Klare Sache: In Geschäften gilt Maskenpflicht. Uneinsichtige bringen Ladeninhaber in eine prekäre Lage. Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Maskenmuffel rauben manchen Händlern den Nerv. Fellbacher Ladeninhaber sorgen sich, dass einzelne Uneinsichtige den bisherigen Erfolg bei der Bekämpfung des Coronavirus gefährden könnten. Sie appellieren an die Solidarität der Kunden.

Fellbach - Die Hinweise am Ladeneingang sind eindeutig. Eine Zeichnung macht klar: Hier ist Maskentragen angesagt. Die Corona-Verordnung schreibt die Maskenpflicht in Läden und im öffentlichen Nahverkehr vor. Doch immer wieder hört man, dass Händler viele Nerven brauchen, weil Uneinsichtige die Maskenvorgabe ignorieren.

In einem anderen Geschäft ist die Verkäuferin sichtlich gestresst

Erich Theile von der gleichnamigen Goldschmiede muss immer wieder Kunden bitten, draußen zu warten, da sich in seinem Geschäft laut Verordnung nur zwei Personen aufhalten dürfen. Das erfordert Verständnis für die Situation in Zeiten der Pandemie. Erich Theile hatte zum Glück bisher keine Kunden, bei denen es dann Widerspruch gab, wie er berichtet. Ein Ehepaar, das an Asthma leide und daher keine Maske tragen könne, habe er im Freien beraten. So habe er eine Lösung gefunden, mit der die Beteiligten umgehen konnten – auch er als Ladeninhaber. Er appelliert an gegenseitige Rücksichtnahme. „Ich möchte meine Mitarbeiterin, meine Frau und mich auch selber schützen“, sagt der Goldschmiedemeister. Aufgrund von Vorerkrankungen und altershalber legt er großen Wert auf das Tragen einer Maske. Um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu verringern, empfange er keinen Besuch mehr von Vertretern, sondern kläre das alles telefonisch. In einem anderen Geschäft ist die Verkäuferin sichtlich gestresst. „Ich musste einen Kunden nach draußen bitten, weil er sich mehrfach geweigert hat, eine Maske aufzusetzen“, erzählt sie.

Die Zahlen der Infizierten steigen wieder

In eine solche Situation gerate sie leider immer wieder. Sie habe dem Kunden angeboten, ihn vor dem Laden zu beraten, das habe er aber strikt abgelehnt. Szenen wie diese kann auch das Team von Bücher-Lack berichten. Umso mehr betont die Buchhändlerin Gudrun Lack, dass das Maskentragen aus ihrer Sicht auch ein Ausdruck von Solidarität und Rücksichtnahme sei.

Die Zahlen der Infizierten steigen wieder, daher sei es umso wichtiger, sich an die Hygienevorschriften zu halten. „Ich habe auch eine Fürsorgepflicht für meine Mitarbeiter“, sagt die Inhaberin von Bücher-Lack. Zu ihrem Leidwesen hätten ihr Team und sie es immer wieder mit Menschen zu tun, die die Maskenpflicht bewusst ignorierten oder nachlässig handhaben würden. „Wir sprechen nicht von denjenigen, die aus Versehen vergessen haben, den Mundschutz aufzusetzen“, macht sie deutlich. Es seien einzelne, die sich weigerten, diese sinnvolle Vorsichtsmaßnahme umzusetzen.

Man wolle keine Kunden abschrecken

Seit den Lockerungen an anderen Stellen sei es noch ein Stück schwieriger geworden, auf die Einsicht von Maskenverweigerern zu setzen. Einen negativen Ausschlag habe die Aufhebung der Maskenpflicht auf dem Fellbacher Wochenmarkt Mitte Juni gegeben. „Manche kommen dann in den Laden und wundern sich, weshalb sie hier Maske tragen sollen, wo sie doch den ganzen Vormittag ohne Mundschutz eingekauft haben“, sagt sie. „Und dieses Phänomen nimmt leider zu.“ Die Händler befänden sich, so berichtet die Sprecherin der Interessengemeinschaft Rathaus-Carrée, in einer Zwickmühle: Man wolle keine Kunden abschrecken, aber auch die Vorgaben umsetzen, die nötig und angebracht sind. Daher habe sie Kontakt mit dem städtischen Ordnungsamt aufgenommen, um Hilfestellung zu erhalten.

