Der Equal Pay Day macht darauf aufmerksam, dass Frauen und Männer immer noch ungleich bezahlt werden. Das Bild stammt aus dem Jahr 2019. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Schon vor dem Equal Pay Day am 17. März hat ein Frauen-Netzwerk des BPW-Club Stuttgart und des Verdi-Bezirksfrauenrats junge Frauen und Männer über Lohngleichheit aufgeklärt.

Stuttgart - Was bedeutet Gleichstellung für dich? Diese Frage richteten die Organisatorinnen der Aktion „Equal Pay Day 2020 – Gleichstellung jetzt!“ an Schülerinnen und Schüler sowie an Studentinnen und Studenten in Stuttgart.

„In diesem Jahr haben wir zum ersten Mal auch Jugendliche direkt angesprochen“, berichtet Heike Fiestas Cueto, Vorsitzende des Business and Professional Women (BPW) Club Stuttgart. Gemeinsam mit Bärbel Illi vom Verdi-Bezirksfrauenrat hat sie die Aktion ins Leben gerufen. Beteiligt waren auch Vertreterinnen vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, dem Klinikum Stuttgart und der Uni Stuttgart. Das Ziel des Verbunds: Auf die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam machen, die laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 21 Prozent beträgt. „In Baden-Württemberg liegt der durchschnittliche Wert mit 22,7 Prozent sogar noch höher“, sagt Fiestas Cueto.

Organisatorinnen werten Rückmeldungen aus

Für den Equal Pay Day, der in diesem Jahr in Deutschland auf den 17. März fällt, hat das Netzwerk keine Aktion geplant. Denn die lief anders wie in den Jahren zuvor schon vorab. Von Anfang Januar bis Mitte März konnten junge Frauen und Männer online oder auf Karten ihre Meinung zum Thema Gleichstellung abgeben. Die Organisatorinnen werteten die rund 320 Rückmeldungen anschließend aus. „Für ein Drittel der Befragten bedeutet Gleichstellung die gleiche Bezahlung bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit“, bilanziert Fiestas Cueto.

Besonders aufschlussreich waren laut Fiestas Cueto aber die Aktionen vor Ort. „Vor allem die Schulen waren sehr kooperativ“, erklärt Brigitta Haak, BPW-Mitglied und Bezirksbeirätin in Plieningen/Birkach. Das Thema Lohngleichheit sei für die befragten Schülerinnen und Schüler der achten bis zehnten Klasse noch Neuland gewesen. Grund genug, die Aktion im nächsten Jahr auf weitere Schulen auszuweiten. In diesem Jahr besuchten die Initiatorinnen die Körschtalschule in Plieningen und das Paracelsus-Gymnasium in Hohenheim und gestalteten Schulstunden. „Die Schüler denken beim Thema Gleichheit eher an Religion und Herkunft als an unfaire Löhne“, sagt Fiestas Cueto. Was aber natürlich auch richtig sei. An den Universitäten Stuttgart und Hohenheim sowie an der Akademie der Gesundheitsberufe am Klinikum Stuttgart zeichnet sich ein anderes Bild ab. Auch dort verteilten die Frauen die Meinungskarten zum Thema Gleichstellung und klärten über das Thema auf. Am Klinikum ebenfalls in Schulstunden. „Die Klassen mit überdurchschnittlich hohem Frauenanteil spiegeln die Gesellschaft“, erklärt Bärbel Illi. Viele der Frauen berichteten von fehlender Wertschätzung. Zudem seien Pflegeberufe zu schlecht bezahlt. Dabei zählen sie zu den „Säulen der Gesellschaft“, wie die Gewerkschaftssekretärin erklärt.

Oft erhalte ein Mann den Vorzug

An den Universitäten dominierte laut Haak die Angst vor der Jobsuche und dem beruflichen Wiedereinstieg nach der Geburt eines Kindes. „Frauen fühlen sich häufig in Bewerbungsgesprächen ungerecht behandelt“, so Haak. Oft würde die Entscheidung auf einen Mann fallen, weil bei ihm keine langen Ausfallzeiten zu befürchten seien. An der Uni zeigten sich auch viele junge Männer interessiert. „Wir wollen gegen Rollenbilder vorgehen, die sich meist schon in der Kindheit verfestigen“, sagt Fiestas Cueto. Reine Frauen-Netzwerke findet sie trotzdem wichtig: „Wenn Frauen unter sich sind, trauen sie sich oft mehr zu.“