In der Maybachstraße kann an zwei Stellen Sauerwasser gezapft werden. Foto: Horst Rudel

Im Kreis Göppingen haben in diesem Sommer etliche Sauerbrunnen besonders gelitten. Einige wurden sogar zeitweise geschlossen.

Kreis Göppingen - Ob in Göppingen, in Jebenhausen oder in Eislingen – mancherorts im Filstal wurden in den vergangenen Monaten die beliebten Sauerwasserbrunnen zeitweilig stillgelegt. Der Göppinger Marktplatzbrunnen ist seit Juli außer Betrieb, weil laut der Stadt eine Rohrverbindung undicht ist. Zuvor waren bei einer Untersuchung coliforme Bakterien gefunden worden. Eine einfache Reinigung der Leitung ist nicht möglich, weil der Durchmesser des beschädigten Rohres zu gering ist, um mit einem Roboter von innen ranzugehen. Es sei eine Reparatur von außen erforderlich. „Ein Angebot dafür wurde nachgefragt“, teilt der Sprecher der Stadt, Olaf Hinrichsen, mit. Aus den bekannten Mineralbrunnen nicht genießbares Wasser fließen zu lassen, komme selbst mit dem Hinweis „Kein Trinkwasser“ nicht in Betracht, da dieses Schild vermutlich häufig nicht wahrgenommen oder eben nicht beachtet werde, ergänzt er.

Es sind aber nicht allein Verunreinigungen, die zur Stilllegung von Brunnen führen. Schon seit Längerem ist das Brunnenhäusle in der Oberhofenanlage außer Betrieb. Dort sei eine Generalsanierung geplant, der Zeitpunkt stehe aber noch nicht fest, sagt Hinrichsen. Der Brunnen in Jebenhausen läuft ebenfalls seit Monaten nicht. Laut dem Wasserlieferanten Aqua Römer gibt es ein Leck in der Zuführungsleitung zur Trinkstelle. „Wir sind noch auf der Suche“, erläutert eine Sprecherin. Wann das Leck repariert werde, sei deshalb zurzeit noch nicht abzusehen.

Keine Hinweise auf einen generell zurückgehende Schüttung

Die von der Quelle beim Freibad gespeisten Entnahmestellen sprudelten dagegen den ganzen Sommer über – mehr oder weniger. Zwei Zapfhähne befinden sich an der Maybachstraße, ein Brunnen mit drei Wasserspeiern steht im Freibadpark. Zwei weitere Entnahmestellen gibt es innerhalb des Freibads. Im Sommer wurde deutlich weniger Wasser ausgeschüttet. „Es gibt aber keine Hinweise auf eine generell zurückgehende Schüttung der Sauerwasserquellen. Das sind immer Einzelfälle“, betont Hinrichsen.

Probleme mit verunreinigten Brunnen kennt indes nicht allein Göppingen. Auch in Eislingen gibt es zwei Mineralwasserquellen, von denen eine kurzzeitig im Sommer ebenfalls gesperrt wurde. In dem Wasser aus dem Barbarossabrunnen in der Poststraße, hinter dem Feuerwehrmagazin, hatte ein Prüflabor vor den Sommerferien während einer Routineuntersuchung ebenfalls eine Verunreinigung durch coliforme Bakterien festgestellt. Durch dreimaliges Spülen und Chloren der Leitung zwischen dem Feuerwehrmagazin und dem Zapfhahn des Brunnens wurde die Verunreinigung rasch beseitigt, erklärt die Sprecherin des Rathauses, Heike Rapp. Eine Ursache für die Keime könnten die hohen Temperaturen im Sommer gewesen sein, vermutet sie.

Am Geschmack des Sauerwassers scheiden sich ohnehin die Geister. Während die einen das Nass kistenweise abfüllen und auf die heilenden Kräfte des eisenhaltigen Wässerchens schwören, kriegen andere die ungewöhnlich riechende und ebenso schmeckende Flüssigkeit nicht runter. Dass das Wasser tatsächlich heilende Kräfte hat, wie Fans meinen, ist zumindest wissenschaftlich nicht belegt. Einen guten Grund es zu trinken gibt es dennoch: Das erfrischende Getränk aus dem örtlichen Brunnen kann kostenlos abgefüllt werden.

Die Sauerbrunnen werden in Intervallen kontrolliert

Im Auftrag der Stadt überprüft die Energieversorgung Filstal (EVF) regelmäßig die Wasserqualität der städtischen Mineralbrunnen in Göppingen. Das Wasser wird routinemäßig einmal im Quartal auf bakteriologische Belastungen untersucht. Einmal jährlich gibt es eine chemische Vollanalyse durch ein externes Labor. In Eislingen werden die Brunnen alle zwei Monate von einem externen Labor untersucht.

Dass im Fall der Verunreinigungen die betroffenen Brunnen geschlossen wurden, kommt nicht von ungefähr. Coliforme Bakterien, wie sie in Göppingen und Eislingen gefunden wurden, können zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Werden nur geringe Mengen der Bakterien aufgenommen, treten aber in der Regel keine Folgen ein. Immerhin leben die Bakterien auch im menschlichen Darm, wo sie für die Verdauung benötigt werden. Gelangen jedoch zu viele Bakterien in den Darm, reagiert der Körper in der Regel mit Durchfall. Gefährlich kann es allerdings werden, wenn die Keime in die Blutbahn, ins Gehirn oder in die Lunge gelangen. Dann drohen Entzündungen.

Im Jahr 1404 wurde ein Göppinger Mineralbrunnen zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es handelte sich dabei um eine stark schwefelhaltige Quelle, die bis in die Gegenwart als Sauerbrunnen bezeichnet wird. Heute gibt es in Göppingen sechs öffentliche Stellen, an denen das Wasser entnommen werden kann.