Die Auswahl ist groß: Ob Fruchtsorbet, vegan oder Milcheis – in Esslingen gibt es viele Leckereien zu kosten. Foto: Ines Rudel

Das kleine Glück für kleines Geld: Die Esslinger Eissalons bieten ihren Gästen eine breite Auswahl an Genüssen. Die Palette reicht von den Klassikern bis zu Passionsfrucht und Limette-Ingwer.

Esslingen - Die Sonne scheint – und schon steigt deutlich das Wohlbehagen. Viele verbinden die warme Jahreszeit mit einem kühlen Genuss aus der Eisdiele. Unsere Redaktion hat sich in Esslingen umgeschaut und bei den Eismachern nachgefragt, welche Spezialitäten auf Eishungrige warten.

Bertazzoni Dieser Name ist Programm und süße Verheißung gleichermaßen. Die Bertazzonis haben 1901 als Erste in Esslingen mit dem Eismachen begonnen. Und als sie 1905 im Stammhaus in der Pliensaustraße 51 ihre Eisdiele eröffneten, sei dies die erste in ganz Deutschland gewesen, berichtet Marco Bertazzoni.

Bei Bertazzoni hat die Saison erst an diesem Freitag begonnen: „Wir brauchen die Sonne, sonst isst niemand ein Eis“, erklärt der promovierte Kunsthistoriker, der sich in seiner Freizeit als Gemeinderat in der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen engagiert. Trotz Coronaauflagen hofft Bertazzoni auf Kundschaft, die „das kleine Glück für kleines Geld“ sucht. Im Traditionshaus setzt man auf die bewährten Rezepte: Eis aus natürlichen Zutaten und ganz ohne Farbstoffe, Binde- und Hilfsmittel. Diese Leckerei sei deutlich empfindlicher und müsse immer frisch sein. Aber „hoch montiertes Eis“, damit meint der Gastronom die Eisberge in manchen Theken seiner Mitbewerber, und „buntes Eis kommt mir nicht in die Tüte“.

Für den guten Geschmack sorgten nur erstklassige und frische Zutaten wie Zitronen aus der Region Campania/Costa Amalfitana oder Orangen aus Kalabrien. Besonders belieb seien alle Klassiker wie Zitrone, Haselnuss, Joghurteis und gebrannte Mandeln. Und als Dauerbrenner habe sich Stracciatella, eine Bertazzoni-Erfindung, etabliert, die hier von je her als Pinguin-Eis verkauft wird.

La Torre Eine weitere Eisdynastie vertreten Dita und Gianpietro Marion, deren Vorfahren Mitte der 1920er Jahre das erste Stuttgarter Eiscafé in der Königstraße eröffneten, inzwischen gibt es fünf Standorte von Eiscafé Santin in der Landeshauptstadt. Vor 20 Jahren ließ das Unternehmen das Erdgeschoss des denkmalgeschützten Esslinger Schelztorturms zum Café umbauen. „Ich liebe Esslingen“, erklärt Dita Marion und lobt die Atmosphäre der Altstadt, weshalb die Stuttgarterin auch in Esslingen geheiratet hat. Besonders gut gefalle ihr der Blick auf die Weinberge von der Terrasse des La Torre aus.

Bis zu 24 verschiedene Sorten fassen die Eistheken. Wichtig sei auch ihnen die Herkunft der Zutaten wie Vanille aus Madagaskar und Walnüsse aus dem Veneto, der Heimat ihres Mannes. Ihr persönlicher Favorit sei Zartbitterschoko, und sie freue sich auf die neue Sorte Weißer Pfirsich.

Gelatone Die dritte Eisfamiliengeschichte handelt von Adriano und Michela Giacomel, die 2016 das Gelatone an der Ecke Unterer Metzgerbach und Pliensaustraße eröffnet haben. Seit 30 Jahren haben die Giacomels ihr Herz ans Eismachen verloren, erst in Nürnberg und Heilbronn. Diesen Standort leitet Sohn Lucca, und Tochter Laura nennt seit zwei Jahren ein Fellbacher Eiscafé ihr Eigen. „Ich bin sehr stolz auf meine Kinder“, berichtet Michela Giacomel. Deren Experimentierfreude habe der Betrieb viele neue Sorten zu verdanken wie Erdnusseis mit karamellisierten Nüssen oder Limette-Minze mit Ingwer. An warmen Tagen seien bis zu 32 Sorten im Verkauf. Nüsse aus Italien, Früchte von regionalen Anbietern und der Verzicht auf künstliche Aromen, Farbstoffe, gehärtete Fette und Konservierungsmittel seien wichtiger Bestandteile der Rezepte.

