Ortsmitte in Schmiden: Nach wie vor ist umstritten, wie ein städtebaulicher Impuls für das Sanierungsgebiet gelingt. Foto: Patricia Sigerist

Die Idee einer Markthalle in der Ortsmitte von Schmiden ist vom Tisch. Nur 30 Zentimeter Raumhöhe fehlen im Erdgeschoss des geplanten Mehrzweckbaus.

Schmiden - Bei den Plänen für das Großprojekt in der Ortsmitte von Schmiden hat die Stadt Fellbach überraschend auf den Reset-Knopf gedrückt. Statt weiter über die Schaffung einer kleinen Markt-halle für die örtlichen Einzelhändler nachzudenken, gehen die Überlegungen zurück auf den ursprünglichen Startpunkt – und zwar wegen einer fehlenden Raumhöhe von gerade mal 30 Zentimetern im Erd-geschoss des geplanten Mehrzweckbaus.

Noch vor Auslobung eines Architektenwettbewerbs für den gern als „Leuchtturm-Projekt für die Ortsmitte“ bezeichneten Neubau ist die vom Gewerbeverein ins Gespräch gebrachte Idee vom Tisch, neben einem Café und der ärztlichen Gemeinschaftspraxis auch Ladenlokale anzusiedeln. „Leider kann die Markthalle aus bautechnischen Gründen doch nicht realisiert werden“, heißt es in einer vom Fellbacher Rathaussprecher Arnold Marhoffer verschickten Mitteilung zum plötzlichen Aus für das erst nachträglich diskutierte Gedankenspiel.

Die Stadt hat keinen Spielraum bei der Raumhöhe

Die Stadt habe keinen Spielraum bei der Raumhöhe, da sich direkt anschließend eine Wohnung befinde. Außerdem schließe sich im angrenzenden Querbau gleichfalls Wohnraum mit fixen First- und Traufhöhen an. „Sowohl der Vorsitzende des Gewerbevereins, Volker Kurz, als auch OB Christoph Palm und Baubürgermeisterin Beatrice Soltys finden es sehr bedauerlich, dass die Um-setzung dieser Idee leider nicht zustande kommt“, erklärt der Stadtsprecher.

Zumindest für die Person von Volker Kurz muss das als leichte Untertreibung gesehen werden. Der Rechtsanwalt (siehe auch den nebenstehenden Text) ist maßlos enttäuscht über das Scheitern der Idee. „Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Gespräche von Beginn an nicht ergebnis-offen geführt wurden“, schreibt er in einem Brief an die städtische Bauverwaltung. Kurz ist nach eigenen Worten „überzeugt, dass die Stadt mit dieser Planung nicht in die richtige Richtung marschiert.“

Erklärtes Ziel der Geschäftsleute war, mit der Markthalle einen florierenden Treffpunkt in der Ortsmitte zu schaffen und auch ohne Angebote im Lebensmittelbereich für zusätzliche Kundenfrequenz zu sorgen. Gedacht war an ein Shop-in Shop-Konzept mit einem Blumengeschäft und einem Raumausstatter, über einen Event-Bereich und ein „Spezialitäten-Regal“ sollten auf der 200-Quadratmeter-Fläche auch ein Kaffeeröster und ein Spielzeuggeschäft die Möglichkeit erhalten, ihre Produkte zu präsentieren. Vorgesehen war außerdem eine offene Werkstatt, in der die Kundschaft mit eigenen Augen sehen kann, wie alte Sessel von Meisterhand aufgepolstert, Vorhänge genäht oder Tischdekorationen und Blumenschmuck gerichtet werden.

Die Baukosten werden auf knapp 14 Millionen Euro geschätzt

Um das bereits im Frühjahr von der Bauverwaltung verworfene Konzept im zweiten Anlauf doch noch verwirklichen zu dürfen, hatten die Einzelhändler sich bereit erklärt, sich auch finanziell in das auf Baukosten von knapp 14 Millionen Euro geschätzte Projekt einzubringen. In aller Eile wurde eine Risikobürgschaft für einen eventuellen Ausfall der Ladenmiete auf die Beine gestellt. Zu verdanken hatten die Gewerbetreibenden die späte Chance auf eine Ausarbeitung ihrer Idee nicht zuletzt einer Intervention von Rathauschef Christoph Palm, der sein Bauamt anwies, den Einzelhändlern wenigstens eine Sieben-Tage-Frist für die Einreichung zu gewähren.

Dass das Konzept der Markthalle nun dennoch scheitert, liegt an der fehlenden Raumhöhe im Erdgeschoss. Die Stadt plant mit knapp 2,50 Metern, schon für eine Großmaschine eines Ankermieters wären als Mindestmaß aber 2,80 Meter nötig gewesen. Zu einer Änderung der Pläne kam es durch die erwähnten „bautechnischen Gründe“ nicht. Ausgelobt wurde das Großprojekt deshalb ohne die Markthalle – während der Einzelhandel in Schmiden über die angeblich fehlende Flexibilität wettert.