Wer miteinander spricht, wird sich am Ende verstehen: Sprachwissenschaftlerin Mariya Laykova aus Weil der Stadt. Foto: Jürgen Bach/Jürgen Bach

Mariya Laykova aus Weil der Stadt bringt Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern Deutsch bei. Für sie ist das auch Friedensarbeit.

Sprache ist für sie nicht nur ein Mittel der Verständigung, sondern auch ein Mittel zur Völkerverständigung. Und damit ein Instrument für den Frieden. Nicht nur deshalb beherrscht Mariya Laykova gleich fünf Sprachen. Die gebürtige Bulgarin ist fasziniert von den unterschiedlichen Wegen, sich auszudrücken.

Für die promovierte Sprachwissenschaftlerin ist das nicht nur ein wissenschaftliches Thema. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingskindern und anderen Zugereisten Deutsch beizubringen. In Leonberg unterrichtet sie Deutsch für Erwachsene, in Sindelfingen-Maichingen hat sie eine Klasse mit Zwölf- bis Sechzehnjährigen; jeweils zur Hälfte sind es junge Menschen aus der Ukraine und aus der arabischen Welt.

Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Kulturkreise spielt in diesem Alter noch keine große Rolle, hat Laykova beobachtet: „Sie helfen sich gegenseitig.“ Mit Erfolg: Der Notendurchschnitt in der Klasse, so erzählt sie nicht ohne Stolz, liege bei 2,7.

Das Erlernen der deutschen Sprache ist eine besonders schwere Hürde, aber eben nur eine. „Die Menschen, die aus der Ukraine kommen, sind sehr verunsichert“, sagt Mariya Laykova. „Sie kennen die deutschen Regeln und Gepflogenheiten nicht und haben Angst, etwas Falsches zu sagen. Die Kinder sind oft sehr unruhig.“

Menschen aus der Ukraine sind hoch motiviert

Trotzdem stellt die 46-Jährige, die in Weil der Stadt lebt, bei den Jugendlichen und den Frauen aus der Ukraine – die Männer dürfen nicht ausreisen – eine hohe Motivation fest, in Deutschland Fuß zu fassen: „Sie sind beim Deutschlernen sehr fleißig. Viele können sehr schnell Sätze und Nebensätze bilden. Und die meisten Jugendlichen wollen unbedingt hier eine Ausbildung machen.“

Mariya Laykova belässt es nicht nur bei der Sprachvermittlung. Sie hilft den Menschen ganz praktisch, etwa bei Behördengängen oder dem Kontakteknüpfen. Im vergangenen Sommer hatte sie Ralph Kaisser vom Verein der Leonberger Hunde zur Seite gestanden. Er war über Facebook auf zwei geflüchtete Frauen mit Kindern gestoßen, die in ihrer Heimat selbst einen Leonberger Hund hatten. Ralph Kaisser ging für sie auf die Suche nach einer Bleibe, Mariya Laykova übersetzte. Heute haben die Frauen mit ihren Kindern eine kleine Wohnung, alle können schon recht gut Deutsch.

Das ist nur ein Beispiel, wie die Bulgarin, die lange in Moskau gearbeitet hatte, im Alltag hilft. Um die Berührungsängste abzubauen, gehörte Laykova vor einigen Jahren zu den Mitbegründern des Deutsch-Russischen Vereins Baden-Württemberg, der Anlaufstelle für Ukrainer, Russen und Deutsche gleichermaßen ist und Kultur-, Sprach und Begegnungsprogramme unterstützt.

Doch im Mittelpunkt steht für sie die Sprachvermittlung. Dafür hat die Sprachwissenschaftlerin eine besondere Methodik entwickelt: Bei „Move Multilingual“ werden zwei Sprachen gleichzeitig gelernt. „Das Gehirn wird so stärker trainiert, am Ende fällt das Lernen leichter.“ Und wer miteinander spricht, davon ist Mariya Laykova überzeugt, versteht sich am Ende auch.