Cap-Märkte sind oft die letzten verbliebenen Läden in Quartieren. Für vier von ihnen steht derzeit alles auf der Kippe. Foto: Archiv Gottfried Stoppel

Am 25. Juni wird im Gemeinderat Neuhausen (Filder) entschieden, ob die Kommune den letzten Laden an der Marktstraße finanziell unterstützt. Von diesem Votum hängt auch viel für Kunden aus Stetten (Leinfelden-Echterdingen) ab.

Filder - Am 25. Juni steht in Neuhausen eine Entscheidung an, die auch für Menschen von Bedeutung ist, die in L.-E. auf der Weidacher Höhe leben. An diesem Abend wird der Neuhausener Gemeinderat entscheiden, ob die Gemeinde den Erhalt ihres Cap-Marktes an der Marktstraße mit 300 000 Euro unterstützen will – oder nicht. Danach wird auch klar sein, ob aus der Neuausrichtung der vier Cap-Märkte, die es im Kreis gibt, etwas werden kann – oder nicht.

Die Läden liegen in Stetten, in Ötlingen, in Notzingen und in Neuhausen. Dort arbeiten Menschen, die wohl sonst zum Kreis der Langzeitarbeitlosen gehören würden, weil sie woanders nur sehr schwer eine Arbeit finden würden. Viele der Mitarbeiter sind behindert, was auch bedeuten kann, dass sie unter einer Psychose leiden. Sie haben mitunter in jungen Jahren ihre Ausbildung nicht abgeschlossen und teils auch viele Klinikaufenthalte hinter sich.

Der Reha-Verein im Landkreis Esslingen ist der bisherige Träger der vier Läden, Betreiber ist die Filderwerkstatt. Die Märkte sollen aus wirtschaftlichen Gründen an eine gemeinnützige GmbH mit dem Namen W.I.R. (Wirtschaft, Inklusion, Region) übertragen werden. Das Ziel: Die Cap-Märkte mitsamt der Arbeitsplätze zu erhalten. Diesem Inklusionsbetrieb werden auch Menschen angehören, die bereits in der Vergangenheit die Geschicke der Cap-Märkte begleitet haben. Dennoch ist es ein Neuanfang, für den man sich finanzielle Unterstützung von Seiten von Leinfelden-Echterdingen, Kirchheim und Neuhausen erhofft hat. Denn in deren Gebiet liegen die Cap-Märkte, die die Nahversorgung im Quartier sichern.

Zu den Kunden gehören ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind, aber auch Familien, die gern Bioprodukte und Lebensmittel aus der Region auf dem Esstisch haben. In den Läden kaufen zudem Fördervereinsmitglieder und ideelle Unterstützer sein. Bio, sozial, nah: Das haben sich die Märkte auf die Fahnen geschrieben. Leinfelden-Echterdingen hat bereits zugesagt, einmalig eine Finanzspritze in Höhe von 150 000 Euro zu leisten, um die Zukunft des Cap-Marktes auf der Weidacher Höhe zu sichern. Kirchheim hat derweil Nein gesagt. Die Stadt hätte sich mit einer Summe von 300 000 Euro beteiligen sollen, das neue Konzept konnte dort allerdings nicht alle Entscheidungsträger überzeugen. Am Dienstag, 25. Juni, wird nun der Gemeinderat Neuhausen sein Votum abgeben.

In den Läden kaufen nicht nur ältere Menschen ein

In Sachen Neuausrichtung wurden Gespräche mit der Organisation Aktion Mensch sowie dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) geführt. Auch von dort erhofft man sich Zuschüsse. Zudem soll offenbar die Gemeinde Denkendorf ins Boot geholt werden. Bürgermeister Ralf Barth sagt dazu gegenüber unserer Zeitung: „Ja, wir befassen uns mit dem Thema.“ Und: „Wir haben Gespräche geführt.“ Da gebe es allerdings noch nichts Fixes zu vermelden.

Die Gemeinde Denkendorf geht womöglich mit ins Boot

In Denkendorf gibt es an der Berkheimerstraße einen Treff 3000. Die Discounter-Marke von Edeka wird es fortan nicht mehr geben. Der Laden wird schließen. Der Gemeinde Denkendorf liegt es am Herzen, dass es an dieser Stelle auch künftig einen Lebensmittelmarkt gibt. Möglicherweise wird aus dem Treff 3000 also ein Cap-Markt. Aber nur dann, wenn die geplante Neuausrichtung dieser Märkte umgesetzt werden kann.

Zurück nach Neuhausen: Es ist nicht das erste Mal, dass dort die Kommunalpolitiker über die Zukunft des Ladens sprechen. Das Thema wird vielmehr heiß diskutiert, und es gibt nicht nur Fürsprecher. Dennoch: Der Cap-Markt ist der einzige Lebensmittelladen, den es an der Marktstraße noch gibt. Er ist eine wichtige Anlaufstelle. Auf diese Situation hat die örtliche SPD im Vorfeld der Kommunalwahl hingewiesen und versprochen, sich weiterhin für den Erhalt dieses Marktes an dieser Stelle einzusetzen. „Dafür sind wir nach wie vor“, sagt Erich Bolich (SPD) unserer Zeitung.

Noch ist alles offen

Für Gabriele Probst (Initiative Grüne Liste) ist die Sache dagegen nicht ganz so einfach. „Das wird keine leichte Entscheidung“, sagt sie. Menschen mit Handicap wieder in Arbeit zu bringen sei eine lobenswerte Sache. Dennoch müsse gut abgewogenen werden, ob diese Art der Wirtschaftsförderung vertretbar sei. Zumal 300 000 Euro für die Gemeinde Neuhausen sehr viel Geld sei, das auch erwirtschaftet werden müsse.

Ähnlich argumentiert Marius Merkle von der CDU. „Für unsere kleine Gemeinde ist das eine große Summe.“ Dennoch werden die Christdemokraten der Finanzspritze zustimmen. Denn: „Neuhausen braucht einen Vollsortimenter in der Ortsmitte“, sagt er. Allerdings sollte der Laden mehr auf ältere Menschen, die Hauptkundschaft, ausgerichtet werden: große Preisschilder, Regale, die erreichbar sind und kleinere Portionspackungen. Ulrich Krieger (Freie Wähler) sagt: „Grundsätzlich wäre der Erhalt des Cap-Marktes in der Ortsmitte wünschenswert.“ Es gebe aber noch Fragen und Diskussionsbedarf.

Noch ist also alles offen. Fest steht, wenn Neuhausen genauso wie Kirchheim Nein sagt, ist die Neuausrichtung der Cap-Märkte vom Tisch.

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