Durch Falschparker werden Müllmänner in ihrem Arbeitsrhythmus gestört. Foto: dpa

Wenn in Nürtingen und Stuttgart die Straßen zugeparkt sind, kommen die Mülllaster nicht durch.

Nürtingen/Stuttgart - Für die Anwohner in der Nürtinger Teckstraße ist es ein Ärgernis. Vier Wochen lang konnte jetzt der Biomüll nicht abgeholt werden, weil für die Müllabfuhr wegen der Falschparker kein Durchkommen war. „An jedem Müllabholungstermin war die Straße so zugeparkt, dass die Abfallentsorgung mit ihren Lastern nicht durchkam“, berichtet Birgit Herz, die Leiterin der Straßenverkehrsbehörde und des Gemeindevollzugsdiensts in Nürtingen.

Halteverbotsschilder sind einfach umgedreht worden

Birgit Herz weiß um den dringend benötigten Parkraum. Doch die Müllabfuhr muss die Tonnen leeren können. Deshalb ist in der Teckstraße extra ein Halteverbot nur für die Müllabholungstermine angeordnet worden. „Das funktioniert leider nur bedingt“, sagt Birgit Herz. Damit der Biomüll in der Teckstraße endlich abgeholt werden konnte, rückte sogar der Vollzugsdienst an und machte die Halter der Fahrzeuge ausfindig, die dann ihre Autos wegfuhren. Oft seien es Anwohner selbst, die das Halteverbot beharrlich ignorierten. Dass Biotonnen stehen bleiben, geht im Winter gerade noch. „Aber stellen Sie sich vier Wochen im Sommer vor“, gibt Birgit Herz zu bedenken.

Das Problem beschränkt sich indessen nicht allein auf die Teckstraße. Auch in der Wendlinger Straße, der Kornbeckstraße, der Backhausstraße, der Ludwigstraße und der Straße Im Mösich wird die Müllabfuhr immer wieder behindert. „Alles zugeparkte Straßen“, klagt Birgit Herz. „Hoffentlich muss da mal kein großes Rettungsfahrzeug durch.“ In einer der Straßen waren Falschparker besonders „kreativ“. Das Schild eines Halteverbots an Müllabfuhrtagen wurde mehrfach umgedreht. Erst als der städtische Bauhof das Schild felsenfest machte, war Ruhe.

Die Verparkung hat erheblich zugenommen

Zwischenzeitlich sind die Männer der Abfallentsorgung sogar selbst aktiv geworden. Um auf das Problem freundlich aufmerksam zu machen, haben sie kleine Flyer hinter die Scheibenwischer der Falschparker geklemmt: „Wir leeren gern Ihre Mülltonnen und die Ihrer Nachbarn  . . . wenn wir durchkommen“. Dazu ein Foto von einem Lastwagen, der blockiert ist. Im Nürtinger Rathaus verliert man indessen allmählich die Geduld mit notorischen Falschparkern. Wenn die Müllentsorgung immer wieder ins Stocken gerät, müsse auch über ein komplettes Halteverbot in den betroffenen Straßen nachgedacht werden. Und in der Teckstraße sollen nun rigoros die Autos abgeschleppt werden, die an den Müllabfuhrtagen im Halteverbot stehen, kündigt die Stadtverwaltung an. „Nürtingen ist für uns kein Einzelfall. Das Problem mit Falschparkern haben wir überall“, gibt Peter Keck, der Sprecher des Landkreises Esslingen, die Erfahrungen des Abfallwirtschsftbetriebs wieder. Die Müllmänner werden dadurch immer wieder aus ihrem Rhythmus gebracht. Das Abschleppen von Autos würde daran nichts ändern, so Peter Keck. Doch es drohen Strafzettel. „Wir arbeiten da eng mit den Ordnungsbehörden zusammen, um die Sünder zu belangen“, so der Landkreissprecher.

Klagen über kreuz und quer parkende Autos waren beispielsweise im vergangenen Juni auch in Stuttgart-Sillenbuch laut geworden. „Generell kann man aber sagen, dass die Verparkung in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Dadurch werden sowohl die Müllabfuhr als auch die Straßenreinigung und der Winterdienst stark behindert“, erklärt Tanja Kiper von der Abfallwirtschaft Stuttgart.

Beim Rangieren kann es gefährlich werden

Die Fahrzeuge müssten oft rangieren, wenn sie nicht durchkommen. Dies könne gefährlich werden, und zur Not müsse auch die Hilfe der Polizei angefordert werden. „Leider treten die Probleme durch zugeparkte Straßen täglich nahezu in allen Stadtteilen Stuttgarts auf“, so Tanja Kiper. Die gesetzliche Vorschrift lautet, dass eine Durchfahrtsbreite von 3,05 Metern gewährleistet sein muss.