Die Leber wandelt Nährstoffe aus der Nahrung in für den Körper brauchbare Stoffe um, speichert sie und gibt sie an die Zellen ab. Außerdem nimmt sie Giftstoffe auf, wandelt sie in ungiftige Stoffe um oder sorgt dafür, dass sie ausgeschieden werden Foto: Imago/Imagebroker

Nach der fetten und süßen Kost der Weihnachtszeit verzichten viele Menschen im neuen Jahr auf bestimmte Nahrungsmittel und lassen den Körper gründlich innerlich aufräumen. Welche Rolle spielen dabei Darm und Leber?

Vor dem Jahreswechsel standen Plätzchen, Gans und Glühwein auf dem Tisch. Danach wird dem Winter mit deftiger Kost und Schokolade getrotzt. Doch irgendwann kommt der Moment, in dem es zu viel ist. Irgendwann muss es raus. Aber wie?

Auf Giftstoffe verzichten

Die beste Entgiftungsstrategie ist, möglichst wenig Giftstoffe zu sich zu nehmen. Denn das entlastet Darm, Leber und Nieren. Wer auf Nikotin und Alkohol verzichtet, tut viel dafür. Außerdem ist es sinnvoll, Innereien sowie Thunfisch und Schwertfisch nur in Maßen verzehren. Denn sie können hohe Gehalte an Schwermetallen enthalten.

Und die deutlich verkohlte Brotscheibe aus dem Toaster landet besser im Müll als auf dem Teller. Denn je dunkler ein Toast geröstet ist, desto mehr Acrylamid steckt drin – ein Stoff, der krebserregend wirken kann.

Muss der Organismus entgiftet werden?

Ist es überhaupt nötig, den Körper zu entgiften? Für Johannes Georg Wechsler, Facharzt für Innere Medizin und Präsident des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner, steht fest: „Der menschliche Organismus kümmert sich um seine Entgiftung selbst, er scheidet von alleine nicht verwertbare Produkte aus.“ Haut, Lunge, Leber, Nieren und Darm entledigten sich von allem Unbrauchbaren.

Anders sehe es bei akuten Vergiftungen aus, so Wechsler weiter. Das könne etwa die versehentliche Einnahme von Medikamenten oder von Reinigungsmitteln sein. „Solche Fälle sind Notfälle, in denen ein Arzt zum Beispiel ein Gegengift verabreicht.“ Ein gesunder menschlicher Körper müsse jedoch nicht entgiftet werden.

Welche Rolle spielt die Leber für den Organismus?

Die Leber ist unverzichtbar für den Stoffwechsel des Körpers. Ist sie erkrankt, hat das Einfluss auf den gesamten Organismus. Sie in Schuss zu halten und einer Fettleber vorzubeugen, ist deshalb sehr wichtig.

Dass Übergewicht, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung zu vielen Krankheiten führen können, ist den meisten klar. Das Organ, das erheblich davon betroffen ist, bringen viele jedoch immer noch vor allem mit übermäßigem Alkoholkonsum in Verbindung: die Leber. Aber sie kann verfetten. Obwohl dieses Vorgang kaum zu spüren ist, kann er gesundheitsgefährdende Folgen haben.

Als zentrales Stoffwechselorgan erfüllt die Leber wichtige Aufgaben im Körper: Sie ist für den Zucker- und Fettstoffwechsel verantwortlich und speichert Nährstoffe wie Zucker und Fette, aber auch Vitamine und Mineralstoffe. Außerdem baut sie Schadstoffe aus der Umgebung ab. Ist die Leber geschädigt, spüren wir keinen Schmerz, sondern fühlen uns müde und sind wenig leistungsfähig.

Wie reagiert der Körper auf belastende Nahrungsmittel?

Unser Körper kann die Doppel-Belastung aus üppigem Essen und Schadstoffen bis zu einem gewissen Grad ausgleichen. In größerer Menge wirkt sich eine fettreiche Ernährung aber negativ aus.

Auch viel Zucker kann die Leber belasten, da der Körper dann Zuckermoleküle zu Fett umwandelt und eine Fettleber entsteht. Kann die Leber nur eingeschränkt arbeiten, hat das nicht nur Folgen auf die Entgiftungsleistung, sondern auf den gesamten Organismus.

Das kann auch unsere natürliche Darmflora ungünstig verändern. Die Folge: Die Leber muss noch mehr Stoffwechselprodukte entgiften und im Darm haben Durchfallerreger leichtes Spiel.

Was ist eine Fettleber?

Steatosis hepatis – Fettleber: Gemeint ist damit eine übermäßige Ansammlung von Fett in dem Organ. Die Medizin unterscheidet zwischen der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und der alkoholischen Fettleber (AFL). In Deutschland kommt die nicht-alkoholischen Fettleber häufiger vor.

Wie verbreitet ist die nicht-alkoholische Fettleber?

Die Deutsche Leberstiftung warnt: Die nicht-alkoholische Fettleber sei ein „stetig steigendes Gesundheitsproblem“, und zwar bei Erwachsenen und Kindern. Dabei sind Hauptrisikofaktoren bekannt und oft vermeidbar. Nämlich: ungesundes Essen, zu wenig körperliche Aktivität und Übergewicht.

In Deutschland leben laut Zahlen des Berufsverbandes der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte – Gastroenterologen – rund eine Millionen Menschen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber.

Der Verband schätzt, dass bei rund jeder und jedem Fünften die Leber schon eine Fibrose entwickelt – das sind Gewebeveränderungen, die auf lange Sicht zu schwerwiegenden Entzündungen, Vernarbungen und Leberkrebs führen könnten.

