mitgefühl mit dessen Opfern zeigte, legte Andrew alle öffentlichen Ämter als Mitglied des britischen Königshauses nieder.

US-Ermittler haben dem zweitältesten Sohn von Königin Elizabeth II. wiederholt vorgeworfen, nicht mit ihnen zu kooperieren, zuletzt am Montag. Andrews Anwälte wiederum betonten, der Prinz habe in diesem Jahr schon dreimal eine Aussage angeboten, nachdem das US-Justizministerium versichert habe, dass Andrew kein „Zielobjekt“ ihrer Strafermittlungen sei. Allerdings bestehe Andrew auf Vertraulichkeit zu den Einzelheiten seiner Befragung.

Staatsanwaltschaft wirft Prinz Andrew Unwahrheiten vor

Die Staatsanwaltschaft Manhattan erklärte dagegen, Prinz Andrew versuche lediglich, sich gegenüber der Öffentlichkeit „fälschlich als eifrig und willig zur Kooperation“ bei den laufenden Ermittlungen darzustellen. Tatsächlich aber habe Andrew es mehrfach abgelehnt, ein Gespräch mit den US-Ermittlern zu vereinbaren und „uns klar darüber informiert, dass er nicht zu einem solchen Gespräch anreisen wird“, twitterte der New Yorker Staatsanwalt Geoffrey Berman am Montag.

Die Ermittlungen zu dem Missbrauchsskandal laufen auch nach Epsteins Tod weiter. Dabei geht es um die Frage möglicher Gehilfen des Multimillionärs.