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Dirk Notheis ist nicht mehr Deutschland-Chef der Investmentbank Morgan Stanley.

Stuttgart - Er galt als politisches Naturtalent, als Meister des Strippenziehens und als Fachmann der Finanzwelt. Nun aber dürft es ruhig werden um Dirk Notheis. Der 44-Jährige – eine der zentralen Figuren im milliardenschweren EnBW-Deal – kehrt nicht mehr auf seinen Sitz als Deutschland-Chef der Investmentbank Morgan Stanley zurück. „Herr Notheis ist nicht mehr Mitglied des Vorstands“, sagte eine Sprecherin der Bank in Frankfurt am Main am Dienstag und bestätigte damit Informationen unserer Zeitung. Weitere Details lehnte sie ab. <><>Schon seit Tagen war in Bankenkreisen, aber auch in der Landespolitik spekuliert worden, Notheis werde das Handtuch werfen und von seiner so genannten Auszeit nicht mehr zurück kommen. Der Banker hatte Ende Juni, als immer mehr Begleitumstände des EnBW-Deals vom Dezember 2010 bekannt geworden waren, erklärt, er lasse seinen Posten vorerst ruhen. Aber schon damals prophezeiten Insider, dass es für Notheis keinen Weg zurück geben würde. Die Art und Weise, wie er für seinen Freund und damaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) den Wiedereinstieg des Landes bei der EnBW vorbereitet und umgesetzt habe, sei nicht hinnehmbar, und die Bank werde eine weitere Rufschädigung wohl nicht hinnehmen. Jetzt gehe es nur noch um das Aushandeln der Abfindung, hieß es. <><>Vor allem seine E-Mails an Mappus wurden Notheis letztendlich zum Verhängnis. Mehrfach entstand dabei der Eindruck, dass er Mappus regelrecht vorschrieb, was der seinerzeit zu tun hatte, damit das knapp fünf Milliarden Euro teure Aktiengeschäft mit dem französischen Staatskonzern EdF auch gelingen würde. So schrieb Notheis auf einem Flug in die USA für Mappus eine Art Drehbuch, wen der im Vorfeld unterrichten müsse und wen man lieber erst später einschalten sollte. In einer anderen Mail drohte er seinen Verhandlungspartnern bei der EdF mit der Einschaltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (von ihm „Mutti“ genannt), wenn die Franzosen weiterhin die Vertragsverhandlung blockieren würden. Wieder ein anderes Mal bat er Mappus, jetzt keine weiteren Banken mehr einzuschalten. Und in einer anderen Mail nannte er den damals ausgehandelten Verkaufspreis von 41,50 Euro pro EnBW-Aktie „mehr als üppig“. Vor allem das werteten Grüne und SPD als Beleg dafür, dass Mappus und Notheis einen zu hohen Preis bezahlt hatten, nur um einen politischen Erfolg zu erzielen.

Notheis hatte stets alle Vorwürfe zurückgewiesen. Auch Mappus hatte sich gewehrt. Bei der Transaktion zwischen dem Land und der EdF sei von Notheis „weder die Initiative ausgegangen“, noch habe Notheis „zu irgendetwas, was wir nicht wollten, gedrängt“. Vielmehr habe Morgan Stanley seine Aufgabe als eine der weltweit führenden Investmentbanken „qualitativ hochwertig“ erfüllt. Fakt ist aber auch: Notheis erhielt den Job, der der Bank am Ende ein Honorar von rund 17 Millionen Euro eingebracht haben soll, ohne Ausschreibung.<><>Das alles sorgte zuletzt für immer mehr Misstrauen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat inzwischen gegen Mappus und Notheis, aber auch gegen die damals beteiligten Minister Willi Stächele (der in der Folge des EnBW-Deals als Landtagspräsident zurücktrat) und Helmut Rau bekanntlich Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet. Der zentrale Ansatzpunkt: Die Beteiligten seien zu großzügig mit Landesgeld umgegangen. Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) will vor dem Schiedsgericht der Internationalen Handelskammer in Paris rund 840 Millionen Euro von der EdF zurück haben.<><>Notheis, der einst Landeschef der Jungen Union war und dann lange Zeit zum Führungszirkel der Landes-CDU gehörte, wird das alles nun nur noch aus der Rolle des Beobachters verfolgen können. Die Karriere des gebürtigen Ettlingers ist nun jäh beendet. 1999 war er zu Morgan Stanley gekommen, zehn Jahre später wurde er Deutschland-Chef und genoss bei der Bank mit Sitz in London und New York einen glänzenden Ruf. „Er hat für die Bank viele große Fische an Land gezogen“, sagte am Dienstag ein Insider. Unter anderem war Notheis für die Börsengänge der Postbank und von Air Berlin verantwortlich. Er selbst war am Dienstag für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Wie es aus Bankenkrisen in Frankfurt hieß, ist er mit seiner Familie verreist. Dennoch muss er demnächst wieder nach Stuttgart. Nach den Sommerferien soll er erneut als Zeuge vor dem EnBW-Untersuchungsausschuss vernommen werden. <>