Die Corona-Einschränkungen werden gelockert – und auch die Wohnungseinbrecher halten wieder nach neuen Objekten Ausschau. Foto: dpa/Horst Ossinger

Dass die meisten Bewohner in ihren Wohnungen bleiben, ist für Einbrecher hinderlich. Doch offensichtlich locken des Nachts gekippte Fenster die dunklen Gestalten wieder an.

Stuttgart - Es rüttelt und knackst wieder an den Fenstern und Türen: Auch die Wohnungseinbrecher scheinen ihren Lockdown der vergangenen Wochen wieder zu beenden. Im April hat es in Stuttgart fast zwei Drittel weniger Einbrüche als im Jahr davor gegeben. Das scheint vorbei zu sein: In der Nacht zum Dienstag haben sich unbekannte Täter beispielsweise in Degerloch herumgetrieben. Dass in Coronazeiten die meisten Bewohner zu Hause sind, scheint die Täter nicht länger abzuschrecken.

So gab es in der Wolfschlugener Straße in Degerloch seltsame Geräusche. Ein Unbekannter hatte dort am Dienstag gegen 0.35 Uhr ein Wohnhaus ins Visier genommen. „Dort war ein Fenster etwas gekippt“, sagt Polizeisprecherin Meret Sigle, „und das hat ein Täter aufzudrücken versucht.“ Glücklicherweise wurde die 39-jährige Bewohnerin durch den Lärm geweckt. Sie schrie einen Täter an, und zwei Männer rannten daraufhin weg. Die Polizei fahndete – allerdings waren der oder die Täter schnell über alle Berge.

Geräusche wecken die Bewohnerinnen

Lange dürften die Einbrecher von dem zeitweiligen Polizeiaufgebot in Degerloch nicht abgeschreckt worden sein. Denn gegen 2.30 Uhr gab es den nächsten Vorfall – diesmal in der Jahnstraße. Einbrecher drangen übers Küchenfenster in das Einfamilienhaus ein. Offenbar wurde drinnen einfach gestohlen, was dem oder den Tätern in die Hände fiel. „Zigaretten und persönliche Gegenstände im Wert von mehreren Hundert Euro“, sagt Polizeisprecherin Sigle. Auch in diesem Fall wurde die 48-jährige Bewohnerin wach. Die Täter mussten wohl überstürzt flüchten – und entkamen über die Terrassentür. Eine Polizeifahndung blieb auch hier erfolglos.

Damit scheinen Wohnungseinbrecher langsam wieder mutiger zu werden – wobei weniger Mut als vielmehr Dreistigkeit der richtige Begriff wäre. Die Polizei und die Stuttgarter Bewohner hatten während der Zeit der rigiden Corona-Einschränkungen relative Ruhe gehabt. Statt der sonst üblichen etwa 30 Fälle in einem April waren es nun etwa ein Dutzend. Auch in der Region sind Meldungen über Wohnungseinbrüche deutlich zurückgegangen.

Täter halten nach gekippten Fenstern Ausschau

Es gilt also wieder aufmerksam zu sein. Dabei scheinen abends und nachts gekippte Fenster sehr verlockend zu sein. Das zeigte sich auch am 21. April bei einem Wohnungseinbruch in der Hauptstätter Straße in der Innenstadt, wo ein Eindringling im Hinterhof eines Wohnhauses in eine Erdgeschosswohnung kletterte. Es war einer der wenigen Einbrüche überhaupt nach der Einführung der strikten Corona-Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum.

Glücklicherweise hatte eine Zeugin den Vorgang beobachtet und die Polizei alarmiert. Die Beamten erwischten einen 39-Jährigen, der sich mit mehreren Schmuckstücken aus dem Staub machen wollte. Der Mann, der in Deutschland keinen festen Wohnsitz hat, wurde festgenommen und einem Richter vorgeführt, der Haftbefehl erließ.

Auch der Keller verspricht reichlich Beute

Manchmal reicht den Tätern aber auch nur der Zutritt in die Kellerräume. So versuchten drei Eindringlinge am Montag gegen 19.25 Uhr in der Landhausstraße in der Innenstadt ein Kellerabteil aufzubrechen. Die Polizei vermutet in diesem Fall, dass sich die Täter hinter einem Bewohner durch die noch zufallende Haustür ins Gebäude geschlichen hatten. Danach bohrten sie die Zugangstür zu den Kellerräumen auf und versuchten eine Holztür eines Abteils zu knacken. Glücklicherweise wurden sie von einem 59-jährigen Bewohner ertappt – und flüchteten mit einem weißen Kastenwagen.

Bei einem der Täter handelte es sich um einen etwa 40 Jahre alten, 1,80 bis 1,85 Meter großen und kräftigen Mann mit schulterlangem, ungepflegtem Haar. Seine beiden Komplizen sollen etwas jünger und etwas größer gewesen sein. Beide haben kurze, helle Haare und waren jeweils mit einem weißen T-Shirt und einer Jeans gekleidet. Nach Eindruck des Zeugen unterhielten sie sich mutmaßlich in einer osteuropäischen Sprache. Hinweise werden über Telefon 0711/ 8990-3200 erbeten.