Kuckucksuhr mal anders: ein farbenfrohes Exemplar aus der Ausstellung. Foto: Gottfried Stoppel

Hagen-Maria Einzeiger konstruiert Kuckucksuhren der besonderen Art. Diese sind nun bei einer Ausstellung im Waiblinger Kulturhaus Schwanen zu sehen, ihr Titel lautet: „Entschleuniger“.

Waiblingen - Spaß oder Ernst? Die Frage stellt sich beim Gang durch den Flur des Kulturhauses Schwanen in Waiblingen. Dort sind unter dem Titel „Entschleuniger – Die Dekontextualisierung des Souvenirs Kuckucksuhr“ Arbeiten von Hagen-Maria Einzeiger zu sehen. Einzeiger und Uhr – das passt. Und ist kein Zufall, sondern ein Künstlername, unter dem der 63-jährige Fellbacher seine Arbeiten ausstellt. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Kuckucksuhren, die er selbst am Rechner entworfen, auf Pappe oder Folie ausgedruckt und zusammengebaut hat.

„Kuckucksuhren waren für die damalige Zeit ein Hightech-Produkt mit einer hervorragenden Mechanik auf minimalem Raum“, sagt Hagen-Maria Einzeiger, dessen Großmutter aus dem Schwarzwald stammte: „Ich habe mir überlegt, wie ich heute so eine Uhr gestalten würde.“ Einen Tick anders, so viel ist schon mal klar. Zwar weisen auch Einzeigers Modelle wesentliche Merkmale dieser Uhrengattung auf – ein Pendel zum Beispiel und die Hauptfigur, den Kuckuck. Letzterer streckt mal ganz konventionell den Kopf zur vollen Stunde aus dem Türchen, mal ist er in Übergröße außen auf der Uhr abgebildet, sein dreidimensional hervorragender Schnabel öffnet und schließt sich. Bei einer anderen Uhr kann der Eigentümer entscheiden, ob er den klassischen Kuckucksruf hören oder einen eigenen Spruch aufs Band sprechen will. Hagen-Maria Einzeigers Schwäbisch angehauchter Vorschlag: „Mach mal nore.“

Zeiger gibt es nicht

Was den Uhren fehlt, das sind Zeiger. Nicht mal einen hat Einzeiger gewährt, die Uhrzeit erfährt man mittels eines abgebildeten Kuckucks, der zur Viertelstunde einen Wurm, zur halben zwei und zur vollen vier Würmer im Schnabel trägt. Genauer muss Mensch die Uhrzeit nicht wissen, schließlich beschäftigt sich der Künstler mit der Entschleunigung, aber auch mit der Beschleunigung des Lebens und der Entfremdung, die seiner Ansicht nach daraus resultiert.

Die „7 Burnout Clocks“, die nebeneinander im Flur hängen, ticken alle schneller als gewohnt. „Sie rennen wie verrückt“, sagt Einzeiger und zieht die Parallele zum modernen Menschen: „Wir machen auch alles im Laufschritt.“ Dieses Werk nennt Hagen-Maria Einzeiger „ein Kunstprojekt zur Lebensverlängerung“. An der Front tragen die komplett weißen Kuckucksuhren einen QR-Code, über den Mensch sich eine von Einzeiger entwickelte App herunterladen kann. Diese wirke auf den Hippocampus, einen Bereich des Gehirns, und sorge dafür, „dass er cooler wird“. Was wiederum lebensverlängernd wirken könne, behauptet Einzeiger, der die App auch unters Volk bringen will – gegen Bezahlung, versteht sich. Wer sein Leben um zwei Jahren verlängern möchte, ist laut Infoblatt mit 900 Euro dabei, fünf Jahre kosten 8000 Euro. „Zehn Jahre – Preis auf Anfrage“ heißt es auf dem Flyer.

Nistkasten als „Zeitbombe“

Aktuellen Bezug hat die Arbeit „Zeitbombe“, für die Einzeiger ein Smartphone an der Vorderseite eines Nistkastens befestigt hat. Auf dem Display kann man sehen, wo auf der Welt sich aktuell Menschen am Coronavirus infiziert haben, aber auch, wie viele wo genesen sind.

Wo man die Ausstellung sehen kann

Die Uhren von Hagen-Maria Einzeiger sind bis 2. April im Kulturhaus Schwanen, Winnender Straße 4 ausgestellt. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags 9 bis 16 und 17 bis 22 Uhr, samstags 17 bis 22 Uhr.