Theo Stäbler versucht, sich gegen die Pläne der Bahn zu wehren. Foto: Leonie Schüler

Theo Stäbler ist einer von drei Landwirten, deren Felder für einige Jahre unter dem geplanten Erdlager der Deutschen Bahn verschwinden könnten. Wir waren mit ihm auf seinem Acker und haben uns erklären lassen, welche Schwierigkeiten das für ihn mit sich bringen würde.

Musberg/Oberaichen - „Das hier ist mein bestes Feld“, sagt Theo Stäbler und zeigt über einen saftig grünen Acker, der sich zwischen Musberg und Oberaichen erstreckt. Der Boden ist „der ertragreichste, den wir in Musberg haben“, sagt der 59-jährige Landwirt. An den berühmten Filderboden wenige Kilometer weiter reiche die Qualität zwar nicht heran, aber er sei eben der Beste in der Umgebung. „Und er ist fast flach und dadurch gut zu bearbeiten. Sonst gibt es hier viel Hanglage.“

Doch ob Theo Stäbler auch in den kommenden Jahren seinen Lieblingsacker wie gewohnt mit Winterweizen, Körnermais, Braugerste und Futtererbsen bewirtschaften kann, ist unsicher. Die Deutsche Bahn möchte die Fläche zwischen Oberaichen und Musberg, eingegrenzt von Albstraße und Vaihinger/Büsnauer Straße, für ein Erdlager nutzen. 50 000 Kubikmeter Bodenmaterial, das im Zuge der S-21-Bauarbeiten an der Rohrer Kurve ausgehoben wird, soll dort zwischenlagern, um später wieder in die Baugrube gefüllt zu werden. Noch läuft das Planfeststellungsverfahren, bei dem auch die Einwände der Anwohner und Landwirte geprüft werden.

Wird der Boden jemals wieder so gut wie vorher?

Sollte die rund fünf Hektar große Fläche vom Eisenbahn-Bundesamt als Erdlager genehmigt werden, verschwinden etwa 3,5 Hektar von Theo Stäblers Lieblingsacker für drei bis vier Jahre unter einem Erdhügel. Ein Teil der Fläche ist Stäblers Eigentum, den Großteil hat er gepachtet. Außer ihm sind noch die Musberger Landwirte Daniel und Frank Stäbler betroffen, allerdings mit weniger Fläche. Auch zwei Gartenbesitzern würde das Erdlager eine Zeit lang ihre grüne Oase rauben.

„Das ist für mich existenzbedrohend“, sagt Theo Stäbler. Zwar würde er von der Deutschen Bahn eine Entschädigungszahlung bekommen. Aber was nütze das, wenn hinterher der Boden kaputt sei? „Ich habe große Bedenken, dass der Boden jemals wieder so gut wird wie vorher. Selbst wenn er wieder hergerichtet wird, wird es noch Jahre dauern, ehe er wieder so fruchtbar ist.“ Ob er für schlechteren Ertrag dann immer noch Geld von der Deutschen Bahn bekomme, bezweifle er.

Es geht um viel mehr als nur um Betriebswirtschaftliches

In den vergangenen Jahren habe er einiges in seinen Betrieb investiert, zum Beispiel in neue Maschinen. Wenn er zehn Prozent weniger Fläche bewirtschafte, seien die Maschinen nicht gut ausgelastet. „Mein Betrieb ist auf eine bestimmte Betriebsgröße ausgelegt“, betont Stäbler. „Je weniger man macht, umso unwirtschaftlicher ist es.“ Aber es geht dem Musberger Landwirt gar nicht ausschließlich um betriebswirtschaftliche Dinge, sondern auch um so etwas wie Arbeitsmotivation: „Wenn einem das Beste genommen wird, ist das schwer.“

Auch der Umgang der Deutschen Bahn mit ihm als Betroffenen stößt Stäbler sauer auf. Als die Fläche noch 100 Meter nördlicher avisiert wurde, bei der ebenfalls ein Acker von ihm betroffen gewesen wäre, sei ein Sachverständiger vorbeigekommen. Aber bezüglich der neuen Fläche habe sich die Bahn mit ihm noch nicht in Verbindung gesetzt. Alle Informationen beziehe er aus der Presse. „Wenn man was will, dann fragt man doch, ob man’s haben kann“, sagt der 59-Jährige und schüttelt den Kopf.