China ist weiter auf Einkaufstour. Foto: viperagp - stock.adobe.com

Das Land verzeichnet 2017 eine Rekordzahl chinesischer Investitionen. Bosch und ZF verkaufen am meisten. Vor allem Automobil- und Maschinenbauer sind in Fernost begehrt.

Stuttgart - Ob die Bosch-Tochter Starter Motors Generators Holding oder der Arzneimittel-Anbieter Biotest: Deutsche Unternehmen standen für Käufer aus China im vergangenen Jahr hoch im Kurs. Die Investoren aus Fernost überwiesen umgerechnet 11,2 Milliarden Euro für Firmenübernahmen und -beteiligungen – knapp eine Milliarde mehr als 2016. Damit erreichte der Wert der Investitionen ein neues Rekordniveau. Das geht aus einer Studie der Beratungsgesellschaft EY hervor.

Mit 54 der 247 Firmenkäufe und -beteiligungen ist Deutschland in Europa die Nummer 1 der Investitionen – vor Großbritannien und Italien. Die Gesamtzahl der Käufe ging allerdings in Deutschland wie auch europaweit laut Studie um rund ein Fünftel zurück. „Die chinesischen Aufsichtsbehörden haben strengere Kontrollen für Übernahmen im Ausland eingeführt und Auflagen verabschiedet, um den Kapitalfluss ins Ausland zu kontrollieren“, heißt es. Aber auch die europäischen Verkäufer verlangten schon bei der Unterzeichnung des Kaufvertrags eine hohe Summe als Sicherheit. Yi Sun, China-Expertin von EY, rechnet aber nicht mit einem Einbruch der Käufe. „Wo sich interessante Gelegenheiten ergeben, stehen chinesische Investoren nach wie vor bereit.“

2017 standen vor allem die Industrieunternehmen im Fokus

Gegen den Trend erreichte in Baden-Württemberg auch die Zahl der chinesischen Investitionen ein Rekordhoch. Sie stieg auf zehn – drei mehr als im Vorjahr, wie das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) mitteilte. Das IW wertet ebenfalls die Investitionen chinesischer Firmen in Deutschland aus. Der Südwesten liege damit hinter Nordrhein-Westfalen auf Platz 2. Die größte Übernahme sei das Geschäftsfeld Fahrzeugbediensysteme von ZF Friedrichshafen mit 6000 Mitarbeitern gewesen. Hier investierte Luxshare geschätzt knapp eine Milliarde Euro. Zweitgrößter Posten ist der Verkauf von Boschs Startergeschäft an ein chinesisches Konsortium. Hier sollen rund eine halbe Milliarde Euro geflossen sein. 2017 waren vor allem die Industrieunternehmen im Fokus der Käufer aus China. Europaweit kauften sie 79 Unternehmen – 30 davon in Deutschland.

Trotz der Ankündigung neuer US-Strafzölle hat die chinesische Führung angekündigt, weiter für offene Märkte und Globalisierung einzutreten. „Wir werden uns auf ganzer Breite der Welt weiter öffnen“, sagte Liu He, der wichtigste Wirtschaftsberater von Präsident Xi Jinping, am Mittwoch auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. China werde Handelsbeziehungen vertiefen, Barrieren abbauen und Reformen der Wirtschaft vorantreiben. US-Wirtschaftsminister Wilbur Ross verteidigte die jüngsten US-Strafzölle auf Waschmaschinen und Solarpaneele. In Davos hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eindringlich vor einem Rückfall in Nationalismus und Protektionismus gewarnt. „Wir glauben, dass Abschottung uns nicht weiterführt.“