Hilft Abnehmen bei nicht-alkoholischer Fettleber?

Ja! Gerade das Abnehmen entlastet die Leber. Schon bei zehn Prozent Gewichtsverlust könne sich die Fettmenge der Leber normalisieren, sagt der Mediziner Hans-Martin Frühauf, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie im Ameos Klinikum St. Marien in Oberhausen. „Ein 100 Kilogramm schwerer Patient kann also, wenn er 10 Kilo abnimmt, nahezu 100 Prozent des Leberfetts verlieren.“

Was sind Ursachen und Risikofaktoren einer Fettleber?

Bei der alkoholischen Fettleber (AFL) ist es übermäßiger Alkoholkonsum. Bei etwa drei Viertel der Menschen mit einer nicht-alkoholischen Fettleber wiederum ist ein sogenanntes metabolisches Syndrom die Ursache – also eine Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhtes Fett- und Blutzuckerwerten.

Bei etwa einem Viertel der Betroffenen sind es andere Gründe wie zum Beispiel genetische Faktoren oder bestimmte Erkrankungen – und vor allem Bewegungsmangel. „Unabhängig von der Ernährung erhöht eine sitzende Tätigkeit und eine inaktive Lebensweise das Risiko, eine Fettleber zu bekommen“, erklärt Elke Roeb, Abteilungsleiterin mit Schwerpunkt Gastroenterologie am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM). „Recht neu unter den Ursachen ist der übermäßige Konsum industriell hergestellter konzentrierter Fruktose, die oft in Getränken zu finden ist.“

Was sind die Folgen einer Fettleber?

  • Steatohepatitis: Eine einfache Fettleber stellt noch keine Gefahr dar, wie Roeb erläutert, die auch Kuratoriumsvorsitzende der Deutschen Leberstiftung ist. Allerdings bleibt es in vielen Fällen nicht dabei: Denn die Fettleber kann sich entzünden – sogenannte Steatohepatitis.
  • Leberfibrose: Daraus kann sich eine Leberfibrose entwickeln. Dieser folgt oft eine Leberzirrhose – eine großteilige Vernarbung des Lebergewebes. Die Leber kann dann nicht mehr richtig arbeiten. Im weiteren Verlauf kann eine Zirrhose zu Leberkrebs führen.
  • Leberkarzinom: Leberkrebs kann sich aber auch schon zu einem früheren Zeitpunkt entwickeln. Bei einer nicht-alkoholischen Fettleber könne es auch ohne Zirrhose zu einem Karzinom kommen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Neben den Folgen für die Leber steigt mit einer Steatohepatitis die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie das Risiko für Tumore im gesamten Körper.
  • Krampfadern: Auch medizinische Notfälle können die Folge einer Fettleber sein, wie Rainer Günther, Leiter der Hepatologie am Universitätsklinikum Kiel erklärt: „Wenn die Leber verhärtet, kann das Blut sie nicht mehr durchströmen und staut sich davor. Das wiederum führt oft zu Krampfadern in der Speiseröhre.“ Kommt es zu einer Blutung, verliert der Betroffene schnell viel Blut. Es besteht die Gefahr, innerlich zu verbluten.

Beeinflusst eine kranke Leber andere Organe?

Gastroenterologen weisen darauf hin, dass die Leberverfettung häufig eine Begleiterkrankung einer umfassenderen Stoffwechselstörung ist.

Ein Großteil der Betroffenen hat Bluthochdruck, Adipositas oder Typ-2-Diabetes. Wobei das wechselseitig zu sehen ist: So kann eine Fettleber auch die Entwicklung eines Diabetes begünstigen.

Generell hat eine kranke Leber Einfluss auf andere lebenswichtige Organe, erklärt Leber-Experte Frühauf. Patienten mit Fettleber haben demnach vermehrt Probleme mit Herz und Kreislauf. „Die Folge können Herzschwäche, Durchblutungsstörungen und ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt sein.“

Welche Symptome weisen auf eine Fettleber hin?

Gar keine! „Die Leber macht keine Schmerzen“, betont Günther. Eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit kann, muss aber kein Anzeichen sein. Das ist einer der Gründe, weshalb Günther gemeinsam mit Kollegen einen Lebertest entwickelt hat. Durch diesen Fragebogen können Interessierte ihr eigenes Risiko ermitteln und das Ergebnis gegebenenfalls vom Arzt abklären lassen.

Meist sei die Fettleber ein Zufallsbefund, sagt Elke Roeb. Es gibt aber auch Diagnose-Methoden wie das CAP-Verfahren oder die Elastographie.

Wie behandelt man eine Fettleber?

Ihr kann vor allem durch Abnehmen, mehr Bewegung und gesunde, kalorienreduzierte Ernährung entgegengewirkt werden. „Meist sieht man nach sechs Monaten schon Ergebnisse“, erläutert Günther. Medikamente gibt es zur Zeit nicht.

Mitunter wird ein Stent, eine Art Röhre, in die Leber eingesetzt. Günther: „Ist die Leber etwa durch eine Zirrhose oder Krebs stark geschädigt, kommt nur noch eine Transplantation infrage.“

Beugt Alkoholfasten einer Fettleber vor?

Wer regelmäßig und viel Alkoholisches trinkt, zieht das Organ dadurch sehr in Mitleidenschaft, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Der Abbau von Alkohol im Körper sei für die Leber „ein echter Kraftakt“. Deshalb rät sie nicht nur dazu, beim Alkoholkonsum immer am Limit zu bleiben.

Man sollte auch regelmäßig für einige Wochen komplett auf Bier, Wein und Schnaps verzichten. So kann sich die Leber regenerieren.