Eiszeit Nur einen Steinwurf vom La Torre lockt wieder Eisgenuss. Hier betreibt Simone Meier-Röhn das „Eiszeit“ in der Abt-Fulrad-Straße 2. Auch hier werden die kalten Köstlichkeiten gleich vor Ort in einem Eislabor hinter dem Verkaufsraum frisch hergestellt. Wer über den Steg zu dem stattlichen Fachwerkgebäude, der Alten Zimmerei, schreitet, betritt eine kleine Halbinsel, die sich am Zusammenfluss von Rossneckar und Rossneckarkanal befindet. Es dauerte bis zum Jahr 2013, bevor die 1998 aufgegebene Zimmerei komplett saniert als Gastronomiebetrieb neues Leben eingehaucht bekam. Meier-Röhn betrieb hier das Restaurant „Der Markt“, doch das Konzept habe leider nicht funktioniert. Passend zur Jahreszeit gibt es viele Milcheissorten wie Nougat, Haselnusskrokant und die Hausmarke aus weißer Schokolade mit Karamell und Haselnuss. Erdbeereis gebe es in der Eiszeit erst, wenn hier die Erdbeerzeit beginnt, denn sie verarbeite regionale Früchte zu einem Sorbet mit mindestens 50 Prozent Fruchtanteil.

La Gelateria Ein besonderes Konzept verfolgt Ozan Gülsahin in seinem Eiscafé im Unteren Metzgerbach 13. Hier kann jeder und jeder das eigene Eis individuell zusammen stellen. Dazu stehen zehn Eissorten in Automaten bereit. Per Hebel können ein Becher oder eine belgische Waffel beliebig gefüllt werden, und als Krönung stehen Frucht- und Schokosoßen sowie Kekse und Süßigkeiten – rund 50 sogenannte Toppings – bereit. Den Preis für die individuelle Kreation bestimmt schließlich jeweils die Waage.

Gülsahin sieht seinen Betrieb nicht als typische Eisdiele: „Man muss sich abheben, davon gibt es schon genug in Esslingen“, erklärt er, und deshalb biete er auch eine breite Palette an Kuchen und Gebäck von Schokocookies, Eclair, Tiramisu bis zu Pasticcini und Flammenden Herzen an.

Dolomiti In bester Lage auf der Inneren Brücke 6 bietet das Eiscafé Dolomiti seit 2014 seine Köstlichkeiten an. Besonders reizvoll ist die Lage in Esslingens Klein Venedig. In Nicht-Corona-Zeiten bieten die Innenplätze mit Blick auf den Neckarkanal eine besonders idyllische Aussicht. Die original italienischen Rezepte stammen von Großvater Costantin, berichtet der Inhaber Teo Costantin, der ausschließlich mit frischen Zutaten arbeitet, wie er versichert, Obst aus der Dose, komme nicht in sein Eis.

Auch hier steckt eine lange Familientradition hinter dem Angebot. Er sei bereits die vierte Generation in der Reihe der Speiseeishersteller, die aus Laichingen stammt. In der Theke in Esslingen finden bis zu 32 Eissorten Platz. Besonders beliebt seien Spezialitäten wie Omas Apfelstrudel, Zimt und Walnuss mit Feige und Spaghettieis-Variationen, berichtet der Chef. Neu in dieser Saison ist Vollkorn-Spaghettieis, das seine dunkle Färbung Schokoeis mit Nusssoße verdankt. Und wer veganes Eis schätzt, hat die Auswahl zwischen Fruchteis sowie den Sorten Haselnuss und Kokos. Gut kommen auch Variationen von Eis und frischen Früchten an, erzählt Costantin.

Grimaldi Sein Eiscafé in der Hauptstraße 108 im Stadtteil Zell hat Vincenzo Grimaldi 2017 eröffnet. Der Favorit unter den Eissorten sei Pistazie. „Die Nüsse kommen aus Sizilien, das schmeckt man“, meint der Chef, der Kunden empfiehlt, immer die Allergeneliste zu verlangen, wenn diese genau wissen wollten, was in der Theke auf sie warte. Aromen, Farb- und Konservierungsstoffe sowie Emulgatoren hätten in seinem Eis nichts verloren. Grimaldi wirbt für Zutaten wie Arriba-Schokolade aus Ecuador, Bourbon Vanille aus Madagaskar, Pistazien aus Bronte und Haselnüsse aus dem Piemont.

Erdbeereis werde bei ihm stets aus Tiefkühlware hergestellt, um eine „nahezu gleiche Qualität“ zu erreichen. Seinem Betrieb, der sich noch im Aufbau befinde, habe Corona einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nun hofft Grimaldi auf eine gute Saison 2021.