Wer erkältet ist, sollte statt Kombipräparaten gezielt Mittel für seine Symptome einnehmen. Foto: Fotolia/ Rido

Verschnupft Nase, heiser Stimme, bellender Husten – derzeit ist es nicht einfach, sich vor einer Erkältung oder gar der Grippe zu schützen. Stiftung Warentest hat 50 wirkungsvolle Helfer aufgelistet, die zumindest die Symptome lindern und wenig kosten.

Berlin - Ach, von was der Mensch in der Winterzeit nicht alles heimgesucht wird: von grünen Schleimmonstern, die sich in der Lunge festsetzen. Von fiesen Viren, die einen tröge vor sich hin starren lassen – sei es im öffentlichen Nahverkehr oder im Büro. Zumindest in der Fernsehwerbung braucht der Geplagte nur in die Apotheke zu gehen, nach dem richtigen Mittel zu fragen – und wie von Zauberhand ist er tags darauf topfit!

Doch nicht jedes Produkt, das Apotheken und Drogeriemärkte bewerben, ist eine gute Wahl, warnt nun die Stiftung Warentest . Um teure Fehlkäufe zu ersparen, haben die Arzneimittelexperten ihre Datenbank Medikamente im Test ausgewertet und die 50 aktuell günstigsten unter den besten rezeptfreien Mitteln gegen Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber zusammengestellt. In der Liste finden sich auch Hustensäfte auf Pflanzenbasis.

Wer allerdings ein Mittel gegen alles sucht, wird bei dieser Auflistung nicht fündig. Schließlich wird mit den Kombipräparaten versucht, Symptome einer Erkrankung nach dem Gießkannenprinzip zu lindern, sagt Ina Bockholt von der Stiftung Warentest. „Den Schnupfen mit einem Nasenspray dort zu behandeln, wo er auftritt, ist wirkungsvoller, als wenn man eine Tablette schluckt, die im ganzen Körper wirkt.“

Auch andere Kritiker wie die Ärztliche Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung an der Uni Tübingen, Stefanie Joos, warnen davor, allzu sehr auf die vermeintlichen Alleskönner zu setzen: Die beliebtesten Inhaltsstoffe Koffein und Vitamin C beispielsweise bringen medizinisch keinen Effekt. Sie empfiehlt daher ihren Patienten, die Erkältungssymptome einzeln anzugehen – auch wenn dies einen höheren Aufwand bedeutet.

Doch selbst die besten Mittel können Erkältungsbeschwerden nur lindern. Denn eine Erkältung ist nun mal eine Virusinfektion, gegen die kein Mittelchen hilft. Wen es so richtig erwischt hat – mit Schnupfen, Husten, Heiserkeit –, sollte sich Zeit und Ruhe gönnen, sagt Stefanie Joos. „Am besten man legt sich zu Hause ins Bett, trinkt viel und wartet, bis das Immunsystem die Vireninfektion in den Griff bekommen hat.“ Erwachsene brauchen meist sieben bis zehn Tage, um wieder fit zu werden. Kinder, deren Immunsystem sich noch ausbildet, sind oft länger und häufiger krank: Zehn Infekte pro Jahr sind normal.

Halsschmerzen

Bei Halsschmerzen ist das beste Mittel, die Trinkmenge zu erhöhen, sagt die Tübinger Ärztin Stefanie Joos. So bleiben die Schleimhäute feucht, der Speichelfluss wird angeregt, und die darin enthaltenen Antikörper wirken entzündungshemmend. „Rund 1,5 Liter sollten es täglich sein“, empfiehlt die Stiftung Warentest. Aufpassen sollten allerdings Menschen mit Herzschwäche, ihnen kann ein Übermaß an Flüssigkeit auch schaden. Den Speichelfluss fördern aber auch Tabletten mit natürlichem Emser Salz. Es gibt auch solche, die mit dem Wirkstoff Ambroxol oder Lidocain angereichert sind. Sie betäuben die Rachen-Schleimhäute und machen sie schmerzunempfindlicher. Hundertprozentig überzeugen die Studien dazu noch nicht. Dennoch werden sie von der Stiftung Warentest aufgeführt: Mucoangin Minze und Waldbeere sowie Trachilid-Halsschmerztabletten.

