Designer Moritz Waldemeyer greift nicht zu Nadel und Faden. Er entwirft elektronische Mode.

London/Halle - Wenn Moritz Waldemeyer Mode macht, greift er nicht zu Nadel und Faden. Sein Handwerkszeug sind Lötkolben und Hochleistungsfräsen. Waldemeyer entwirft elektronische Mode.

Mit jedem Auftrag betritt Moritz Waldemeyer Neuland. "Jedes Projekt ist quasi wie sein Prototyp", erzählt der 36-Jährige. "Die meisten meiner Stücke sind Einzelanfertigungen, sie sind praktisch wie Kunstgegenstände." Dementsprechend hoch werden sie gehandelt, seine aufregenden Design-Objekte für Mode und Kunst. Denn niemand bewegt sich derzeit leichtfüßiger als Waldemeyer an der Nahtstelle zwischen Gestaltung und Technik, zwischen Mode und Elektronik. Kürzlich riefen bei ihm die Scissor Sisters an. Die US-Band hätte gerne Outfits von ihm.

Mittels Dioden und Lasern entwirft Waldemeyer High-Tech-Mode, sogenannte Smart Fashion, die häufig wie Leuchtreklame auf der Haut wirkt. Das "New York Times Magazine" lobte den Mann aus Halle für seinen Feuereifer, Design und Technik zu verschmelzen.

Tragbare Elektronik mittlerweile gängig

Derzeit kümmert sich Waldemeyer, der mit Frau Silvia und Tochter Elettra in London lebt, um ein besonderes Projekt: Die Rockband U2 hat bei ihm - wie zuvor schon Popsängerin Rihanna - eine Veredelung ihrer Bühnenoutfits in Auftrag gegeben. Das heißt für Waldemeyer: Arbeiten unter Hochdruck - mit Lötkolben und CNC-Fräse.

Der 36-Jährige stammt aus einer kreativen Familie. Seine Großeltern arbeiten heute noch als Künstler, und auch der Onkel ist Designer. Nach dem Abitur in Halle (Sachsen-Anhalt) zog Waldemeyer 1995 nach London, 2001 machte er seinen Abschluss am King's College in Mechatronik. Schon drei Jahre später nahm seine Karriere Fahrt auf, als er mit Designer Ron Arad und Architektin Zaha Hadid zusammenarbeitete. 2006 sorgte er mit Modeschöpfer Hussein Chalayan für Aufsehen, als er bei der Pariser Fashion Week Mannequins in blinkende Leuchtreklame verwandelte. Seither bastelt er mit seinem Team aus Ingenieuren, Modeschöpfern und Designern an neuen Projekten.

Dass Wearable Electronics (tragbare Elektronik) mittlerweile im Modebereich gängig sind, zeigt auch das Beispiel Cute Circuit. Die Londoner Marke schickte Anfang Mai die Popsängerin Katy Perry in einem Kleid zu einer Gala in New York, das mit 3000 Leuchtdioden (LEDs) flackerte. Dafür ernteten die Designer Beifall.