In der Schorndorfer Künkelinhalle haben die Rems-Murr-Unternehmer den Jahresauftakt gefeiert. Foto: Gottfried Stoppel

Die digitale Infrastruktur ist nach Ansicht von Claus Paal ein zentraler Knackpunkt für die Zukunft der regionalen Wirtschaft. Das hat der Bezirkskammer-Präsident beim IHK-Neujahrsempfang in Schorndorf betont.

Schorndorf - Mit der Frage, ob „unsere Welt in Deutschland“ eigentlich die normale Welt sei, hat der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rems-Murr, Claus Paal, seine Rede beim Neujahrsempfang in der Schorndorfer Barbara-Künkelinhalle fast polit-philosophisch begonnen, und diese gleich mit der nächsten Frage relativiert: Ob nämlich nicht „vielmehr die eigentlich normale Welt, wie sie leider nun einmal ist, näher an uns heranrückt“. Klar sei aber in jedem Fall, das dies kein Zeitalter für Zögerer und Zauderer sei, sondern vielmehr der Moment derer, „die seriös und nachhaltig anpacken und nie aufgeben“.

Digitalisierung der Old Economy

Einer der Bereiche, in dem es nach Auffassung des Bezirkskammer-Präsidenten konsequent anzupacken gelte, sei nach wie vor die Digitalisierung. Paal: „Die digitale Infrastruktur ist die Voraussetzung, damit wir überhaupt eine Chance haben, die Zukunft zu gestalten.“ Und genau da sieht er im Rems-Murr-Kreis noch einiges im Argen. Jedes Haus, jede Schule, jede Firma, jeder Zug und jedes Auto müsse über eine optimale digitale Anbindung verfügen. Jedenfalls dann, wenn es darum gehe, in der gemeinsamen Zukunft von digitaler Technologie und so genannter Old Economy mitzuspielen – „sonst“, so die Auffassung des CDU-Landtagsabgeordneten, „werden wir große Probleme bekommen“.

Landkreis, Kommunen und alle Beteiligten müssten das Thema mit höchster Priorität angehen. „Wo Marktversagen herrscht, muss es die öffentliche Hand richten. Und dabei weiß ich nicht, ob ein Kreisbeauftragter für das Breitband noch reicht, oder ob wir nicht längst eine Taskforce benötigen“, so Paal. Die spannenden Zeiten, die er mit der Vereinigung von digitaler Wirtschaft und hierzulande stark aufgestellter Old Economy erwarte, seien mit vielfältigen Veränderungen und Herausforderungen für Unternehmen und Gesellschaft verbunden, sagt Paal und nennt Stichworte: Flexibilisierung der Arbeit, was Zeit und Ort angehe, Kooperation von Mensch und Maschine oder neue Dimensionen von Qualifizierung und Weiterbildung. Der längst spürbare Fachkräftemangel bleibe ein Problem, bei dem weiter alle Potenziale ausgeschöpft werden müssten. „Seit Beginn meiner Präsidentschaft in der IHK kämpfe ich für die Duale Ausbildung, hier werde ich nicht locker lassen.“

Forscherfabrik für den Nachwuchs

Ein lobenswertes Beispiel, wie man der Gefahr begegnen könne, im Zeitalter des „Downloadens“, des schlichten Auspackens und Benutzens fertiger Produkte, das Verständnis für Funktionen, Basiswissen und letztlich grundlegendes Interesse an Technik zu verlieren, sei die in Schorndorf entstehende Forscherfabrik, sagte Paal. „Dort entsteht ein Traum von mir, ein Science-Center für Kinder und Jugendliche als Satellit der Experimenta Heilbronn.“

Was wiederum die Bemühungen in Sachen Fachkräfte angehe, zeigten sich im Rems-Murr-Kreis durchaus Erfolge aus Projekten wie der Fachkräfteallianz Fair oder durch Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen: Es gebe inzwischen zehn Prozent mehr abgeschlossene Ausbildungsverträge pro Jahr im Kreis. Paal: „Das bleibt nicht so. Es fehlen schlicht die Jugendlichen dazu. Aber wir tun, was wir können.“

Dieses Engagement kommt auch auch bei der Wirtschaftsministerin des Landes, Nicole Hoffmeister-Kraut, gut an. Sie beschäftigte sich in ihrem Impulsreferat beim Jahresauftakt der Rems-Murr-Unternehmer in der Künkelinhalle allerdings mit den Perspektiven der „Innovationsregion Stuttgart“. (Bericht folgt).