Schnupfen

Ist die Nase verstopft, verhelfen abschwellende Sprays zum besseren Atmen. Die Stiftung Warentest empfiehlt hier die Wirkstoffe Xylometazolin oder Oxymetazolin. Ersteres ist beispielsweise in den Produkten Snup Schnupfenspray, Nasenspray Ratiopharm, Imidin oder Otriven enthalten. In den Nasenspray von Nasivin ist dann das Oxymetazolin. „Juckt und kribbelt die Nase, sind Sprays mit simpler Salzlösung empfehlenswert“, sagt die Warentesterin Ina Bockholt. Als Beispiel nennt sie: Abtei-Meersalz-Nasenspray, das Produkt von Luuf Maare und das von Olynth Salin. Manche Hersteller mischen zusätzlich noch den Stoff Dexpanthenol hinzu, der pflegend wirkt: Imidin sanft, Bepanthen und Panthenol Jenapharm.

Husten

Wer mit Husten zu kämpfen hat, sollte bei der Arzneimittelauswahl genau aufpassen, sagt die Warentesterin Ina Bockholt. „Je nachdem, ob es sich um einen Reizhusten ohne Auswurf handelt oder man schon in dem Stadium ist, bei dem ein entschleimendes Abhusten sinnvoll wäre, braucht es unterschiedliche Medikamente.“

Mittel mit dem Wirkstoff Dextromethorphan beispielsweise haben sich bei Reizhusten bewährt. Diesen gibt es beispielsweise von Ratiopharm und Silumat in Kapselform. Oder als Hustenpastillen oder Sirup vom Hersteller Wick. Für Kinder empfiehlt die Stiftung Warentest Produkte mit Spitzwegerichextrakt – etwa in Säften und Sirupen von Tetesept, Broncholind oder Broncho-Sern enthalten.

Wie gut Hustenlöser mit den Wirkstoffen Azetylzystein oder Ambroxol wirken, ist in wissenschaftlichen Studien noch nicht abschließend geklärt. Die Stiftung Warentest listet solche Hustenlöser dennoch auf: Nac 200 akut 1A Pharma beispielsweise oder das Nac Al akut. Bei Ambroxol sind es die Tabletten von 1A Pharma oder Ambrohexal. „Die Erkenntnisse, die uns bislang vorliegen, klingen unserer Meinung nach überzeugend“, sagt Bockholt. Wer auf Hustenlöser auf Pflanzenbasis ausweichen möchte, sollte sich an Extrakte aus Efeublättern halten wie beispielsweise Drosithym Efeu Mono Saft oder Bronchofit Efeu-Hustensaft. Auch Auszüge aus Thymian sind sinnvoll. Enthalten in Thymiverlan Lösung, Melrosum Hustensirup oder Thymian Ratiopharm.

Fieber

Bei Fieber helfen die altbewährten Wirkstoffe Ibuprofen und Parazetamol. Sie senken die Temperatur und wirken gegen Kopf- und Gliederschmerzen. Es gibt sie in Tablettenform: Ibu 400 akut von 1A Pharma, Ibuprofen Al akut, Ibuprofen Hemopharm, Paracetamol dura, Paracetamol 1A Pharma Tabl., Paracetamol AbZ. Oder als Saft, was sich insbesondere für Kinder gut eignet – etwa der Ibuflam Kindersaft, der Ibuprofen AbZ, Paracetamol Stada Saft, Paracetamol Ratiopharm Lösung der Paracetamol Saft von 1APharma. Wer die Säfte nutzt, sollte aber die Dosierungsempfehlung beachten.

Die vollständige Liste gibt es in der Zeitschrift „test“ (1/2016), die am Mittwoch, 23. Dezember, erscheint. Oder im Netz: www.test.de/erkaeltungsmittel

Was Hausmittel gegen Erkältungen bringen

Tee

Die Wirkung spezieller Erkältungstees ist laut Stiftung Warentest nicht ausreichend genug belegt. Wärme und Flüssigkeit tun bei Erkältungen aber immer gut.

Ätherische Öle

Bei Badezusätzen mit ätherischen Ölen und Salben zum Einreiben sollte man vorsichtig sein: Sie können bei Asthmatikern und Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen Atemnot auslösen. Gleiches gilt für Kinder unter zwei Jahren.

Wadenwickel

Mit feuchten Baumwolltüchern lässt sich Fieber auch ohne Medikamente senken.

Echinacea

Extrakte aus dem Kraut des Sonnenhuts haben positive Effekte auf das Immunsystem – allerdings nur, wenn die Mittel zu Beginn einer Erkrankung eingenommen werden. Die Stiftung Warentest bewertet die Mittel daher als mit Einschränkung geeignet.

Umckaloabo

Zugelassen ist der Wurzelextrakt aus einer südafrikanischen Geranienart bei akuter Bronchitis. Die Stiftung Warentest empfiehlt ihn aber nicht, da Bestandteile enthalten sind, die die Leberfunktion beeinträchtigen können.