Bezirksvorsteherin Beate Dietrich begrüßte OB Fritz Kuhn zur Einwohnerversammlung Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart

Staibhöhenweg, Kita Jägerhalde und AWS-Betriebshof waren die beherrschenden Themen.

Stuttgart-Wangen - Mit einer gehörigen Portion Skepsis waren die Wangener am Montagabend zur Einwohnerversammlung geströmt. Die Turn- und Versammlungshalle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Strittige Themen gab es genug. Vor allem die geplante Erweiterung des Betriebshofs der Abfallwirtschaft Stuttgart, die umstrittene Hauptradroute oder die Ablehnung des Kornhasenaufzugs boten Zündstoff für eine angeregte Debatte. Martin Dolde fasste die Vorbehalte der Wangener am besten zusammen. „Der Bezirksbeirat wird oft erst zu Projekten gehört, wenn diese bereits beschlossen sind und die Wangener nicht mehr viel bewegen können“, kritisierte der Ortschronist die schlechte Informationspolitik.

Dass Bezirksbeiräte und Bürger doch einen Einfluss haben, zeigt sich beim brandaktuellen Thema: der Erweiterung des AWS-Betriebshofes. Mehrere Anwohner wandten sich in Redebeiträgen gegen die Pläne. Nils Claßen und Kerstin Hofbauer wiesen auf die zusätzlichen Fahrten durch die Abfallsammelfahrzeuge und den Parksuchverkehr durch die neuen AWS-Mitarbeiter hin. „Jeder zusätzliche Lastwagen sorgt für noch mehr verstopfte Straßen. Wangen hat genug Verkehr und Lärm- sowie Feinstaubbelastungen. Die Lebensqualität darf nicht schlechter werden“, forderte Hofbauer. „Wir haben heute bereits Parkplatzprobleme bei Veranstaltungen in der Flatowhalle und jetzt kommen weitere durch die Mitarbeiter des AWS-Betriebshofs dazu“, ergänzte ihre Nachbarin. Die Sorgen der Anwohner sind in der Stadtverwaltung angekommen. „Wir sind dabei, nach Möglichkeiten zu suchen, Stellflächen auf dem AWS-Gelände anzubieten“, nahm Technikbürgermeister Dirk Thürnau dem Thema ein wenig Brisanz. Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Finanzbürgermeister Michael Föll baten die Wangener zudem um Verständnis für eine gesamtstädtische Sicht. „Wir brauchen für die zunehmenden Aufgaben der Abfallwirtschaft dezentrale Betriebshöfe und wir benötigen bezahlbaren Wohnraum. Dieser wird auf dem Betriebshof in der Türlenstraße geschaffen. Allerdings hätten wir die Wangener ein bissle früher über unsere Pläne informieren sollen“, gestand Kuhn gegenüber Dolde ein.

Kritik am abgelehnten Aufzug am Kornhasen

Zunehmender Verkehr beschäftigt auch die Anwohner im Gebiet Jägerhalde. Astrid Kästner befürchtet ein „totales Chaos“ durch den Neubau einer viergruppigen Kita auf einem Grundstück am Rande der Jägerhalde. Durch die Lage am Wangener Berg würden die Eltern ihren Nachwuchs kaum mit dem Kinderwagen den Berg hochschieben, sondern mit dem Auto absetzen. Die Antwort von Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer, dass drei Parkplätze für die Erzieherinnen gebaut würden, trug wenig zur Beruhigung bei.

Einen Anstieg müssen auch die Besucher und Bewohner des Generationenzentrums Kornhasen bewältigen. Ilona Wörz kritisierte deswegen, dass der auch im Bürgerhaushalt gewünschte Aufzug abgelehnt wird. Sozialbürgermeister Werner Wölfle konnte der Wangenerin kein Patentrezept anbieten. Er schüttete ihr reinen Wein ein. „Ein Aufzug ist zu reparaturanfällig, zu steil und zu teuer. Wir suchen nach Alternativen“, versprach er.

Dafür konnte Ordnungsbürger Martin Schairer mehr Kontrollen im Straßenverkehr in Aussicht stellen. Der Gemeinderat hat mehr Stellen für den städtischen Vollzugsdienstes bewilligt. „Wir werden besser gegen Wildparker vorgehen, sie abschleppen und durch bauliche Maßnahmen wie Poller oder Bänke die rüde Parkerei eindämmen.“ Zusätzliche Kontrolleure sollen auch auf der Wangener Höhe für mehr Ordnung sorgen. Sowohl die Missachtung des Sonntagfahrverbots als auch der Wildwuchs durch illegal gebaute Hütten ärgert die Wangener.

Und vielleicht tragen dann auch einige auf dem Rennweg aufgestellte Sitzbänke und die Fortsetzung des Staibhöhenwegs zur zusätzlichen Attraktivität des beliebten Naherholungsgebietes bei. Thürnau und Kuhn sagten zu, diese am Abend vorgebrachten Wünsche weiterzuverfolgen, sodass die Wangener mit dem positiven Gefühl, doch etwas bewegt zu haben, nach Hause gingen und Oberbürgermeister Kuhn zustimmten. „Wangen besitzt viele Stärken und ein paar Probleme, die lösbar sind“ oder wie Jürgen Arndt in seinem Redebeitrag sagte: „Ich fühle mich in Wangen eigentlich wohl.“