Am Freiberger Standort der Herbert-Hoover-Schule ist zu wenig Platz für die Freiberger Grundschüler. Foto: Georg Linsenmann

Die Stadt Stuttgart will die Herbert-Hoover-Schule in Freiberg auf drei Standorte verteilen. Schule, Eltern und Fraktionen im Gemeinderat protestieren dagegen.

Stuttgart - Es kommt selten vor, dass Miriam Brune fassungslos ist. Doch nach einem Gespräch mit Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer (FDP) und dem stellvertretenden Leiter des Schulverwaltungsamts, Philipp Forstner, ist der Rektorin der Herbert-Hoover-Schule „völlig unklar“, wie sie die Pläne der Stadt umsetzen soll. Dem Gespräch vom 19. Februar zufolge plant die Stadt, die Grundschule für eine Übergangszeit von fünf bis zehn Jahren auf drei Standorte aufzuteilen: Demnach sollen zwei Züge in Mönchfeld und je ein Zug im Freiberger Standort der Herbert-Hoover-Schule sowie im Gebäude der Kreuzsteinschule, ebenfalls in Freiberg, untergebracht werden.

Zum kommenden Schuljahr allerdings sollen die Erstklässler in jeweils zwei Zügen in Mönchfeld sowie im Hoover-Gebäude in Freiberg unterkommen. Noch.

Alle Beteiligten haben sich verschätzt

Hintergrund des ganzen Streits: Sowohl die Schulgemeinschaft als auch Schulverwaltung und Gemeinderat hatten sich mit ihrem Beschluss im Jahr 2016 komplett verschätzt. Die damalige Entscheidung, den Hauptsitz der Grundschule mit drei Zügen nach Mönchfeld zu verlegen und nur noch einen Zug in Freiberg zu belassen, scheiterte in der Umsetzung am Beharrungsvermögen der Freiberger Eltern. Viele von ihnen weigern sich, ihren Kindern den bis zu 2,4 Kilometer langen Schulweg nach Mönchfeld zuzumuten. Der Prognose zufolge ist künftig aber damit zu rechnen, dass 20 Kinder aus Mönchfeld und 80 aus Freiberg einen Grundschulplatz brauchen, und zwar vorzugsweise in ihrem Stadtteil. Zum kommenden Schuljahr rechnet das Schulverwaltungsamt zunächst mit insgesamt 80 Kindern. Dass im Freiberger Hoover-Gebäude aktuell überhaupt 37 Erstklässer im Ganztag unterkommen durften, verdanken sie sozusagen der Kraft des Faktischen: dem Beharrungsvermögen ihrer Eltern und dem um eine pragmatische Lösung bemühten Schulamt. Denn eigentlich werden die Räume dort von der Bertha-von-Suttner-Gemeinschaftsschule und dem Eschbach-Gymnasium gebraucht.

Den zweiten Zug im Freiberger Hoover-Gebäude haben sich die Eltern erkämpft

Langfristig, da sind sich nun alle einig, sollen die Freiberger Kinder in Freiberg und die Mönchfelder in Mönchfeld ihren Schulplatz bekommen. Doch dieses Ziel sei „nur durch langfristige Baumaßnahmen am Campus Freiberg“ zu erreichen, erklärte Forstner auf Anfrage unserer Zeitung. Dafür sei ein Interim von fünf bis zehn Jahren notwendig. „Während dieser Zeit kann die Grundschule in Freiberg maximal zweizügig sein, die beiden anderen Züge der Herbert-Hoover-Schule verbleiben währenddessen in Mönchfeld“, so Forstner. Allerdings hätten auch die weiterführenden Schulen Raumbedarf, deshalb prüfe man noch, „wie sich dies in den nächsten Jahren auf Grundlage der bestehenden Gebäude und Räume auf dem Campus abbilden lässt“.

Rektorin ist über die Pläne der Stadt entsetzt

Miriam Brune hat indes unmittelbar nach dem Gespräch Ende Februar die Fraktionen, das Schulamt und den Bezirksvorsteher über die Pläne der Stadt informiert. „Ich bin über die Form der Mitteilung und über das Ergebnis mehr als betroffen“, schreibt Brune. Die Aufteilung auf drei Standorte bedeute, dass bei der Einschulung nach Kriterien wie Schulnähe, alleinerziehend oder Geschwisterkinder entschieden werden müsse, was die meisten Eltern nicht akzeptierten. Denn das bedeutet für einige eben doch einen längeren Schulweg. Viele stellten deshalb Umschulungsanträge nach Zuffenhausen. Im Sommer waren es zwölf. „Mir ist völlig unklar, wie der Ganztag an drei Standorten umgesetzt werden soll“, so Brune. Denn das betreffe Schule und Träger. Und: „Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie ich die drei Standorte den Eltern und dem Kollegium plausibel erklären kann.“

Die Eltern gehen auf die Barrikaden. „Wir kämpfen immer noch“, so die Elternbeiratsvorsitzende Magdalena Pusnik. In einem Brief an Fezer und Forstner erklären die Elternvertreter, die Aufteilung der Grundschule auf drei Standorte „ist für uns nicht akzeptabel“. Erneut bringen sie die Einrichtung eines Fahrdienstes ins Spiel, der jedoch von den SSB abgelehnt wurde. Und sie bitten um einen Gesprächstermin bei der Bürgermeisterin.

Eltern und Schule bekommen Unterstützung von der Politik

Rückenwind bekommen Eltern und Schule von der Politik – zunächst von SPD und CDU, die die Hängepartie um die Herbert-Hoover-Schule endlich beendet sehen wollen und um einen aktuellen Sachstand im Schulbeirat bitten. Knapp zwei Wochen später, am 22. Februar, gibt es erneut einen Gemeinschaftsantrag, diesmal sind auch die Grünen im Boot. Gemeinsam fordern die Fraktionen, dass es bei der derzeitigen Lösung bleiben müsse und die Verwaltung ihre Planung dahingehend überarbeite. Die Verwaltung bestätigt, sie werde voraussichtlich am 2. April im Schulbeirat zum Sachstand berichten.