Kapitän Georgino Wijnaldum erzielt per Kopf die 1:0-Führung für die Niederlande. Foto: AP/Peter Dejong

Beim 5:0-Sieg der Niederlande gegen Estland treten die holländischen Spieler deutlich gegen Rassismus ein. Am Wochenende war es in der zweiten niederländischen Liga zu einem rassistischen Eklat gekommen.

Amsterdam - Während die deutsche Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation gestern gegen Nordirland den Gruppensieg klar machte, traf der Zweitplatzierte Holland zu Hause auf Estland. Dabei waren die Niederländer schon vor der Partie für das Turnier qualifiziert und konnten ohne Erfolgsdruck aufspielen.

Nach sechs Minuten besorgte Oranje-Kapitän Georgino Wijnaldum die Führung. Beim Torjubel stellten sich Wijnaldum und sein Mitspieler Frenkie de Jong vor die Zuschauertribüne und hielten demonstrativ ihre beiden Unterarme nebeneinander. Ein Anti-Rassismus-Signal: Die unterschiedlichen Hautfarben betonten die ethnische Diversität in der Mannschaft.

Spielunterbrechung nach Rassismus-Eklat

Auslöser der Aktion war ein aktueller Rassismus-Skandal in den Niederlanden. Bei dem Spiel zwischen den holländischen Zweitligisten FC Den Bosch und Excelsior Rotterdam hatte der Unparteiische die Partie vor der Halbzeit unterbrochen. Den-Bosch-Fans hatten Excelsior-Spieler Ahmand Mendes Moreira mehrfach rassistisch beleidigt. Moreira nahmen die Anfeindungen sichtlich mit und der Schiedsrichter rief die beiden Teams zehn Minuten vor dem Pausenpfiff in die Kabinen. Es war die erste Spielunterbrechung aufgrund von Rassismus in der Geschichte des niederländischen Profifußballs.

Nach einer internen Besprechung entschieden die Gäste die Begegnung weiterzuführen. Kurz darauf traf Moreira dann zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung der Gäste. Das Spiel endete schließlich 3:3.

Bereits im Vorfeld des Länderspiels hatten sich die Spieler der Elftal und Trainer Ronald Koeman auf verschiedenen Social-Media-Plattform gegen Rassismus ausgesprochen. Unter dem Hashtag „Enough Is Enough“ (dt.: „Genug ist Genug“) reagierten sie mit einem gemeinsamen Statement auf einen rassistischen Eklat am Wochenende. Am Ende schlugen die favorisierten Gastgeber den Gruppenletzten Estland mit 5:0. Drei Treffer erzielte Wijnaldum, sonst beim FC Liverpool unter Vertrag.

Premierminister Rutte kündigt Aufarbeitung an

„Wenn so etwas bei uns passieren würde, würde ich sofort das Spielfeld verlassen“, kommentierte der Kapitän die Vorkommnisse am Wochenende. Er appellierte an die Politik: „Als Spieler kann man nichts dagegen tun. Es ist ein gesellschaftliches Problem. Das ist etwas für die Politik. Auf derartige Aktionen muss knochenhart reagiert werden.“

Hollands Premierminister Mark Rutte kündigte an den Vorfall mit Sportminister Bruno Bruins, dem niederländischen Verband sowie den betroffenen Clubs aufzuarbeiten. „Ekelhaft“, lautete Ruttes Reaktion auf die Ereignisse.