Stromtrasse: Die EnBW senkt die Preise in ihrem wichtigen Grundversorgungstarif. Auch wenn der Preisrutsch gering ausfällt, ist das ein Novum - zuletzt hatte die EnBW-Vorläuferfirma Neckarwerke Stuttgart (NWS) den wichtigen Grundversorgungstarif 1999 gesenkt. Foto: Max Kovalenko

Jahre und Jahrzehnte kannte der Strompreis für Haushaltskunden nur eine Richtung – nach oben. Der Trend ist nun durchbrochen. Erstmals in ihrer Geschichte senkt die EnBW ihre Preise für große Teile ihrer 2,5 Millionen Kunden. Grund sind die Auswirkungen der Energiewende.

Karlsruhe/Stuttgart - Paradoxe Energiewelten – nachdem milliardenschwere Investitionen infolge der Energiewende jahrelang die Energiepreise in Deutschland in die Höhe getrieben haben, entfaltet der Öko-Umbruch jetzt eine Wirkung in umgekehrter Richtung.

Am Donnerstag kündigte Deutschlands drittgrößter Energieversorger EnBW an, die Preise für die meisten seiner Stromkunden leicht zu senken. Nach Konzernangaben werden die Tarife zum 1. Januar 2015 etwa in der Grundversorgung für Haushalte („EnBW Komfort“) von 23,88 Cent auf 23,51 Cent pro Kilowattstunde fallen. Dies mache für einen Drei-Personen-Haushalt rund 13 Euro im Jahr aus und entspreche einer prozentualen Senkung um 1,4 Prozent.

In anderen Tarifen – etwa dem wichtigsten Sondertarif des Konzerns namens „Aktiv-Privat“ – fallen die Preissenkungen laut EnBW „ähnlich“ aus. Insgesamt gingen die Preise für 80 Prozent der Haushaltsstromkunden zurück. In Summe hat die EnBW rund 2,5 Millionen Stromkunden und ist damit der größte Stromversorger im Land.

Der Energieexperte der Verbraucherzentrale im Land, Eckhard Benner, sagte, die Entscheidung der EnBW könnte Signalwirkung für andere Versorger haben.

Begründet wurde die Strompreissenkung vor allem mit niedrigeren Großhandelspreisen. Dank diesen hätten die höheren Kosten für Netzentgelte ausgeglichen werden können, erläuterte EnBW-Vertriebsleiter Bastian Bossert. Tatsächlich ist in den vergangenen Wochen Bewegung in die Strompreise gekommen. Auslöser war die Neufestlegung der sogenannten EEG-Umlage Mitte Oktober. Über die Umlage wird der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland finanziert. Seit ihrer Einführung Anfang der 2000er Jahre ist die Umlage kontinuierlich gestiegen. 2015 soll sie nun erstmals leicht zurückgehen – eine Folge mehrfach gekappter Förderzusagen für Solar- und Windenergie sowie Biomasse.

Gleichzeitig steigt jedoch der Aufwand zum Neubau von Stromtrassen. Diese werden über die sogenannten Netzentgelte finanziert und vom Verbraucher über die Stromrechnung bezahlt – genau wie die EEG-Umlage . Erst vor wenigen Tagen hatte die EnBW angekündigt, die Netzentgelte wegen gestiegenen Aufwands anzuheben – eine Entscheidung, die die zuständige Kontrollbehörde, die Bundesnetzagentur, auch genehmigt hatte.

Die spannende Frage war nun, wie ein dritter Einflussfaktor in die Preiskalkulation der Konzerne eingehen würde – die Großhandelspreise. Diese sinken seit 2011. Grund ist immer mehr Ökostrom, der Abnehmer sucht. Den so entstehenden Spielraum hat die EnBW nun offenbar an ihre Kunden weitergegeben. Fachleute wie Eckhard Benner verweisen jedoch darauf, dass nicht sicher ist, ob die EnBW tatsächlich alle ihre Spielräume ausgereizt hat oder ob eine noch höhere Preissenkung möglich gewesen wäre.

Fakt ist: Auch bei Nachtspeicherheizungen oder Wärmepumpenstrom sinken die Tarife. Bei Elektrospeicherheizungen um fünf 5 Prozent, bei Wärmepumpen um 2,4 Prozent.