Von diesen Masten sollten laut Plan schon viel mehr stehen. Foto: dpa

Die Verzögerung der Energiewende kostet viel Geld. Ein Beschleunigungsgesetz soll Abhilfe schaffen. Bisher sind von 1800 Kilometern Leitung erst 800 Kilometer fertig.

Berlin - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) schlägt wegen des schleppenden Ausbaus der Stromübertragungsleitungen in Deutschland Alarm. Beim Netzausbau liege Deutschland in katastrophaler Weise im Verzug, sagte Altmaier zum Auftakt seiner Reise, auf der er mit Landespolitikern, Netzbetreibern und Anwohnern sprechen will. Für das Gelingen der Energiewende sei der schnelle Leitungsausbau erforderlich. Nach den Worten des Ministers entstünden schon jetzt Milliardenkosten, weil regenerativer Strom aus dem Norden nicht in die großen Verbrauchszentren im Süden und Westen der Republik transportiert werden kann.

Wegen fehlender Übertragungskapazitäten müsse Strom aus Solarenergie und Windkraft vom Netz genommen werden, um ein Zusammenbrechen der Transportwege zu vermeiden. Damit wird teuer bezahlter Strom nicht genutzt, die Gesamtheit der Verbraucher muss aber dennoch dafür aufkommen. Die Kosten dafür beliefen sich 2014 auf 400 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr stiegen die Aufwendungen schon auf 1,4 Milliarden Euro. Falls diese Entwicklung so weitergeht, erwartet die Bundesnetzagentur Kosten von jährlich mehr als vier Milliarden Euro.

Spitzentreffen mit den Ländern

Altmaier will den Netzausbau auf die politische Agenda rücken. Er plant für den 20. September ein Spitzentreffen mit den Ländern. Noch im Herbst soll ein Beschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht werden. Darin soll beispielsweise geregelt werden, dass es bei der Erweiterung vorhandener Stromautobahnen zu vereinfachten Genehmigungsprozessen kommt. Altmaier sagte, er nehme wegen der Verzögerungen keine Schuldzuweisungen vor. Die Gründe dafür seien vielfältig. Aufwendige Planungsverfahren, die Bedenken von Bürgerinitiativen und die Uneinigkeit der Bundesländer führten dazu, dass der Netzausbau nur schleppend vorankommt. „Im Augenblick haben wir überall Verzögerungen“, sagte der Minister. Er will auf seiner Reise mit den Beteiligten über die Gründe für lange Verfahren sprechen. Ohne den Aus- und Aufbau von Stromleitungen müssen die Verbraucher in Süd- und Westdeutschland um die Versorgungssicherheit bangen. Im Jahr 2022 werden in Deutschland die letzten Kernkraftwerke abgeschaltet. Bis spätestens 2025 soll der Ausbau der neuen Stromautobahnen abgeschlossen sein.

Nicht einmal die Hälfte des geplanten Ausbaus geschafft

Bereits 2009 sind neue Übertragungsnetze von 1800 Kilometern beschlossen worden. Davon seien bisher gerade einmal 800 Kilometer gebaut worden, so Altmaier. Nach den Worten von Joachim Homann, dem Präsidenten der Bundesnetzagentur, kämen die Planungen der riesigen Gleichstromtrassen aber voran. Vor drei Jahren beschlossen Bund und Länder, die Trassen von Nord nach Süd größtenteils unter die Erde zu verlegen. Die Anhörungen und Genehmigungsverfahren liefen noch, lägen aber im Plan. Bisher sind aber noch keine neuen Trassen gebaut worden.