Der Lebensmittelhändler Sahin Aydas, der in Fellbach und Endersbach einen Biomarkt betreibt, kämpft auch mit dem Phänomen, dass Kunden das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Geschäft verweigern.

Das Bußgeld kann für einen Maskenverweigerern zwischen 25 und 250 Euro betragen

Es seien einzelne, von denen manche allerdings teils sehr vehement agierten. Manche hätten auch mit der Polizei gedroht mit dem Hinweis, das Maskentragen sei mit der Menschenwürde nicht zu vereinbaren. Für Sahin Aydas ist das schwer verständlich: „Warum sollte es so schwer sein, im Laden eine Maske zu tragen, wenn sie beim Arzt, an der Tankstelle und im Bus auch getragen wird?“ Gudrun Lack fügt an: „Warum sollten wir den vorsichtigen Erfolg gefährden?“ Bisher hat es laut dem Fellbacher Ordnungsamtsleiter Peter Bigalk nur einen Fall gegeben, bei dem ein Ladeninhaber die Polizei informierte, weil er mit einem Maskenverweigerer nicht klar kam. Da laufe ein Bußgeldverfahren. Meistens aber habe man mit den Leuten reden können. Das Bußgeld kann für einen Maskenverweigerern zwischen 25 und 250 Euro betragen. Händler, die die Corona-Regeln nicht umsetzen, können auch zur Kasse gebeten werden. Der Bußgeldrahmen liege hier bei 50 bis zu 2500 Euro. So einen Fall habe es in Fellbach aber noch nicht gegeben.

Nur jeder vierte Nahverkehrsnutzer trägt auch einen Mundschutz

Um der schwindenden Akzeptanz von Mund- und Nasenschutzmasken im Nahverkehr entgegenzuwirken, hat die Polizei in Abstimmung mit den zuständigen Behörden jüngst erstmals gezielt in S-Bahn und Busbahnhöfen kontrolliert. Überwacht wurden die S-Bahnen der Linien 2 und 3 von Waiblingen nach Schorndorf und von Waiblingen nach Backnang sowie Bahnhöfe und Busbahnhöfe in Waiblingen, Backnang, Schwäbisch Gmünd, Aalen und Schwäbisch Hall. Über den Zuspruch der Fahrgäste waren die Beamten offenbar selbst etwas überrascht: Die Kontrollmaßnahmen seien von weiten Teilen der Bevölkerung und den Beschäftigten des Personennahverkehrs, die häufig von sogenannten Maskenverweigerern angefeindet würden, ausnahmslos positiv zur Kenntnis genommen worden, heißt es in einer Mitteilung, in der das Polizeipräsidium Aalen eine positive Bilanz der Aktion zieht.

Allerdings trug eine bemerkenswerte Zahl von Fahrgästen auf dem Bahnsteig offenbar keinen ausreichenden Mundschutz. „Von den Beamten wurden 3665 Personen kontrolliert. Hiervon wurden 976 Personen angetroffen, die keinen oder nur unzureichenden Mund-Nasen-Schutz trug“, heißt es im Polizeibericht. Im Dialog hätten sich die Personen mit wenigen Ausnahmen einsichtig gezeigt und ihr Fehlverhalten korrigiert. Lediglich sieben nicht einsichtige Personen bekamen letztlich eine Anzeige. Ihnen droht nun ein Bußgeld in Höhe von bis zu 250 Euro. Ein Fahrgast zeigte sich wohl äußerst aggressiv und uneinsichtig. Weil er einen Busfahrer beleidigte, wurde gegen ihn auch ein Strafverfahren wegen Beleidigung eingeleitet. Das Polizeipräsidium will den Umgang mit der Maskenpflicht im Nahverkehr weiterhin im Fokus haben und lageorientiert Kontrollen angehen.