Josef Schuster hatte von der EKD verlangt, die Judenmission zu verurteilen. Foto: AP

Die EKD kommt einer Forderung des Zentralrats der Juden nach und distanziert sich der Judenmission. In Württemberg könnte dies Streit auslösen.

Magdeburg - Steffen Kern ist nicht nur ein führender Vertreter des Pietismus in Deutschland, der württembergische Pfarrer leitet auch den hiesigen Evangelischen Gemeinschaftsverband. Von daher, so erzählt der Theologe auf der Magdeburger Synode der EKD, komme in der nächsten Zeit eine nicht ganz leichte Vermittlungsaufgabe auf ihn zu. Schließlich muss er den konservativen Christen im Land einen aus Württemberger Sicht durchaus heiklen Beschluss des Kirchenparlaments erklären, der auf eine Ablehnung jeglicher Missionierung von Juden hinausläuft. Was manche angesichts der dunklen deutschen Geschichte für selbsverständlich halten, ist in Württemberg durchaus umstritten.

In der Landeskirche gab es eine Kampfabstimmung

Als die Landeskirche sich im Jahr 2000 ebenfalls derart positionieren wollte, kam es zur Kampfabstimmung: 39 Synodale votierten damals für das Bekehrungsverbot, 32 sagten aber Nein und fünf enthielten sich. In der Region Stuttgart sitzt überdies der „Evangeliumsdienst für Israel“, der Juden unterstützt, die zum Glauben an Jesus finden, ohne dass sie ihre jüdische Identität aufgeben müssten. Die Organisation wird von Evangelikalen und Pietisten gefördert. Sie durfte aber nicht mit einem eigenen Stand beim Kirchentag in Stuttgart auftreten. Diese „messianischen Juden“ seien ein ganz anderes Thema, meint Kern in der sachsen-anhaltinischen Hauptstadt. Tatsächlich werden sie in der EKD-Erklärung nicht eigens erwähnt – wohl auch um einen möglichen Konsens mit den Konservativen nicht zu gefährden.

„Dennoch ist unsere Stellungnahnme deutlich“, betont der Württemberger Synodale Werner Stepanek. Das christliche Glaubenszeugnis dürfe nicht auf die Bekehrung von Juden abzielen, heißt es zum Beispiel in dem Entwurf, der am Mittwoch beschlossen werden soll. Diese Stelle hätte Kern noch gerne modifiziert. Doch die Mehrheit in Magdeburg scheint entschlossen, der Mahnung des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, zu folgen. Der hatte letztes Jahr das Kirchenparlament zwar für dessen Distanzierung von den judenfeindlichen Aussagen Luthers gelobt, aber auch gefordert, die Synode müsse der Judenmission eine klare Absage erteilen.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kirchentag-in-stuttgart-gemeinsamer-einsatz-fuer-religioese-werte.6584c299-6f94-4fe6-bfd4-5c1ece727e93.html