Die Betriebswirtin Helene Prölß bei den Massai in Tansania: Die Stuttgarterin hat einen gemeinnützigen Manager-Export-Service gegründet. Foto: Stiftung Manager ohne Grenzen

Nicht nur Ärzte und Ingenieure helfen ärmeren Staaten bei der Entwicklung. Die vor zwölf Jahren von der Betriebswirtin Helene Prölß gegründete Stiftung „Manager ohne Grenzen“ vermittelt ökonomisches Know-how nach Afrika und Asien.

Stuttgart - Die globale Verantwortung für ärmere Kontinente wie Afrika soll auch beim G-20-Gipfel nächste Woche in Hamburg thematisiert werden. Helene Prölß aus Stuttgart, in der Kommunikationswirtschaft tätige Betriebswirtin, bringt dafür volles Verständnis auf: Afrika sollte sich selbst entwickeln, aber vom westlichen Know-how profitieren. Das ist das Credo der Begründerin der gemeinnützigen Stiftung Manager ohne Grenzen. Vor zwölf Jahren hat sie die Organisation gegründet – und die läuft heute auf Hochtouren. „Wir müssen der Armut mit Wirtschaftskompetenz begegnen“, sagt Helene Prölß, deren Namensschreibweise im Ausland vielleicht schwierig ist, was aber im Team kein Problem darstellt: „In unseren Projekten werde ich nur Helene genannt.“

Rund 150 Projekte in mehr als 30 Ländern

Rund 150 Projekte in mehr als 30 Ländern hat Manager ohne Grenzen seit seiner Gründung schon durchgezogen. Und es hat sich deutschlandweit ein fester Stock von 30 bis 50 Managern gebildet, die jedes Jahr mitmachen. Die Idee ist simpel: Betriebs- oder Volkswirte aus kleinen oder mittleren Unternehmen oder Verbänden – vorzugsweise Führungskräfte oder auch Nachwuchsführungskräfte – arbeiten für vier Wochen bis maximal drei Monate in Afrika oder ärmeren Staaten Süd- und Ostasiens, um dort ihre Kenntnisse weiterzugeben.

Die Anfragen, Anträge und Ideen dazu, das betont die Gründerin, müssen aus dem Land selbst stammen. „Es geht nicht nach dem Prinzip, die Weißen kommen und bringen uns etwas mit.“ Neben zwei festen Mitarbeitern im Stuttgarter Büro wird die Arbeit von einem ehrenamtlichen Team gesteuert. Dreimal im Jahr gibt es zwei-tägige Vorbereitungsseminare für die Einsätze, eine Vorbedingung fürs Mitmachen. Krisen- und Kriegsgebiete sind als Entsendeorte übrigens tabu.

Projekte sollen spätestens nach drei Jahren alleine laufen

Zur Idee gehört, dass die Projekte am Anfang eine Unterstützung erhalten – eben durch Beratung – aber nach spätestens drei Jahren von alleine laufen. Beispiele gibt es viele: Da war die an eine Universität angeschlossene Modellfarm in Äthiopien, die Obst anbauen und Saft vermarkten wollte und dafür von Managern aus Deutschland eine „komplette Strukturplanung“ erhalten hat. Oder es waren die Massai in einem tansanischen Dorf zwei Autostunden von der Metropole Daressalam entfernt, die Milch in der Stadt vermarkten wollten.

„Im Vorbereitungsgespräch stellten wir aber fest, dass das eigentliche Problem für die Massai die Wasserversorgung ist.“ Erst wenn das gelöst sei, könne man sich der Milchbewirtschaftung und dem Aufbau einer Kühlkette widmen, sagt Helene Prölß. Ein Planungsprozess mit den Massai ist angestoßen, dabei ist nicht ständig ein Manager in Tansania vor Ort, der Austausch findet zeitweise auch über What’s App und das Internet statt.

„Frühling der Entwicklungszusammenarbeit“ in Togo besucht

Kürzlich kam Helene Prölß aus dem westafrikanischen Togo zurück, wo sie den „Frühling der Entwicklungszusammenarbeit“ besuchte, eine Veranstaltung des Landes Togo sowie der Deutschen Gesellschaft für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (DGWZ). In Togo wird demnächst ein sogenannter Business Hub entstehen, eine eigene Niederlassung der Stiftung mit Partnern vor Ort. In vier weiteren Ländern sind solche Außenstellen geplant. An den Togolesen hat Helene Prölß fasziniert, wie viele Geschäftsideen sie haben, etwa zur Gründung eines Möbelhauses. Denn noch findet in Togo wie in weiten Teilen Afrikas der Herstellung und der Verkauf von Möbeln meist auf offener Straße statt. Um sich gegen chinesische Billigimportware zu behaupten, denken togolesische Möbelschreiner jetzt daran, eine eigene Marke zu schaffen und unter „Made in Togo“ zu vermarkten.

Spendenquote könnte besser sein

„Für mich ist diese Aufgabe das größte Hobby meines Lebens“, sagt Helene Prölß. Allerdings sei der ehrenamtliche Anteil in der Arbeit der Stiftung noch sehr hoch, die Spendenquote könnte etwas besser sein. Für die Kosten des Fluges und die Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt müssen die deutschen Manager übrigens selbst aufkommen. Kost und Logis vor Ort übernehmen die lokalen Partner im Land, das sei dann oft in einem Gästehaus und sicherlich kein Fünf-Sterne-Hotel, sagt Helene Prölß, aber es erfülle die Bedingungen von „sicher und sauber“. Ein bisschen „Mut und Aufregung“ gehöre aber zum Einsatz dazu.

Bei den Unternehmen, die ihre Mitarbeiter für eine solche Mission freistellen, stößt die Stiftung auf zunehmendes Interesse: Erstens sei es die beste Gelegenheit, um „interkulturelle Kommunikation über Grenzen hinweg“ zu erlernen. Zweitens sei so ein Einsatz für viele ein „Incentive“, da er die Chance biete, mal über den Tellerrand des eigenen Betriebs zu schauen.