25.000 Eisbären gibt es noch auf der Erde. Aber die Tiere sind – wie dieses auf einer Eisscholle in der Arktis – durch die Erhitzung der Erdatmosphäre und die Eisschmelze bedroht. Foto: dpa/Ulf Mauder

Am 31. Dezember geht das zweite Jahrzehnt des Jahrtausends zu Ende. Dies waren die sieben wichtigsten politischen Themen und Trends zwischen 2010 und 2019.

Stuttgart - Das erste Jahrzehnt dieses Jahrtausends war geprägt durch die Terroranschläge 2001, die Kriege in Afghanistan und im Irak sowie die Bankenkrise. Aber was waren die Themen und Trends des zweiten Jahrzehnts? Hier sind die sieben wichtigsten:

1. Billiges Geld

Auf die Bankenkrise folgt mit großer Wucht die Staatsschuldenkrise. Vor allem der Euroraum mit Griechenland, Spanien, Portugal und Italien kommt unter Druck. Die Staatenlenker und ihre Zentralbanken antworten mit riesigen Rettungsschirmen und einer Politik des billigen Geldes. Unter der Niedrigzinspolitik werden vor allem Kleinsparer in Europa noch lange leiden.

2. Arabien in Aufruhr

Massenunruhen in Tunesien am 17. Dezember 2010 lösen eine Kettenreaktion aus: In immer mehr arabischen Staaten kommt es zu Protesten und Aufständen gegen die Herrschenden. Doch das Aufbegehren führt nur ganz selten zu mehr Demokratie und mehr Gerechtigkeit, in den allermeisten Fällen folgen noch härtere Repression oder offene Bürgerkriege. In diese mischen sich zudem äußere Mächte ein – in Libyen genauso wie im Irak und in Syrien. Hunderttausende Menschen finden den Tod. Und das Sterben geht weiter.

3. Terror

In den von Bürgerkriegen gezeichneten Staaten des Nahen Ostens, aber auch in Afrika bilden sich Terrorgruppen wie der Islamische Staat oder Boko Haram. Deren Gewalt richtet sich nicht nur nach innen, er strahlt aus bis in die westlichen Gesellschaften. Viele Länder werden das Ziel von islamistisch motivierten Attentätern. Gleichzeitig erschüttern Anschläge von rechtsextremen und islamophoben Terroristen die westliche Welt – wie 2019 in Christchurch, Neuseeland.

4. Flüchtlingswellen

Die Kriege und Krisen treiben immer mehr Menschen dazu, ihr Heimatland zu verlassen – selbst wenn sie dabei ihr Leben riskieren müssen, wie beim Weg über das Mittelmeer auf überfüllten und seeuntüchtigen Schlauchbooten. Zur Mitte des Jahrzehnts kommt es zu einer europaweiten Flüchtlingskrise, in dessen Folge sich die EU nach außen immer mehr abschottet.

5. Klimawandel

Möglicherweise sind diese Flüchtlingsbewegungen nur ein Vorgeschmack auf künftige Völkerwanderungen, die durch die anhaltende Erhitzung der Erdatmosphäre und ihre Folgen ausgelöst werden. Der Klimawandel und seine Bekämpfung: Das ist zum Megathema dieses Jahrzehnts geworden. Niemand auf dem Globus ist davon unberührt – auch jene nicht, die den Klimawandel leugnen. Und Rettung gibt es nur, wenn die Lösung weltweit angegangen wird.

6. Triumphzug der Populisten

Flüchtlinge, Wirtschaftskrisen, Zukunftsängste – diese ungute Mixtur führt in vielen Gesellschaften zu einem Erstarken populistischer und nationalistischer Kräfte. Wie Donald Trump in den USA, Viktor Orbán in Ungarn und Jair Bolsonaro in Brasilien übernehmen sie die Macht. Eine häufige Nebenwirkung: Die gesellschaftlichen Spannungen in den betroffenen Ländern nehmen weiter zu.

7. Soziale Netzwerke

Das rasante Tempo, in dem sich der Populismus ausbreitet, wäre ohne Facebook & Co. nicht möglich. Die sozialen Netzwerke funktionieren wie Brandbeschleuniger für ohnehin aufgeheizte Öffentlichkeiten. Der politische Diskurs in den westlichen Demokratien wird ruppiger, teilweise brutal.

Die ewige Merkel

Neben all diesen Umbrüchen und Aufbrüchen gab es aber eine Konstante: Als das Jahrzehnt am 1. Januar 2010 begann, war Angela Merkel deutsche Regierungschefin. Am 31. Dezember 2019, wenn sich dieses Jahrzehnt verabschiedet, ist sie es immer noch.