In der diesjährigen Abiturphase in Baden-Württemberg herrscht alles anderes als Ruhe. Foto: dpa

Das Kultusministerium hat auf die Beschwerden von Schülern über die aktuellen Aufgaben im Englisch-Abitur reagiert – und sieht keinen Handlungsbedarf.

Stuttgart - Die in einer Online-Petition kritisierte Abi-Prüfung im Fach Englisch ist aus Sicht des Kultusministeriums nicht zu beanstanden. Nach einer umfassenden Prüfung sei festgestellt worden, dass das Niveau der Aufgaben angemessen gewesen sei, teilte das Ministerium am Montag in Stuttgart mit. Dies hätten sowohl die Abiturkommission mit Fachberatern im Fach Englisch und Fachreferenten der Regierungspräsidien als auch drei externe Experten bestätigt.

In der Online-Petition kritisieren die Unterzeichner die Englisch-Abiturprüfung als viel schwieriger als in den vergangenen Jahren. Die Eingabe „Englisch Abitur 2018 Baden-Württemberg unfair!“ hatten bis Montagnachmittag mehr als 29 000 Menschen (Stand: 14.45 Uhr) unterzeichnet. Fast alle 33 500 Abiturienten legten eine Prüfung im Fach Englisch ab, nur wenige in anderen Sprachen. In Mecklenburg-Vorpommern gab es laut Ministerium keine Hinweise auf ähnliche Kritik an dem dort ebenfalls eingesetzten Text.

Das Ministerium betonte, die kritisierte Textvorlage stamme aus dem länderübergreifenden Aufgabenpool der Kultusministerkonferenz. Das Niveau der Textvorlage sei von einer Arbeitsgruppe von 16 Bundesländern als angemessen und gut machbar bestätigt worden. Gleiches gelte für das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen.

Kultusministerin spricht Lehrern Vertrauen aus

Es gebe keinen Grund zur Sorge, betonte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). „Ich habe vollstes Vertrauen in die Lehrkräfte, dass sie ihren Ermessensspielraum bei der Korrektur verantwortungsvoll und ausgewogen ausschöpfen werden.“ Der als schwierig eingestufte Prüfungsteil „Analysis“ mache außerdem nur 15 Prozent der schriftlichen Abiturnote Englisch aus. Die schriftliche Prüfung fließe wiederum nur mit zwei Dritteln in die Gesamtnote ein.

Auch der Landeschef des Philologenverbandes, Bernd Saur, mahnte zu Gelassenheit. „Ich möchte die Schüler bitten, die Ergebnisse abzuwarten - da wird niemand in die Pfanne gehauen.“ Der fachliche und pädagogische Ermessensspielraum der Korrektoren sei groß.

Der Englischlehrer aus einem Ulmer Gymnasium betonte, er teile die Meinung mancher Schüler nicht, dass eine literarischer Text grundsätzlich schwieriger sei als ein nicht-fiktionaler Landeskundtext. Die Grundlage für die Analyse sei zwar sprachlich anspruchsvoll, aber leistbar gewesen. Es könne allerdings sein, dass den Schülern die Zeit bei der Prüfung von 180 Minuten weggelaufen sei, weil sie viele Wörter hätten nachschlagen müssen.