Die Zukunft der Deponie Am Froschgraben wird kontrovers diskutiert. Foto: AVL

Landrat Dietmar Allgaier soll mit dem Verband Region Stuttgart über eine Lösung für einen neuen Deponie-Standort sprechen.

Öffentlich wollte der AVL-Aufsichtsrat am Nikolaustag nicht tagen. Die kreiseigene Abfallgesellschaft schmiedete das heiße Eisen Deponie-Standortsuche nach aufregenden Wochen erst einmal hinter verschlossenen Türen weiter. Der Landrat Dietmar Allgaier, zugleich AVL-Aufsichtsratsvorsitzender, war auf der Suche nach Rückendeckung für den weiteren Kurs.

Die Gespräche sollen ergebnisoffen beginnen

Offenbar sind die AVL-Aufsichtsräte zufrieden damit, dass Allgaier den Suchlauf vorerst ausgesetzt hat. So äußerte sich der Landrat nach der Sitzung. Zweites wichtiges Signal: „Der Verband Region Stuttgart soll von uns aufgefordert werden, eine stärkere Führungsrolle bei der Suche nach einem Deponiestandort zu übernehmen.“ Dies könnten dann vor allem Gebiete außerhalb des Landkreises Ludwigsburg sein. Grundsätzlich trete man aber ergebnisoffen in die Gespräche mit dem VRS Mitte Dezember.

Zur Vorgeschichte: Die AVL kassierte heftigen Gegenwind, als sie nach einem ersten Suchlauf die beiden möglichen Deponie-Standorte Großbottwar und Hemmingen als Nachfolge für die Deponie Am Froschgraben in Schwieberdingen nominierte. Dann stellte sich jedoch aufgrund der Abfallbilanz des Landes heraus: Am Froschgraben wird etwa die Hälfte der landesweiten Abfallmenge der Klasse 1, also leicht verschmutzter Erdaushub und Bauschutt, entsorgt – viel mehr als im Landkreis selbst anfällt. Die Ablehnung, nicht nur in Hemmingen und Großbottwar, sondern auch unter den Kreisräten, ist deutlich: „Es ergibt keinen Sinn, dass wir im bevölkerungsreichen Kreis Ludwigsburg alle 30  Jahre eine neue Deponie eröffnen, die den Abfall für das ganze Land aufnehmen soll“, sagte Rainer Gessler, Fraktionschef der Freien Wähler, am Montag vor der Sitzung. Er begrüßte daher den Stopp des Suchlaufs.

Unnötigen Müllimporten den Riegel vorschieben

Gessler wollt in der AVL-Aufsichtsratssitzung am Dienstag weiter nachhaken. „Kommen die Deponie-Abfälle alle aus dem Gebiet des Verband Region Stuttgart?“ Er gehe davon aus, dass der Kreis Ludwigsburg nur bis 2024 noch für den Erdaushub der Klasse 1 in der gesamten Region zuständig ist, nicht aber für den Bauschutt. „Ich frage mich, welches ist die genaue Menge, die wir noch bis 2024 annehmen müssen?“ Der Vertrag des Landkreises mit dem Regionalverband läuft dann nämlich aus. Wird er nicht verlängert, könnte die Deponie in Schwieberdingen länger verfüllt werden, wohl etwa noch 20 Jahre. Am liebsten sofort möchte die Kreis-SPD unnötigen Müllimporten einen Riegel vorschieben. Sie hatte im Vorfeld der AVL-Sitzung beantragt, die Deponieentgelte insbesondere für vermischten Bauschutt deutlich zu erhöhen und zudem von kreisfremden Anlieferern einen 50-prozentigen Aufschlag zu verlangen. Zugleich sollte unbelasteter Erdaushub in Steinbrüche geliefert werden.

Widerstand kündigt die Interessengemeinschaft Deponien Schwieberdingen-Horrheim ein. Bereits 2013 habe man trotz Belastungen durch Staub, Asbest und freigemessenem radioaktivem Bauschutt nur widerwillig einer Verlängerung bis 2025 zugestimmt. Doch es gilt: Erst wenn die Deponie verfüllt ist, endet ihre Laufzeit. Einen Kreistagsbeschluss für einen Termin gibt es nicht.