In dieser Studie des Amts für Stadtplanung wird gezeigt, um welche Größenordnungen es bei einer neuen Zentrale der Stuttgart Netze gehen kann. Eine mögliche tatsächliche Gestaltung kann ganz anders aussehen; rechts am Bildrand die Poststraße, daneben ein möglicher neuer Steg als Verbindung von Villa Berg und Wasen. Foto: Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung

Zurzeit hat die Stuttgart Netze ihren Sitz auf dem EnBW-Areal an der Hackstraße. Ein neuer Standort wird gesucht.

S-Ost - In Stuttgart eine Wohnung zu finden, ist fast unmöglich, der Wohnungsmangel wird immer schlimmer (siehe Seite II). Gleichzeitig gibt es mitten im Stuttgarter Osten ein Areal, auf dem bis zu 600 Wohnungen gebaut werden könnten. Die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) als Eigentümer will das, die Stadt will das – und trotzdem geht nichts voran, weil beide jahrelang um das Grundstück gestritten haben. Das ist der Hauptgrund für die Verzögerung einer nachhaltigen Entwicklung der innerstädtischen Fläche, die eine echte Rarität in der Landeshauptstadt ist.

Suche nach Standort läuft

Aber selbst wenn Stadt und Konzern sich schnell einigen, und sie scheinen inzwischen auf einem guten Weg zu sein – es gibt da noch ein Problem, das gelöst werden muss, bevor mit dem Wohnungsbau begonnen werden kann. Auf dem Areal zwischen Hack- und Stöckachstraße hat die inzwischen mehrheitlich von den Stadtwerken betriebene Stuttgart Netze ihren Sitz. Für die GmbH muss erst an anderer Stelle eine neue Zentrale gebaut werden. Dafür wird ebenfalls schon lange eine Fläche gesucht. Aber auch da gibt es große Uneinigkeit, in diesem Fall zwischen Stadtverwaltung und der Mehrheit im Gemeinderat.

Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat eine Studie für eine neue Stuttgart Netze-Zentrale auf der großen Fläche beim alten Wasserwerk erstellt. Dort, umschlossen von Ufer- und Poststraße, wäre genug Platz. Allerdings haben beispielsweise die SPD und auch die CDU für diese Fläche andere Ideen. Dort wünscht sich eine Mehrheit eine Überdeckelung der Bundesstraße vom Leuzeknoten aus, um an der Stelle im besten Fall Wohnen direkt am Neckar zu ermöglichen. Deswegen haben die Stadträte schon im September bei der Vorstellung dieser Überlegungen dagegen protestiert. Die Suche geht also weiter, was sowohl der Sprecher der Stuttgart Netze, Moritz Oehl, als auch die EnBW, der das Wasserwerksareal gehört, bestätigt.

Fläche beim Gewerbegebiet Gaisburg

Die Interessengemeinschaft (IG) Kohlelager könnte sich diese Stadtwerkezentrale gut einige hundert Meter weiter, auf der anderen Seite der Gaisburger Brücke beim Areal des bisherigen Kohlelagers vorstellen. Die IG Kohlelager ist eine Initiative von mittelständischen Unternehmern im Gewerbegebiet Gaisburg, die gerne am Standort erweitern würden, dafür aber einige Quadratmeter mehr Platz bräuchten, am liebsten in Richtung des Kohlelager-Areals. Die Unternehmer begrüßen zwar alle Überlegungen für diese große Fläche im Zusammenhang mit der Internationalen Bau-Ausstellung IBA – allerdings am liebsten in Richtung eines Gewerbe- und Innovationsparks. Wohnen am Fluss zwischen dem gerade erst gebauten Umspannwerk bei der Gaisburger Brücke und dem neuen Gasheizkraftwerk beurteilen sie sehr skeptisch, da einige der Betriebe im Gewerbegebiet rund um die Uhr arbeiten würden und das nicht immer leise. Konflikte wären programmiert.

Stattdessen sehen auch sie beim Wasserwerk Potenzial für neue, innovative Wohnungen. Die Stadtwerke-Zentrale als neuer Nachbar des Gewerbegebiets auf der genannten Fläche, wo zurzeit unter anderem die für das Reitturnier und die Motocross-Veranstaltung in der Schleyerhalle benötigte Erde gelagert wird, könnten sie sich aber gut vorstellen.

Die EnBW hat vor Kurzem im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost einen Zeitplan für die von ihr geplante Entwicklung des Areals an der Hackstraße zum Pilotprojekt für ein neues Geschäftsfeld vorgestellt. Demnach soll an der Hackstraße ein „Bürgerladen“ als erster Schritt für einen umfassenden Beteiligungsprozess eröffnet werden. Geplanter Starttermin war der 1. Februar. So lange es aber keine Einigung mit der Stadt über die Zukunft des Quartiers gibt, wird auch der Bürgerladen nicht eröffnet. Ziel der EnBW ist, nach einem städtebaulichen Planungswettbewerb bis 2022 einen Bebauungsplan für das Areal zu haben, um dann mit dem Wohnungsbau beginnen zu können – sofern die Stuttgart Netze dann schon eine neue Zentrale hat.