Eine letzte Aktion der Hausbesetzer in der Reutlinger Kaiserstraße: Sie lassen am frühen Sonntagabend farbigen Rauch aufsteigen und räumen anschließend die Immobilie, die jahrelang leer gestanden war. Foto: Die Crew Foto:  

In Reutlingen ist das Besetzerkollektiv Die Crew nach vier Wochen freiwillig wieder ausgezogen. Es gab jede Menge Zusagen von Seiten der Stadt und selbst die Strafanzeige wird wohl zurückgezogen.

Reutlingen - Die Hausbesetzung in der Reutlinger Oststadt ist nach vier Wochen beendet. Das Kollektiv Die Crew ist am Sonntag wieder ausgezogen und froh darüber, dass der Protest gegen Leerstand in der Stadt Gehör gefunden hat. Besser hätte es nicht laufen können für die rund 15-köpfige Gruppe, die eine seit Jahren ungenutzte Immobilie der Wohnungsgesellschaft Reutlingen GWG, einer städtischen Tochtergesellschaft, besetzt hatte. „Uns wurde zugesagt, dass die Idee eines Nachbarschaftszentrums in der Kaiserstraße 39 geprüft wird“, sagt eine Sprecherin des Kollektivs. Außerdem hätten sich die Stadt und die GWG gegenüber der Forderung offen gezeigt, selbstverwaltete und solidarische Wohnformen in Reutlingen umzusetzen. Erleichtert zeigt sich die Sprecherin darüber, dass die GWG angekündigt hat, die Anzeige wegen Hausfriedensbruchs zurückzuziehen.

Wohlwollen zeigt OB Thomas Keck

Der Reutlinger Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) hatte von Anfang an Verständnis für das Anliegen der Hausbesetzer gezeigt. Das seien junge Leute, die den Finger in eine Wunde legten, gab er sich kompromissbereit. Die Gespräche zwischen dem Kollektiv, der GWG und Vertretern der Stadt seien konstruktiv verlaufen. Von einer polizeilichen Räumung hatte die GWG Abstand genommen.

Am frühen Sonntagabend packten die Hausbesetzer ihre Schlafsäcke ein und leerten die Kühlschränke, die sie wieder abtransportieren wollen. „Wir fühlen uns ein bisschen wehmütig und ein bisschen stolz“, sagt Eva, 30 Jahre alt. Sie war von der ersten Nacht an bei der Hausbesetzung dabei und ist noch immer erstaunt, wie viel positiven Zuspruch das Team erhalten hat. „Sogar die Junge Union ist vorbeigekommen und hat gesagt, dass das Thema Wohnraumschaffung wichtig ist.“ Außerdem sei das Kollektiv zu etlichen noch kommenden Veranstaltungen eingeladen worden, um über Wohnraummangel in Zeiten hoher Mietpreise und Immobilienspekulationen zu reden.