Kinder und Frauen warten im Südsudan auf Hilfslieferungen. Hilfe in dem armen Land ist dringend notwendig. Foto: dpa/Modola

Wie kann ein Ortschaftsrat eines Teilortes von Ditzingen in Afrika helfen? Ganz einfach, mit einem solarbetriebenen Brunnen in einem Dorf. Doch zunächst waren manche skeptisch, ob das klappt.

Ditzingen - Die Hirschlander Ortsvorsteherin Barbara Radtke ist immer noch überrascht und überwältigt. Was mit einem Gedanken im Ortschaftsrat begann, hat sich inzwischen zu einem Spendenprojekt entwickelt, das sich in dieser Dimension niemand hätte vorstellen wollen: Die Hirschlander finanzieren einen so genannten Solarbrunnen im Südsudan – also eine mit Sonnenenergie betriebene Wasserpumpe in einem Dorf.

Sie wollen zudem sicherstellen, dass der Brunnen auch repariert wird, sollte dies einmal nötig werden. „Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet“, sagt die Ortsvorsteherin Radtke. Sie habe insgeheim eher die Befürchtung gehabt, dass sich ihr Gremium mit dem Beschluss zu weit aus dem Fenster gelehnt hat: „Aber irgendwann war es ein ganz stimmiges Bild.“ Die Sorge nahmen ihr die Hirschlander – und der Afrika-Freund Rainer Gessler, der auch im Kreistag sitzt. Zufällig hat sie ihn getroffen und begeistert.

Im Sudan ist der Brunnen nicht Kunst, sondern existenziell

Die Hirschlander sollten zum Ortsjubiläum einen Brunnen bekommen. Doch Frank Hagenlocher wollte es nicht dabei belassen. Der Agraringenieur und Freie-Wähler-Rat erinnerte an den heißen Sommer, der die Felder habe austrocknen lassen. Oder an die Ursachen von Flucht und deren Auswirkungen. Gleichwohl sei Hirschlanden in seiner Siedlungsgeschichte vergleichsweise stark von Wohlstand geprägt gewesen. So fragte er: „Warum deshalb nicht dort einen Brunnen bauen, wo er nicht Kunst, sondern von existenzieller Bedeutung ist?“

Die Idee faszinierte nicht nur den Ortschaftsrat. Über Kontakte zu einem Missionar aus dem Südsudan, der heute in Vaihingen/Enz lebt, aber auch intensive Kontakte nach Hirschlanden hat, wurde die Überlegung konkret. In der Heimatregion von Joseph Lokudu, etwa 80 Kilometer von der Hauptstadt Juba entfernt, soll der Brunnen gebaut werden. Lokudu reiste dieser Tage abermals dorthin. Was im Ort Langabu zunächst als einfacheres Modell geplant war, wird nun ein Solarbrunnen für rund 16 000 Euro.

Sogar Schüler sammeln 1000 Euro

Nach wenigen Monaten hatten die Hirschlander 15 000 Euro zusammen: Viele kleine Spenden – Festerlöse – und auch eine Großspende von 3000 Euro. Doch allein 1000 Euro hat auch die Theodor-Heuglin-Schule beigesteuert. „Alle Klassenstufen sind im vergangenen Vierteljahr daran beteiligt gewesen“, sagt der Schulleiter Jörg Fröscher. In kleinen oder größeren Gruppen warben sie etwa bei einer Projektprüfung auf einem Wochenmarkt dafür oder machten eine Altpapiersammlung. Auch das Pfandgeld aus dem Getränkeverkauf floss mit ein.

Rund 920 Euro kamen auf diese Weise zusammen. „Aus dem Ertrag der Solaranlage auf dem Schulgebäude hat die Schulverwaltung den Betrag aufgerundet“, berichtet Fröscher. Bei einer Schulveranstaltung wurde der Scheck dann an die Ortsvorsteherin überreicht. Sie habe die Summe vorher nicht gekannt, beteuert Radtke, die umso erstaunter gewesen ist.

Wie kann der Brunnen repariert werden?

Doch auch der Schulleiter hätte nicht mit dieser hohen Summe gerechnet: „Das Ergebnis hat mich auch überrascht.“ Es sei eine gute Sache gewesen, um die Schüler an dem Projekt zu beteiligen, sagt Fröscher. Doch damit wollen es die Schüler nicht belassen. Sie haben schließlich einen besonderen Bezug dazu: Auch der Namengeber ihrer Schule, der Naturwissenschaftler Theodor von Heuglin hielt sich im 18. Jahrhundert im Südsudan auf.

Die Schüler hatten auch die Idee sicherzustellen, dass die Reparaturen an dem Brunnen bezahlt werden können. Wie das genau geht, das soll mit dem Ortschaftsrat noch besprochen werden.