Bereits 32 Mal trat die deutsche Nationalmannschaft in Stuttgart an. Lediglich Berlin und Hamburg waren noch öfter Gastgeber der DFB-Elf. Foto: dpa

2006 vollendete die DFB-Elf ihr Sommermärchen in Stuttgart – nun will die Landeshauptstadt Spielort für die EM 2024 werden. Auch wenn das nicht allen Fans passt.

Stuttgart - Wer im Sport Vierter wird, der gilt gemeinhin als erster Verlierer. Die ersten Drei stehen auf dem Stockerl, der Vierte interessiert nicht mehr. Als alles andere als undankbar aber haben die Stadt Stuttgart und der VfB ihren vierten Platz empfunden, als der DFB die Wahl seiner potenziellen Spielorte für die EM 2024 vornahm. Da bekam die Mercedes-Benz-Arena hinter den Stadien in Berlin, München und Düsseldorf als viertbester der potenziellen Spielorte den Zuschlag, falls das Turnier nach Deutschland vergeben wird – weshalb man in der Landeshauptstadt wie in den anderen möglichen neun deutschen Spielorten an diesem Donnerstag gebannt nach Nyon blicken wird, wo am Nachmittag die Entscheidung über die Vergabe fällt.

Transparency International an Bord

Um jedem Verdacht der Mauschelei vorzubeugen, band der DFB bei der Wahl seiner Spielorte damals übrigens auch Transparency International ein. Das Bewerbungsverfahren endete in einem Evaluationsbericht, und die Empfehlung des Bewerbungskomitees, „das alle Bewerbungen in einem detaillierten, transparenten und beispielhaften Verfahren eingehend geprüft hat“, sei eins zu eins übernommen worden, sagte der DFB-Präsident Reinhard Grindel.

Stuttgart war bereits bei den Fußball-Weltmeisterschaften 1974 und 2006 sowie bei der EM 1988 Austragungsort. Bei der WM 1974 und der EM 1988 verliehen nicht nur zahlreiche italienische Gastarbeiter dem damaligen Neckarstadion südländisches Flair, 2006 dann vollendete die DFB-Elf im Neckarpark beim Spiel um Platz drei gegen Portugal (3:1) ihr Sommermärchen – inklusive des rauschenden Empfangs vor dem Spiel tags zuvor und hinterher am Hotel Graf Zeppelin. Rund 20 000 Fans empfingen die damaligen Helden Poldi, Schweini und Kollegen nach der Partie am späten Samstagabend vor dem Hauptbahnhof.

Lieber EM als Europa-League-Finale

Die Mercedes-Benz-Arena hätte nun bei der EM 2024 ein offizielles Fassungsvermögen von 54 697, welche Spiele genau in der Landeshauptstadt stattfinden würden, steht noch nicht fest. Um die Chancen für die EM-Bewerbung zu verbessern, zog das DFB-Präsidium in Kooperation mit der Stadt und dem VfB die Bewerbung um die Ausrichtung des Endspiels in der Europa League im Jahr 2019 zurück.

Man ist sich auf höchster Ebene also einig, Stuttgart will die EM 2024 in Stuttgart – einige Fans des VfB sehen das aber ein bisschen anders. Die Ultras, die auf Kriegsfuß mit dem DFB stehen, haben beim letzten Liga-Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf ihrem Unmut gegenüber dem Verband und der Bewerbung um die EM 2024 Luft verschafft. Auf zwei Spruchbändern bezog die Cannstatter Kurve Stellung – gegen die Kandidatur. „United by money – korrupt im Herzen Europas“, hieß es auf einem Banner in Anlehnung an den Slogan der deutschen Bewerbung („United by football“).