Siemens-Chef Joe Kaeser Foto: Getty Images Europe

Einen Teil seiner hausgemachten Probleme hat Siemens überwunden - doch der starke Euro sorgt für neue Schwierigkeiten. In wichtigen Geschäftsfeldern dürfte es erst zum Jahresende spürbar aufwärtsgehen. Konzernchef Kaeser bleibt auf der Hauptversammlung vorsichtig.

Einen Teil seiner hausgemachten Probleme hat Siemens überwunden - doch der starke Euro sorgt für neue Schwierigkeiten. In wichtigen Geschäftsfeldern dürfte es erst zum Jahresende spürbar aufwärtsgehen. Konzernchef Kaeser bleibt auf der Hauptversammlung vorsichtig.

München - Der starke Euro bremst den Elektrokonzern Siemens bei seiner Neuausrichtung. Zwar startete das Unternehmen mit einem Gewinnschub ins neue Geschäftsjahr, jedoch überdeckten Währungseffekte die Erfolge bei Sparbemühungen und Problem-Projekten.

Auch das Branchenumfeld habe sich noch nicht zählbar verbessert, sagte Konzernchef Joe Kaeser am Dienstag auf der Hauptversammlung in München. Das gelte vor allem für Geschäfte mit kurzen Zyklen wie etwa die Industrieautomatisierung. Erst gegen Jahresende sei mit spürbaren Impulsen zu rechnen. Bei den Aktionären sorgten insbesondere der chaotische Führungswechsel im vergangenen Jahr und eine fehlende Nachfolgeregelung für Aufsichtsratschef Gerhard Cromme für Kritik.

Nach einer Pannenserie und zwei Gewinnwarnungen in kurzer Folge hatte der frühere Siemens-Chef Peter Löscher seinen Posten an Kaeser abgeben müssen. Der ganze Prozess habe „schlecht vorbereitet und durchgeführt“ gewirkt, sagte Christoph Hirt vom Pensionsfonds Hermes: „Das hat der Reputation unseres Unternehmens geschadet.“

Von Cromme forderten die Anleger eine zügige Nachfolgeplanung, die dieser zusicherte. Anhaltende Spekulationen über die Zusammensetzung des Aufsichtsrates seien kontraproduktiv und könnten großen Schaden für Siemens verursachen, sagte Fondsmanager Henning Gebhardt von der Deutschen Asset & Wealth Management. Siemens brauche einen stabilen Aufsichtsrat mit starker Führung. Gebhardt verlangte auch baldige Klarheit über die künftige Marschroute des Konzerns. Vorstandschef Kaeser will seine konkreten Pläne aber erst Anfang Mai vorstellen.

Im ersten Quartal 2013/14 (30. September) profitierte Siemens von seinem Sparkurs, aber auch von Immobilienverkäufen und deutlich niedrigeren Belastungen durch Problem-Projekte. Der Gewinn nach Steuern kletterte um 20 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Dagegen drückte der starke Euro auf den Umsatz, der um 3 Prozent auf 17,3 Milliarden Euro nachgab.

Siemens plant Rückzug von der Börse in den USA

Den Auftragseingang steigerte Siemens um 9 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro. Der Konzern hatte in den ersten drei Monaten eine Reihe von Großaufträgen an Land gezogen, unter anderem für die U-Bahn im saudi-arabischen Riad sowie im Windkraft- und Kraftwerksgeschäft.

Unter den einzelnen Sektoren litten vor allem die Industrie- und Medizintechniksparte unter dem starken Euro. Sie mussten Ergebnisrückgänge hinnehmen. Dagegen profitierte Siemens in den Sparten Energie sowie Infrastruktur und Städte vom Wegfall von Projekt-Belastungen.

Besonders die verzögerte Netzanbindung von Nordsee-Windparks und die verspätete Auslieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn hatte Siemens in den vergangenen Jahren viel Geld gekostet und auch am Image des Vorzeigeunternehmens gekratzt. Im ersten Quartal fielen nun lediglich noch 67 Millionen Euro durch die Anschluss-Probleme der Windparks an, nachdem sich die Belastungen im Vorjahreszeitraum noch auf fast 320 Millionen Euro summiert hatten. Dennoch stellt sich Kaeser noch „auf Jahre hinaus“ auf latente materielle Belastungen durch die Windkraft- und Zugprojekte, aber auch durch die Probleme beim finnischen Atomkraftwerk Olkiluoto ein.

Mit Blick auf die ersten drei Monate des Geschäftsjahres sprach der Siemens-Chef von einem soliden Quartal. „Wie erwartet hat uns dabei das wirtschaftliche Umfeld nicht geholfen“, sagte Kaeser. Daher müssten das Kostenmanagement und eine Steigerung der Produktivität im Fokus bleiben. An der Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr (30. September) hielt Siemens fest. Das Unternehmen will sein Ergebnis je Aktie von zuletzt 5,08 Euro um mindestens 15 Prozent steigern.

Der Elektroriese plant zudem einen Rückzug von der Börse in den USA. Den Schritt begründete Siemens mit einem niedrigen Handelsvolumen von Siemens-Aktien in den Vereinigten Staaten. Auch solle die Finanzberichterstattung dadurch vereinfacht werden. Andere große deutsche Unternehmen wie die Allianz, Daimler oder BASF hatten den US-Börsen in den vergangenen Jahren ebenfalls den Rücken gekehrt.