Da geht’s lang: Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch (li./mit Clubchef Hans-Günther Neumann) kennt den Weg in die Deutsche Eishockey-Liga. Foto: Baumann

Nach jahrelangem und hartem Ringen führen die DEL und die DEL2 zur Saison 2020/2021 den Auf- und Abstieg wieder ein – und die Steelers aus Bietigheim wollen unbedingt nach oben.

Stuttgart - Manchmal hört man eine Botschaft und muss sich erstmal in den Arm kneifen – weil man glaubt, es handle sich um einen süßen, irrationalen Traum. Die Nachricht: Das Oberhaus Deutsche Eishockey-Liga (DEL) und die zweite Liga namens DEL2 führen zur Saison 2020/2021 wieder den Auf- und Abstieg ein – so mancher Fans der Bietigheim Steelers dürfte riesige Augen bekommen haben, in Verbindung mit einem ungläubigen Blick. Damit hatten viele Eishockey-Freunde rund ums Ellental fast nicht mehr gerechnet. Sollte es tatsächlich möglich sein, dass die Steelers in die DEL aufsteigen können?

„Ja“, sagt Volker Schoch, der Geschäftsführer des Zweitligisten – und er kann dies mit voller Überzeugung tun. Der 53-Jährige hat an dem Abkommen zwischen DEL und DEL2 mitgearbeitet, es waren mitunter zähe Verhandlungen, die sich zogen wie an den Fingern klebender Kaugummi. Vor einer Woche schließlich entwickelten sich die Gespräche in diese Richtung. „Die Ligen haben sich aufeinander zubewegt“, sagt Schoch, „endlich.“ Wasserdicht ist die Geschichte noch nicht, die nötigen Unterschriften der Gesellschafter beider Ligen fehlen noch – doch dieser Vollzug dürfte nur eine Formalität darstellen. „Gewinner ist das Eishockey, wie in allen anderen Sportarten wird Auf- und Abstieg auch bei uns für zusätzliche Spannung sorgen“, sagt Peter Merten, der Aufsichtsratsvorsitzende der DEL2. „Wir erhoffen uns einen wichtigen Impuls für unseren Sport“, ergänzt Jürgen Arnold, der Aufsichtsratsvorsitzende der DEL. Soll heißen: Das DEL-Schlusslicht muss runter, der DEL2-Meister steigt auf.

Die Steelers waren viermal Zweitliga-Meister

Für Volker Schoch erfüllt sich mit dieser Vereinbarung ein Ziel, auf das er seit seinem Amtsantritt vor fünf Jahren im Ellental hingearbeitet hat. Wie ein Pfarrer am Ende der Messe den Segen erteilt, so hat Schoch immer wieder betont, wie wichtig diese Verzahnung sein würde. Dass es auf Dauer für den Club schädlich sei, wenn der Aufzug nach ober außer Betrieb sei, weil man Fans und Sponsoren nichts Neues bieten könne. Viermal waren die Bietigheimer Zweitligameister (2009, 2013, 2015 und 2018), viermal jubelten sie im süß-sauren Gefühl, einen sportlich wertlosen Titel gewonnen zu haben. „Endlich bieten sich für uns neue Perspektiven – und ich kann unseren Fans und Partnern eine Vision aufzeigen“, sagt der ehrenamtliche Steelers-Geschäftsführer, der ein Elektrotechnik-Unternehmen führt.

Für die Steelers beginnt mit dem 27. Juli die Mission 20/21, die einzig darauf ausgerichtet ist, in dieser Saison Zweitliga-Meister zu werden, die DEL-Lizenz zu erhalten und in Spielzeit 2021/2022 schließlich Mitglied der deutschen Eishockey-Eliteliga zu sein. Die nötige Infrastruktur mit der Ege-Trans-Arena (Kapazität: 4517 Plätze) samt Geschäftsstelle ist in Bietigheim vorhanden, jedoch müssen die wirtschaftlichen wie sportlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Unter einem Saisonetat von vier Millionen Euro will Schoch die Steelers nicht in die DEL schicken.

Vier Millionen Euro als Etat sind das Minimum für die DEL

Der Club hat seinen Schuldenberg von 1,3 Millionen Euro auf etwa 680 000 Euro abgetragen, Schochs Ziel ist, „ohne finanzielle Altlasten ins Rennen um die DEL zu gehen. In zwei Jahren wollen wir eine weiße Weste haben“. Das bedeutet, dass sich die Steelers in den Nahkampf mit potenziellen Sponsoren begeben – Schoch ist überzeugt, dass sich einige Türen öffnen. „Es fehlt ein Eishockey-Erstligist in unserer wirtschaftlich starken Region“, sagt er und betont, dass sich die Steelers bis zur ersten Aufstiegs-Saison im hellsten Scheinwerferlicht positionieren müssen. Sowohl höchst attraktiv für Spieler, um einen schlagkräftigen Kader zu formieren, als auch für finanzkräftige Partner, die für das nötige Budget sorgen.

Denn die Konkurrenz im Wettrennen um den einen DEL-Platz steht ebenfalls in den Startlöchern, die Kassel Huskies, die Löwen Frankfurt und die Dresdner Eislöwen wollen rein in den Fahrstuhl ins oberste Stockwerk. „Es wird kein Selbstläufer, dessen sind wir uns bewusst“, sagt Schoch. Der Geschäftsführer verspürt eine unbändige Motivation, die Steelers in jeder Beziehung erstligatauglich zu machen – fünf Jahre hat er auf die Aufstiegslösung hingearbeitet. Nun soll sich seine Vision von den Steelers in der DEL erfüllen. Am besten schon 2021.