Ernste Mienen: Recep Tayyip Erdogan und Papst Franziskus in Rom. Foto: dpa

Der türkische Präsident Erdogan will sein Image im Westen aufpolieren – bei Papst Franziskus dürfte er auf taube Ohren stoßen, erwartet Almut Siefert.

Rom - Rom war gerüstet: Als der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit Papst Franziskus zusammentraf, waren in der italienischen Hauptstadt so viele Sicherheitskräfte unterwegs wie lange nicht mehr. Die Angst vor Ausschreitungen lag in der Luft. Auch innerhalb der vatikanischen Mauern dürfte die Stimmung mehr als angespannt gewesen sein. Es ist noch gar nicht so lange her, dass der türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl in die Türkei zurückbeordert wurde, nachdem Franziskus den Genozid an den Armeniern öffentlich und wiederholt als Völkermord bezeichnet hatte. Auch dürfte der Pontifex die neueste Entwicklung im Syrienkrieg, die türkische Militäroffensive gegen die kurdische Miliz YPG in Afrin, nicht gerne sehen.

Erdogans Rechnung, mit dem Besuch beim Papst seine politische Rehabilitation im Westen voranzutreiben, ist schon deshalb nicht aufgegangen, weil er sich der Presse verweigerte. Dass der Papst ihn empfangen hat, ist per se kein Zeichen der Wertschätzung. Franziskus hat immer klar gemacht: Es gibt eigentlich niemanden, mit dem er nicht sprechen würde. Seine Politik bestehe darin, über den Dialog zu Lösungen zu kommen. Auch dass der Argentinier gerne klare Worte findet, ist bekannt. In den 50 Minuten dürfte Erdogan einiges zu hören bekommen haben.