Verspätungen werden nicht mehr durchgesagt – das nervt die S-Bahnfahrer. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Ferienfahrplan der S-Bahn bringt viele Änderungen für die Fahrgäste. Die sind genervt vor allem von der Informationspolitik der Bahn genervt.

Stuttgart - Schon seit Ferienbeginn müssen sich S-Bahn-Fahrer mit geänderten Fahrplänen und Linienführungen herumschlagen. Das führt zu Unmut, der VVS registriert täglich rund 20 Beschwerden und Nachfragen. Immer wieder gibt es aber auch Verspätungen und Zugausfälle. Nur ein Beispiel: Fahrgäste warteten zu später Stunde am Bahnhof Vaihingen vergeblich auf einen Zug. Besonders erbost waren sie darüber, dass sie weder über Ansage noch auf der Anzeigetafel informiert wurden. Das könnte Methode haben: Die Verantwortlichen der S-Bahn nennen das „Positivkommunikation“, so ein Sprecher. Man informiere in erster Linie darüber, wann der nächste Zug komme. Daran gibt es mittlerweile Kritik von Fahrgästen.

Worum geht es beim Streit um Ansagen?

Während der Ferienzeit fiel am 26. Juli eine Bahn der S 1 am Nachmittag aus. Darüber habe es in der Haltestelle Stadtmitte weder eine Ansage noch eine Anzeige gegeben, beschwerte sich ein Fahrgast über Twitter. Darauf antwortete die Bahn: „Es ist kein Fehler, sondern eine auf S-Bahn-Netze abgestimmte Reisendeninformation. Das heißt, dass man auf der Stammstrecke wegen des sehr dichten Takts Positivkommunikation betreibt und daher Zugausfälle nicht kommuniziert werden.“ Diese Twitter-Unterhaltung hat das Portal s-bahn-chaos.de jüngst veröffentlicht.

Was sagt die Bahn dazu?

Ein Sprecher der S-Bahn erklärt, dass man im vergangenen Herbst damit begonnen habe, Ausfälle und Verspätungen nicht mehr anzusagen und anzuzeigen. Stattdessen werde darauf hingewiesen, wann die nächste S-Bahn fahre. So werde vor allem in Haltestellen auf der Stammstrecke, wo alle zweieinhalb Minuten ein Zug komme, verfahren, also im Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße. Entscheidend sei für die Kunden doch, dass sie erführen, wann der nächste Zug komme, argumentiert die Bahn. „Das ist die Information, die einem weiterhilft“, sagt der Sprecher. Gerade auf der viel befahrenen Stammstrecke habe es früher bei Betriebsstörungen zahlreiche Durchsagen gegeben, was die Fahrgäste eher verwirrt habe und von diesen als zu laut empfunden worden sei, so der Sprecher: „Wir haben uns für gezielte Informationen und eine Schallreduzierung entschieden."

Was meinen die Kritiker?

Auf dem Portal s-bahn-chaos.de wird gefordert, dass alle Verspätungs- und Ausfallinformationen kommuniziert werden. Gerade Fahrgäste auf der Stammstrecke hätten oft Fahrziele außerhalb und müssten über Unregelmäßigkeiten Bescheid wissen. Bei einer Online-Umfrage des Portals haben bisher 92 Prozent der mehr als 200 Teilnehmer für eine Rückkehr zum bisherigen Verfahren votiert.

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Warum wurden die Fahrpläne geändert?

Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens werden während der gesamten Sommerferien neun Weichen und Gleise auf der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen und Stuttgart-Rohr erneuert. Dazu kommt, dass an drei August-Wochenenden (10./11., 17./18. und 24./25.) wegen S-21-Arbeiten im Hauptbahnhof die S-Bahn-Rampe, die vom Gleisvorfeld in die unterirdische Station führt, gesperrt ist. Eigentlich sollten diese Arbeiten Anfang des Jahres, als an elf Wochenenden der S-Bahn-Verkehr eingeschränkt war, erledigt werden. Doch damals wurde die Bahn damit nicht fertig.

Wie fährt die S-Bahn am Wochenende?

Alle S-Bahn-Linien werden anders als gewohnt geführt. So enden und starten die S 4 (Marbach/Backnang), S 5 (Bietigheim) und S 6 (Weil der Stadt) im Hauptbahnhof oben. Die S 1, S 2 und S 3 sind geteilt und durch Extralinien ergänzt. Die S 1 fährt von Herrenberg ohne Halt ab Vaihingen über Hauptbahnhof oben nach Kirchheim/Teck. In der Gegenrichtung fährt die S 13 von Kirchheim/Teck über Hauptbahnhof oben ohne Halt bis Vaihingen nach Flughafen/Messe. Die S 2 fährt von Filderstadt zum Hauptbahnhof tief und vom Hauptbahnhof oben nach Schorndorf. In der Gegenrichtung verkehrt die S 21 von Schorndorf zum Hauptbahnhof oben und von Hauptbahnhof tief nach Herrenberg. Die S 3 fährt vom Flughafen bis Hauptbahnhof tief und von Bad Cannstatt bis Backnang. In der Gegenrichtung fährt die S 32 von Backnang bis Bad Cannstatt und von Hauptbahnhof tief bis Filderstadt.