Ein Bild aus der Vergangenheit: Zwei Maschinen von Air Berlin vor dem Stuttgarter Flughafengebäude. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

20 Jahre lang bediente Air Berlin den Flughafen auf den Fildern. Zum Abschied der insolventen Airline wurde es emotional. Und ein Fluggast saß gar zum ersten Mal in einer Air-Berlin-Maschine.

Stuttgart - Was bleibt von der Fluggesellschaft Air Berlin? Feine Schokoladenherzen, in Rotglitzer-Papier verpackt? Etwas Wehmut? Oder eher Ärger? Am Stuttgarter Flughafen sind die Reaktionen am Freitag, am letzten Nachmittag des Flugbetriebs, gespalten. Zwei Schalter haben geöffnet für Air Berlin im Terminal drei, die Warteschlange ist überschaubar, das Bodenpersonal im Check-In arbeitet routiniert und zügig.

Die Betriebsamkeit findet rund um die Air-Berlin-Schalter herum statt, bei Easy Jet, bei der Lufthansa, überhaupt bei allen anderen, denn jetzt am Nachmittag beginnt der Passagierbetrieb zu brummen. Vor den Sicherheitskontrollen auf dem Weg zu den Fliegern drängen sich schon viele Reisende. Zehn Minuten Wartezeit wird dort angezeigt, das ist noch die Ruhe vor dem Sturm: Ein anstehendes Wochenende, danach gleich zwei Feiertage, dazu Schulferien – ein idealer Zeitpunkt für einen Kurzurlaub in wärmere Gefilde.

An diesem Freitag bietet die insolvente Fluglinie abschließend je fünf Flüge von und nach Düsseldorf sowie acht von und nach Berlin Tegel an – das sind keine Ziele für Sonnenhungrige und die meisten Air-Berlin-Passagiere wollen an diesem Freitag auch nicht weiter reisen.

Viele Beschäftigte verlieren ihre Jobs

„Das beschäftigt mich schon, viele Beschäftigte werden arbeitslos, sie und ihre Familien stehen vor einer ungewissen Zukunft“, macht sich Nadine Kursker ihre Gedanken, „dabei waren viele von ihnen doch jahrelang zuverlässige Mitarbeiter dieser Fluglinie. Aber so ist das leider wohl bei einer Insolvenz.“ Vor dem Flug ist ihr aber nicht bang: „Es ist das erste Mal, dass ich Air Berlin fliege. Das hat sich so ergeben.“

Der Brite Nick Henslowe bezeichnet sich als Vielflieger. Doch diese Pleite kommt für ihn überraschend: „Dass es so etwas gibt in Deutschland. Davon habe ich erst gestern erfahren.“ Und es hat ihn gleich kalt erwischt: Sein Rückflugticket ist nicht mehr gültig, und für sein Gepäckstück musste er noch extra 65 Euro bezahlen. „Das ist doch ungeheuerlich“ – es fällt ihm schwer, noch etwas von seiner guten Laune zu wahren.

Das geht auch dem freundlichen Herrn am Check-In-Schalter so. Er ist Profi, aber jetzt ist er sichtlich noch mehr um Ruhe und möglichst viel Gelassenheit bemüht. Als Flughafen-Angestellter äußert er sich nicht zu den Vorgängen. Aber an diesem Nachmittag muss er viele Anfragen beantworten, die sonst nicht anfallen.

Bedauern über das Aus

Fotine Skawantzos reist nach Berlin: „Ich war bisher immer sehr zufrieden mit der Fluglinie, war schon öfters mit ihr unterwegs. Ich fühle mich zwar nicht gebunden an Air Berlin, aber schade ist es schon, dass sie ihren Betrieb einstellt.“ Über den Rückflug muss sie sich keine Gedanken machen: „Mein Mann ist auf einem Kongress in Berlin, wir fahren mit dem Auto zurück.“

Wolfgang Bauer dagegen kommt mit dem Flieger aus Berlin und hält eines der Schokoherzen in der Hand, die nun auch Teil des Geschichte der Fliegerei werden. „Schon der Flug am Dienstag nach Berlin war sehr emotional. Die Passagiere haben den Stewardessen Pralinen geschenkt, das war sehr bewegend. Auch jetzt herrschte auf dem Rückflug nach Stuttgart eine eigenartige Stimmung.“

Ihn beschäftigt aber auch, wie er künftig die Distanzen nach Berlin oder Hamburg schaffen soll: „Stuttgart fehlt es da jetzt an einer Perspektive. Denn zu dem Preis wie bisher geht das jedenfalls nicht mehr. Da müsste man auf die Bahn umsteigen. Aber da dauert die Fahrt sehr lange.“