Geschenke erhalten die Freundschaft: Recep Tayyip Erdogan und Nicolas Maduro. Foto: dpa

Für Venezuelas Machthaber Maduro ist die Lage ziemlich unbehaglich. Doch einige alte Freunde hat er noch. Einer sitzt in der Türkei. Die Amerikaner sind wegen dieser Verbindung ziemlich alarmiert.

Caracas/Istanbul - Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat im Ausland gerade wenig Freunde – und nicht unbedingt die Lichtgestalten der internationalen Politik. Einer ist Wladimir Putin. Ein anderer Nicolás Maduro. Der venezolanische Machthaber und der türkische Staatschef können gut miteinander. Beide verbindet nicht nur der autoritäre Regierungsstil, bei Maduro mit marxistischem Vorzeichen, bei Erdogan mit islamistischer Prägung. Sie haben auch gemeinsame geschäftliche Interessen.

Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht. Ein Großteil der venezolanischen Exporte in die Türkei entfällt auf Gold. 2018 lieferte Venezuela Rohgold im Wert von fast 900 Millionen Dollar in die Türkei. Dort wird das Edelmetall verfeinert. Bis 2017 ließ Maduro sein Gold in Schweizer Goldraffinerien verarbeiten. Aus Sorge, die Schweizer könnten das Gold aufgrund amerikanischer Sanktionen einbehalten, schloss er 2018 eine Vereinbarung mit der Türkei. Jetzt wird das Edelmetall in einer Anlage im zentralanatolischen Corum verfeinert.

Politischer Sprengstoff

Hinweise auf Re-Exporte der Goldbarren nach Venezuela gibt es bisher nicht. Dafür stechen stark gestiegene türkische Lebensmittelexporte nach Venezuela ins Auge. Das Geschäft funktioniert so: Das Maduro-Regime liefert Gold an die Türkei. Die exportiert im Gegenzug Teigwaren, Milchpulver, Mehl und Hülsenfrüchten nach Venezuela. Die Lieferungen sind für das staatlich geförderte Lebensmittelprogramm CLAP bestimmt, mit dem Maduro die Not im Land lindern will. Die Türkei ist inzwischen einer der wichtigsten Lieferanten für dieses Programm.

Der Handel birgt aber politischen Sprengstoff: Die venezolanische Opposition beschuldigt Maduro, er lasse das Gold illegal fördern und außer Landes bringen, auch um sich selbst zu bereichern. Das muss Erdogan zwar nicht kümmern. Brisant ist aber die Reaktion der USA. Präsident Donald Trump hat für amerikanische Firmen ein Handelsverbot mit venezolanischem Gold erlassen. Eine Ausweitung der Handelssperre auf Drittstaaten ist denkbar. US-Diplomaten haben Ankara in jüngster Zeit mehrfach sehr eindringlich auf diese Möglichkeit hingewiesen.

Erdogans Appell: „Halte durch!“

Alarmiert ist man in Washington auch deshalb, weil Erdogans Geschäfte mit Maduro an die Goldtransaktionen erinnern, mit denen die Türkei in den vergangenen Jahren die Sanktionen gegen den Iran unterlief. Ein Spitzenmanager der staatlichen türkischen Halkbank verbüßt deshalb eine Haftstrafe in den USA. Die amerikanische Justiz erließ im Zusammenhang mit der Affäre Haftbefehle gegen zwei ehemalige Erdogan-Minister, die mit Schmiergeldern an dem Handel mitverdient haben sollen.

Aber es gibt weitere Ähnlichkeiten zwischen beiden Modellen. US-Ermittler haben Anhaltspunkte dafür, dass ein Teil des venezolanischen Goldes von der Türkei auf Umwegen in den Iran gelangt. Damit bekommen Erdogans Goldgeschäfte mit Maduro aus Sicht Washingtons eine neue Dimension: Es könnte um Terrorfinanzierung gehen. Erdogan riskiert damit neue Konflikte im ohnehin gespannten Verhältnis zu den USA – ein riskantes Spiel.

Aber Freundschaft ist nun mal Freundschaft. Viermal besuchte Maduro im vergangenen Jahr die Türkei. Erdogan revanchierte sich im Dezember mit einem Gegenbesuch in Caracas. Als sich der Oppositionspolitiker Juan Gerardo Guaidó Ende Januar zum Interimspräsidenten Venezuelas erklärte, ermunterte Erdogan via Twitter Maduro: „Halte durch, Bruder!“