Eine funkelnde Einkaufsnacht wird es in Esslingen dieses Jahr nicht geben, stattdessen bis September ein langes „Sommerfunkeln“. Foto: Roberto Bulgrin

Verkaufsoffene Sonntage wird es in der Region dieses Jahr wohl nicht mehr geben. Um trotzdem Kunden anzulocken, tüfteln die Städte an Alternativen. Einige gibt es schon.

Stuttgart - Die Hoffnung haben die Ludwigsburger Förderer des Einzelhandels noch nicht aufgegeben. „Wir wollen den verkaufsoffenen Sonntag am Kastanienbeutelfest auf jeden Fall durchführen“, sagt Benedikt Wegele vom Innenstadtverein Luis. Dass die Aussichten dafür nicht allzu rosig ist, wissen Wegele und seine Kollegen allerdings auch. Das Fest im Oktober in bewährter Form zu feiern, also mit Zehntausenden Besuchern in der Stadt, wird nicht möglich und auch nicht erlaubt sein. Und ein verkaufsoffener Sonntag ohne Kastanienbeutelfest, wird auch nicht erlaubt und also auch nicht möglich sein. Das hat die Gewerkschaft Verdi im Juni erst von höchster Stelle bestätigt bekommen.

Lesen Sie hier, was das Gericht genau entschieden hat

Eine Veranstaltung darf nicht nur das Anhängsel eines verkaufsoffenen Sonntags sein, sie muss den Tag klar prägen, urteilte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig. Als Rettungsring für den Einzelhandel fordert Stuttgarts Citymanager Sven Hahn trotzdem zwei Ausnahme-Sonntage, verkaufsoffen also ohne Anlass. Auch Ludwigsburg gibt sich noch nicht geschlagen. Der Oberbürgermeister Matthias Knecht (parteilos) will Verdi noch davon überzeugen, dass auch eine abgespeckte Version des Kastanienbeutelfestes Anlass genug für einen verkaufsoffenen Sonntag sein kann. Würde er sich durchsetzen, wäre das Gedränge auf dem abgespeckten Fest allerdings womöglich umso größer – arg viele andere verkaufsoffene Sonntage wird es dieses Jahr in der Region nämlich nicht geben.

Privates Shopping als Alternative?

Böblingen etwa hat sich damit abgefunden, dass das Shopping am ersten Juliwochenende flachfiel wie das dazugehörige Stadtfest. Ein Ersatztermin wird nicht gesucht, sagt der Stadtmarketingmanager Julian Spohn. Viele Händler täten sich schon mit dem einen Termin schwer. Sein Amtskollege Ulrich Fink in Schorndorf vermutet, dass ein verkaufsoffener Sonntag nicht kriegsentscheidend für die Händler ist – solange Maske getragen und Abstand gehalten werden muss. Der verkaufsoffene Sonntag zum Stadtmarkt im Oktober wurde deshalb ersatzlos gestrichen. Max Pfund, Innenstadtwerber und Händler in Waiblingen, sagt, man könne nicht zwingend an etwas festhalten, nur „weil es schon immer so war“. Es gelte verantwortungsbewusste Alternativen zu finden. Der Sonntagseinkauf samt Martinimarkt entfällt, dafür tüfteln die Waiblinger Einzelhändler an einem „Private-Shopping-Event“.

Gutscheine als Lockmittel

Esslingen weiß zwar noch nicht, was aus seinem Martinimarkt inklusive Sonntagseinkauf im November wird – hat aber das „Sommerfunkeln“ erfunden. Statt bei einer langen Einkaufsnacht im September lockt die Cityinitiative um Thomas Müller die Kunden den ganzen Sommer über mit diversen Aktionen und Angeboten in die Stadt.

Und auch Ludwigsburg wappnet sich für den Fall, dass der OB bei Verdi auf Granit beißt. Dann schlägt die Stunde der neuen „Ludwigsburg-Gutscheine“: Für jede Rabattmarke, die Händler an ihre Kunden vergeben, legt der Innenstadtverein noch eine drauf. Die Geschäfte können also doppelt viele Kunden beglücken.

Für Herrenberg, die Stadt, die das strenge Urteil des Bundesverwaltungsgericht mitverursacht hat, ändert sich dadurch vorerst übrigens gar nichts: Der verkaufsoffene Sonntag zur Herbstschau wurde abgesagt, weil es wegen Corona keine Herbstschau geben wird.