Mit Windkraft auf See will der Konzern EnBW auch künftig Gewinne einfahren. Foto: dpa

Der Energiekonzern EnBW verkündet einen Milliardenüberschuss und erwartet für dieses Jahr ein steigendes operatives Ergebnis – erstmals seit 2010. Davon könnte auch für die 21.300 Beschäftigten etwas abfallen, obwohl diesen die Gewinnbeteiligung bis 2020 gestrichen wurde.

Stuttgart - Die Beschäftigten des Karlsruher Energiekonzerns EnBW können darauf hoffen, trotz der bis zum Jahr 2020 gestrichenen Erfolgsbeteiligung eine Sonderzahlung für das Jahr 2017 zu erhalten. „Wenn das Unternehmen vor 2020 Dividenden bezahlt, wird es für das jeweilige Jahr auch eine Erfolgsbeteiligung geben“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Dietrich Herd unserer Zeitung. Zuvor hatte Finanzvorstand Thomas Kusterer erklärt, das Unternehmen rechne damit, für das laufende Jahr wieder eine Dividende zu zahlen, die im vergangenen Jahr ausgefallen war. Die Höhe der Erfolgsbeteiligung für die Jahre vor 2020 werde zwischen Arbeitnehmervertretern und Unternehmensleitung ausgehandelt, müsse aber mindestens 500 Euro pro Mitarbeiter betragen.

Nach langer Durststrecke kehrt der Energieriese EnBW wieder in die Erfolgsspur zurück. In den ersten neun Monaten dieses Jahres verbuchte der Karlsruher Konzern einen Überschuss von rund 1,87 Milliarden Euro – im Vorjahreszeitraum befand sich das Unternehmen noch mit 192,5 Millionen Euro im Minus.

Das operative Ergebnis – sprich der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) – sei um 10,8 Prozent auf 1,52 Milliarden Euro gewachsen, erklärte am Freitag Finanzvorstand Thomas Kusterer. „Damit können wir für das laufende Jahr erstmals seit 2010 wieder ein ansteigendes operatives Ergebnis erwarten“, betonte er. Im Vergleich zum Vorjahr könne es um bis zu fünf Prozent steigen, so Kusterers Prognose. Angestrebt werde, entgegen früherer Erwartungen, bereits in diesem Jahr eine Dividendenzahlung an die Aktionäre, sagte der Finanzvorstand weiter.

Vor allem ein Gerichtsurteil sorgt für den Gewinnsprung

Der Umsatz der EnBW ist nach eigenen Angaben von Januar bis September 2017 um 7,5 Prozent auf 15,34 Milliarden Euro gestiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Gewachsen ist auch die Zahl der Mitarbeiter: um gut fünf Prozent auf rund 21 300. Die Eigenkapitalquote ist um 15,3 Prozent gestiegen, die Nettoschulden um 19 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro gesunken, hieß es weiter.

Den deutlichen Gewinnsprung führt der Konzern im Wesentlichen auf drei Faktoren zurück: Einerseits profitierte der Energieversorger stark vom Verkauf fast der Hälfte seiner Anteile am Offshore-Windpark „EnBW Hohe See“ im Februar. Zudem ist in der aktuellen Bilanz erstmals die Übernahme der Ferngasgesellschaft VNG vollständig enthalten – die sich ebenfalls positiv auswirkt und laut Kusterer mit etwa 100 Millionen Euro zum operativen Ergebnis beiträgt. Und dann ist da ja noch der regelrechte Geldsegen, der sich Anfang Juni nach einem gewonnen Rechtsstreit angekündigt hatte: Das Bundesverfassungsgericht hatte – anders als zuvor noch der Europäische Gerichtshof – die zwischen 2011 und 2016 erhobene Brennelementesteuer für verfassungswidrig und nichtig erklärt. Das bedeutete satte Rückzahlungen an Eon, RWE und EnBW; rund eine Milliarde Euro floss nach Karlsruhe zurück – und hübscht nun die Bilanz auf.

Windkraft und Elektromobilität heißen die Wachstumsprojekte

Damit die positiven Entwicklungen anhalten, wolle EnBW effizienter werden und 1,4 Milliarden Euro jährlich einsparen. 2019 – und somit ein Jahr früher als geplant – werde das entsprechende Programm abgeschlossen sein. Insgesamt sechs Milliarden Euro seien derweil für Investitionen zwischen 2017 und 2020 vorgesehen, „davon fünf Milliarden in Wachstumsprojekte“, sagte Kusterer.

Dazu zählen insbesondere die erneuerbaren Energien, allen voran die Windkraft. Allein an Land habe man 21 Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 70 Megawatt (MW) neu errichtet, und zwar größtenteils in Baden-Württemberg, betont Kusterer; insgesamt sollen rund 100 MW bis Ende des Jahres ans Netz kommen. Auch in Windparks auf See setzt man weiterhin, wo die EnBW ab 2015 „He Dreiht“ in der Nordsee betreiben will – ohne die bislang übliche staatliche Förderung. Die Erträge aus der Windenergie konnten laut Kusterer zugleich die gesunkenen Gewinne aus der im vorigen und diesen Jahr schwächelnden Wasserkraft auffangen. Investieren will EnBW auch in die Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Rund 120 Schnellladesäulen betreibt der Konzern laut Kusterer bereits – 1000 sollen es bis 2020 bundesweit sein.